Hell und Dunkel: Die Bilder der Woche KW 11
In dieser Woche zeigen wir, wie man die Wirkung von Kompositionen durch einen hellen oder dunklen Bildstil beeinflussen kann.
Haubenmeise
(Bild: Lightpix84)
- Tom Leon Zacharek
Bilder mit vielen dunklen Elementen können geheimnisvoll, nostalgisch oder ruhig wirken. Helle Fotos hingegen strahlen Lebensfreude aus und vermitteln eine gute Stimmung. Ähnlich verhält es sich mit dem Unterschied zwischen Schwarzweiß und Farbe. Ohne Farbe wirkt eine Aufnahme ruhig, mit Farbe wird sie belebt.
Wie man die Gestaltung angeht, hängt davon ab, was man mit dem Foto erreichen will und welche Stimmung zu der aufgenommenen Szene passt. Die Bilder dieser Woche zeigen verschiedene Ansätze, die unsere Galeriefotografen gewählt haben.
(Bild: RicSti)
In seinem Bild Fahrrad setzte Richard Stinauer (RicSti) auf eine dunkle Bearbeitungsweise. Dazu schreibt er uns: "Während eines [...] Spaziergangs durch München machte ich kurz zuvor ein Foto von 14 gleichen Mieträdern, die in Reih und Glied geparkt waren. Im Gegensatz dazu wirkten die Optik des betagten Rennrads und der ungewöhnliche Abstellort auf mich wie ein Fehlersuchbild. Mit dem dunklen 'Moody Look' habe ich versucht, den Fokus auf das Rad und den Türgriff zu setzen."
(Bild: NilsSch)
Auch Galeriefotograf Nils Schulte-Jokiel (NilsSch) nutzte für sein Foto London street vorwiegend dunkle Elemente, die durch das Gegenlicht entstanden. Dazu schrieb er: "Für die Aufnahme nutzte ich die Gelegenheit, als die Sonne den Londoner Regen vertrieb. Spiegelungen auf der Straße bilden ein spannendes Gestaltungselement und das harte Licht ließ Personen zu Silhouetten werden. Dies war die 'Bühne', zu der mir jedoch noch ein Element fehlte: Die Idee war, die zahlreich vorbeilaufenden Personen durch ein Element 'einzurahmen'. Dazu kann man beispielsweise durch die Beine sehr nah vorbeilaufender Personen hindurch fotografieren oder wie in diesem Fall mit etwas Glück [...] durch die Speichen eines Motorrades. Wichtig ist es mir zudem, durch die Wahl der Perspektive möglichst wenig störende Elemente in das Bild aufzunehmen."
(Bild: Stephan Gläser)
Während einer Städtereise nach Dresden entstand das Foto Altstadt Dresden von Stephan Gläser. Er setzt auf dunkle Bildelemente, die vor allem durch die Vignettierung zustande kommen. Der Blick des Betrachters wird in die Mitte gelenkt und der Übergang zwischen den beiden Gebäuden hervorgehoben. Darüber hinaus ist ein starker Kontrast zum hellen Hintergrund zu sehen, der den Fokus zusätzlich verstärkt. Durch die Bearbeitung in Schwarzweiß kommen auch die hellen und dunklen Elemente besser zur Geltung.
(Bild: SonyAlpha380)
Viel Farbe prägt das Bild Elbbrücke im Sonnenuntergang von Jens Kerber (SonyAlpha380). Der Verlauf zwischen hellem Vorder- und farbigem Hintergrund führt den Blick sehr schön durch die Aufnahme und verleiht ihm eine ruhige Stimmung. Kerber beschreibt, wie sein Bild entstand: "Am 23.02.24 […] deutete sich ein schöner Sonnenuntergang an und so ging es fix an die Elbe. Dort angekommen, musste ich mich durch das vor Kurzem zurückgegangene Hochwasser durch eine dicke Schicht Schlamm bis zur Buhne kämpfen. Stativ und Kamera aufgebaut und dann ging es auch schon los, mit dem immer roter werdenden Sonnenuntergang. Ich probierte einige Einstellungen in Sachen Belichtung und Zeit und so kam es zu diesem wunderschönen Foto. Das Naturschauspiel mit der extremen Rotfärbung am Himmel und der Spiegelung im Wasser war innerhalb von zehn Minuten vorbei."
(Bild: Lightpix84)
Tino Weigelt (Lightpix84) setzt in seiner Aufnahme Haubenmeise, sowohl im Hintergrund als auch beim Vogel an sich, auf viele helle und kräftige Farben, die das Bild beleben. "Ich war eine Woche vorher mit meiner Tochter und den Fahrrädern im Wald unterwegs, da sah ich schon von Weitem, dass sich viele Vögel an einer Sitzgelegenheit tummelten. Hier hatte jemand eine kleine Futterstation angelegt", erinnert sich der Fotograf. "Eine Woche später passte das Wetter, also bin ich mit dem Fahrrad und meiner [...] Ausrüstung zu dem Ort gefahren. Es dauerte etwas, bis sich die Vögel an mich gewöhnt hatten, aber ab dann war die kleine Futterstation gut besucht. Ich stellte die Kamera mit dem Teleobjektiv auf Dauerfeuer und der erste Vogel, den ich erwischt hatte, war zu meiner Verwunderung die Haubenmeise. Ich wartete noch eine Stunde, aber die Haubenmeise tauchte nicht mehr auf."
(Bild: vanthom)
Auch das Bild Strandurlaub des Galeriefotografen vanthom zeichnet sich durch viele kräftige Farben und eine helle Belichtung aus. Der Clou an dieser Aufnahme ist jedoch die provokante und freche Idee, den Badeanzug der Frau auf einer Wäscheleine zwischen ihren Füßen zu platzieren, um den Blick des Betrachters zu versperren. Ein kreativer Ansatz, der gut mit aufreizenden Elementen spielt.
(Bild: Wolfgang Görgen)
Tauben im Flug von Wolfgang Görgen zeigt Vögel vor einem weißen Hintergrund. Die wenigen Punkte, an denen sich der Blick orientieren kann, machen das Bild ungewöhnlich. Die große, leere Fläche in der Mitte wirkt deplatziert. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb schaut man genauer hin. Denn nicht jede Aufnahme muss dem gleichen Muster folgen, Regelbrüche machen manches Foto erst interessant.
Alle "Bilder des Tages" der vergangenen Woche finden Sie in unserer Bilderstrecke:
Die Bilder der Woche KW 11 (7 Bilder)
(Bild: RicSti)
(cbr)
