Linux 5.5 freigegeben: Wireguard-Fundament und Performance-Verbesserungen

Seite 6: HDCP-Support bei AMD und Treiberverbesserungen zum Stromsparen

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Durch Detailverbesserungen am Treiber Amdgpu läuft die am 21. Januar vorgestellte Radeon RX 5600 mit Linux 5.5. Damit das klappt, muss man das System aber zugleich auch mit aktuellen Firmware-Dateien versorgen. Der neue Kernel unterstützt zudem von Haus aus die Grafikeinheit der jüngst von AMD vorgestellten Ryzen-4000-Prozessoren.

Der für moderne Radeon-Grafikchips zuständige Treiber kann außerdem jetzt die Datenübertragung zum Monitor per HDCP verschlüsseln (1, 2); das gelingt mit GPUs seit der Raven-Ridge-Generation, die etwa in Ryzen-2000G-CPUs steckten Das Ganze ist vorwiegend für Linux-basierte Betriebssysteme wie ChromeOS gedacht, die hochauflösende Videos von Netflix, Amazon & Co. wiedergeben sollen. Diese Systeme hatten daher entsprechende Kernel-Patches teilweise schon integriert und weitere Vorkehrungen getroffen, um HDCP umfassend zu unterstützen. Sie schützen sich oft auch mit UEFI Secure Boot und ähnlichen Techniken vor Modifikationen, damit findige Bastler kopiergeschützte Videodaten nicht schon vor der Übertragung an den Monitor abgreifen.

Geringe Leistungsaufnahme und längere Akkulaufzeit verspricht Unterstützung für PSR (Panel Self-Refresh) im Amdgpu-Treiber, denn durch die Technik kann sich der Grafikchip teilweise schlafen legen, solange sich am dargestellten Bildschirminhalt nichts ändert. Eine geringe Leistungsaufnahme ist auch das Ziel der jetzt unterstützten AMD-Techniken "Dynamic VCN Powergating" bei Raven- und Raven2-Chips sowie BACO (Bus Active, Chip Off) bei den älteren GPUs der Generationen Sea Islands, Tonga, Fiji und Polaris.

Intels Entwickler haben Änderungen beigesteuert, damit ihr Grafiktreiber auch Systeme unterstützt, in denen neben einer Intel-CPU mit integriertem Grafikprozessor ein bei Bedarf zuschaltbarer Grafikprozessor des Herstellers steckt. Derlei gab es bislang nicht, wird aber durch Intels Einstieg in den Markt für dedizierte Grafikchips bald möglich.

Linux lernt langsam Unterstützung für Intels bald erwartete Grafikkarten.

(Bild: c't / Florian Müssig)

Auch an anderen Stellen haben die Entwickler den Support für den "Gen12" genannten Grafikkern verbessert, denn dieser steckt auch in den GPUs von Desktop- und Notebook-Prozessoren der "Tiger Lake"-Reihe, die Intel wohl in der zweiten Jahreshälfte als Nachfolger für Ice Lake einführen will. Intels Mitarbeiter haben ferner Unterstützung für den SoC (System on Chip) "Jasper Lake" nachgerüstet. Wie gewohnt ist der Treiber-Support für diese noch nicht erhältlichen Chips noch unfertig und muss explizit aktiviert werden. Nicht nur beim Konfigurieren des Kernels via DRM_I915_FORCE_PROBE, sondern auch im Betrieb – etwa, indem man beim Booten den Parameter i915.force_probe=* angibt. Diese Tricks reichen den Entwicklern aber noch nicht, daher haben sie jetzt eine weitere Hürde eingeführt, um den vorerst nur für Entwickler gedachten Treibercode noch besser von Anwendern fernzuhalten.

VMware-Entwickler haben eine Infrastruktur für "Coherent Memory Support" beigesteuert. Diese Technik zu koordinierten Speicherzugriffen kann Performance kosten, ist aber zur korrekten Implementation von OpenGL- und Vulkan-Grafiktreibern in virtuellen Maschinen (VMs) nötig, die per Paravirtualisierung mit dem Wirt interagieren.

Der MSM-Treiber für Qualcomm-GPUs unterstützt jetzt auch den Adreno 510, der in einigen Snapdragon-SoCs sitzt. Zur besserer Unterstützung der Prozessoren dieser Serie stieß zudem ein Treiber Ocmem dazu, der dem Grafiktreiber Arbeitsspeicher bereitstellen kann.

Weitere Neuerungen rund um die Grafiktreiber von Linux umreißt der wichtigste Git-Pull-Request des Direct Rendering Managers (DRM) und seiner Treiber.