Hannover Messe

Hannover Messe 2024: KI in der Industrie ist längst Standard

Auf der weltgrößten Industrie-Messe in Hannover ist KI kein Hype. KI und Machine Learning steckt einfach schon längst in den Prozessen.

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Eingang zur Hannover Messe

Eingang zur Hannover Messe

(Bild: emw)

Lesezeit: 5 Min.

In Hannover ist die Hannover Messe gestartet. Es ist die wichtigste Industrie-Messe Deutschlands und weit darüber hinaus. Zu den Schwerpunkten der Messe gehören die Themen Energie, Mobilität, Wasserstoff und klar, Künstliche Intelligenz. Von der ist dann aber überraschend wenig zu sehen.

Zu den Ausstellern gehören Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Bundesländer, Ministerien, die sich mit Elektrotechnik und Maschinenbau beschäftigten. Traditionell hat der Bundeskanzler Olaf Scholz zum Auftakt am heutigen Montag einen Rundgang gemacht – und von den Chancen Künstlicher Intelligenz gesprochen. Auch Messechef Jochen Köckler hatte bereits im Vorfeld gesagt, KI sei der Schlüssel zu einer wettbewerbsfähigen und nachhaltigen Industrie.

Schon im Eingangsbereich des Messegeländes steht ein Werbeschild von Google: Da heißt es "The Hype is over. AI is here", also, der Hype ist vorbei, KI ist bereits hier. Tatsächlich haben auch Google und Microsoft, wie zu erwarten, KI in Großbuchstaben an ihren Ständen. Doch während die beiden KI-Primusse den Hype befeuern, sind die anderen Aussteller wesentlich nüchterner.

Stattdessen gibt es Roboterarme noch und nöcher. Ein jeder mit seiner Spezialfähigkeit, besonders zart, besonders groß, besonders schwer heben, besonders gelenkig. Auch Rollen und Räder sieht man mehr als die Buchstaben KI. Rollen aus Hartplastik, Rollen aus weicheren Materialien. Stahl ist ein großes Thema sowie Wasserstoff. Von dem hat das Partnerland Norwegen nämlich reichlich. Und er kann genutzt werden, um die Produktion und Fertigung zu betreiben. Auch Mobilität und Energie sind prominenter vertreten als KI.

Doch wer nun meint, die Industrie habe das Thema KI verschwitzt, der irrt. Ganz im Gegenteil ist KI und Machine Learning in den Prozessen einfach schon so lange integriert, dass es kaum mehr erwähnenswert ist. Längst können Produktionsprozesse mittels KI überwacht werden. KI findet defekte Schrauben, KI sortiert defekte Produkte vom Fließband aus, KI warnt, wenn ein Mitarbeiter ohne passende Warnweste einen Bereich der Produktionsstätte betritt, KI wertet Prozesse aus. Für das Fachpublikum der Hannover Messe ist das in großen Teilen Standard.

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Dennoch können Prozesse auch mittels KI noch weiter verbessert werden. Das Deutsche Forschungszentrum für KI zeigt beispielsweise das Forschungsprojekt KI4ETA. Leonard Kunz, wissenschaftlicher Mitarbeiter, erklärt, es geht dabei um die "dynamische intelligente Maschinensteuerung". Das Projekt ist vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert. KI wird eingesetzt, um Daten mittels virtueller Sensoren und Roboter in Prozessen zu erfassen und auszuwerten. Die Informationen dienen dann wiederum der Steuerung von Maschinen. Das Ziel: Energiekosten senken – etwa durch Anpassungen der Produktionsaufträge, aber auch durch Anpassung an dynamische Energiepreise. Zu den Testpartnern gehören etwa Bosch und ein Schraubenhersteller.

Siemens versucht den Sprung von der Industrie-KI zur generativen Hype-KI zu machen. Auf dem Stand gibt es Talks mit beispielsweise Microsoft, in denen es freilich auch um den Einsatz des Copilots geht. "AI for everyone? Wie die gesamte Wertschöpfungskette von KI profitieren kann". Peter Koerte, CTO und CSO der Siemens AG, benennt die drei großen Herausforderungen generativer KI: Large Language Models seien oft zu groß, entsprechend müsse man an passenden, lokalen Small Language Models arbeiten, sie müssen multimodal sein, also mehr als nur Sprache können, und freilich bedarf es Lösungen für die Halluzinationen. KI werde die Mitarbeiter unterstützen, aber nicht ersetzen, betont Koerte, ebenso, wie dass Sicherheit in der Industrie oberste Priorität sei. Microsofts Ulrich Homann, Corporate Vice President + AI, klingt dann schon eher wie die derzeit bekannten KI-Hoffnungen: Die letzten 50 Jahre hat sich der Mensch bemüht, den Computer zu verstehen, nun wird die nächsten 50 Jahre der Computer verstehen müssen, wie der Mensch funktioniert.

Auf dem Stand von Microsoft zeigen einige Partner ihre KI-Anwendungen. Auch da geht es beispielsweise darum, wie KI helfen kann, Prozesse zu optimieren. Der Copilot zieht auch in die industriellen Anwendungen. Ein Anwendungsfall, ein Walkie-Talkie, das dank KI in fast Echtzeit übersetzen und dadurch in Notfallsituationen sogar Leben retten kann. Google ist mit seinen Cloud-Diensten vor Ort sowie Partnern aus der Wirtschaft.

37 Prozent der industriellen Entscheider in Deutschland zeigen sich laut einer repräsentativen Umfrage Microsofts überzeugt, dass generative KI den digitalen Wandel in ihren Unternehmen beschleunigen kann. Das sei ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr. 2023 waren es noch 29 Prozent. Die befragten 1500 Entscheider hoffen mehrheitlich auf Effizienzsteigerungen, Kosteneinsparungen sowie höhere Produktivität.

(emw)