"Hiroshima-Prozess": G7-Staaten wollen generative KI stärker regulieren

Die G7-Staats- und Regierungschefs sind besorgt über die Entwicklung generativer KI. Bis Ende des Jahres sollen neue Standards vorgeschlagen werden.

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GPT-4 auf einem digitalen Schild

(Bild: Urban Images/Shutterstock.com)

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Die Vertreter G7-Staaten haben sich darauf geeinigt, dass generative Künstliche Intelligenz (KI) im Rahmen neuer Standards reguliert werden muss. Die Teilnehmer äußerten sich besorgt über die schnelle Entwicklung und das disruptive Potenzial der Technologie. Im Rahmen des sogenannten "Hiroshima-Prozesses" sollen Vorschläge zur Regulierung von ChatGPT und Co. bis Ende dieses Jahres vorliegen.

In Hiroshima fürchten die großen Industrieländer im Zuge der raschen Entwicklung der KI-getriebenen Modelle für Texte, Bilder und Videos mächtige Werkzeuge für Desinformationen und politische Störungen. Deshalb sollen die Regierungen der G7-Staaten auf Kabinettsebene über die möglichen Rahmenbedingungen zur Eingrenzung und Regulierung Künstlicher Intelligenz diskutieren und die Ergebnisse bis zum Jahresende präsentieren.

Bei der Entwicklung von KI müsse sichergestellt werden, dass sie human und vertrauenswürdig ist, forderte etwa der japanische Premierminister Fumio Nishida auf dem G7-Treffen in Hiroshima (Japan). Finanzielle Unterstützung für die Bemühungen bei der Zusammenarbeit für einen sicheren und grenzüberschreitenden Datenfluss sagte Nishida ebenfalls zu. Laut Bloomberg ziehe Japans Regierung jedoch eine weniger strenge Richtlinien für KI vor, als die EU sie fordert.

Es sei wichtig, so viele Länder wie möglich in die Diskussion über die KI-Regulierung einzubeziehen, einschließlich der Länder mit niedrigerem Einkommen, erklärte Kyoko Yoshinaga, Senior Fellow am Institute for Technology Law & Policy am Georgetown University Law Center. Hiroki Habuka, Senior Associate vom gemeinnützigen Wadhwani Center for AI and Advanced Technologies in Indien (Mumbai), erklärt, wie wichtig es sei, dass die Regierungen bei größeren Problemen letztlich mit harten Gesetzen durchgreifen müssen. Zu detaillierte Gesetze würden mit den technischen Veränderungen allerdings nicht mithalten können, warnte er.

Die Forderungen nach einer besonders strengen Regulierung für ChatGPT und Co. hatten EU-Abgeordnete bereits im April gefordert und selbst der OpenAI- und ChatGPT-Chef Sam Altman plädierte bei einer Anhörung im US-Senat für eine striktere Regulierung. Er verglich die Möglichkeit manipulierter Texte mit denen von Bildern und bezeichnete das Sprachmodell seiner eignen Firma als "wie Photoshop auf Steroiden".

Neben der KI-Diskussion einigten sich die Industrieländer auf eine härtere Gangart gegenüber China. Die Risiken im China-Geschäft und für die Lieferketten müssten verringert werden. China müsse sich an die Regeln halten, faire Wettbewerbsbedingungen auf seinem Markt schaffen und Risiken im Umgang mit China müssten verringert sowie Lieferketten diversifiziert werden.

Die G7-Staaten wollen sich gegen "wirtschaftliche Zwangsmaßnahmen" wenden. Man sehe mit Sorge, dass China bei politischen Streitigkeiten häufig sein wirtschaftliches Gewicht einsetzt und Druck auf andere Staaten ausübe. "Wir wollen das Risiko verringern, uns nicht abkoppeln", sagte der Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan. Im Vorfeld des Gipfels seien durchaus Differenzen über die richtige Gangart im Umgang mit China erkennbar gewesen. Gleichwohl erkenne man an, dass jedes Land sein eigenes Verhältnis zur Volksrepublik pflege.

Zum Schutz sensibler Technologien wollen die G7-Staaten Investitionen im Ausland (was vor allem auf China abzielt) genauer einer Vorprüfung unterziehen – mit Blick auf die wirtschaftliche Sicherheit. Anschließend werde jedes Land für sich selbst entscheiden müssen, wie es die Frage angehe, so US-Sicherheitsberater Sullivan. Ein Land soll demzufolge nicht Kapital im großen Stil in Industriebereiche rivalisierender Staaten fließen, die für die nationale Sicherheit des eigenen Landes von Bedeutung sind – etwa im Verteidigungs- oder Technologiesektor.

Trotz aller Differenzen mit China unterstreichen die G7-Staaten ihr Interesse an stabilen und konstruktiven Beziehungen – China müsse bei globalen Herausforderungen eingebunden werden und sich auch einbinden lassen. Bei Themen wie Klimawandel und Finanzstabilität etwa wolle man mit China zusammenarbeiten.

(bme)