Huawei: Die möglichen Auswirkungen des US-Telekommunikationsnotstands

Seite 2: Notebooks ohne Windows

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Nutzer eines Huawei-Notebooks wie dem MateBook X Pro oder MateBook 13 werden unmittelbar keine Auswirkungen zu spüren bekommen. Betriebssystem-Updates werden von Microsoft bereitgestellt. Etwas anders könnte es bei Treiber-Updates aussehen, wenn Huawei an der Entwicklung der entsprechenden Komponente beteiligt gewesen ist.

Zumindest kurzfristig könnte es für potenzielle Käufer keine Unterschiede geben. Ein Engpass ist aufgrund der vermuteten Lagerhaltung nicht zu erwarten. Mittel- und langfristig dürfte es jedoch anders aussehen. Denn dass Huawei Intel-Prozessoren für drei, vier oder noch mehr Monate vorhält, erscheint angesichts der noch immer nicht ganz entspannten Fertigungssituation bei Intel als fragwürdig. Hinzu kommt, dass Huawei bei Notebooks viel stärker als bei Smartphones auf Zulieferer angewiesen ist.

Ein solcher ist auch Microsoft in Form von Windows 10. Hier bleibt abzuwarten, inwiefern Huawei bezüglich der notwendigen Lizenzen vorgesorgt hat und wie die rechtliche Situation aussieht: Darf Microsoft die Installation auf einem fabrikneuen Gerät derzeit überhaupt noch aktivieren?

Ob die USA auch Huaweis Netzwerksparte mit dem Notstand und dem daraus resultierenden Stopp treffen, bleibt abzuwarten. Zwar stehen auf der Liste der Zulieferer viele US-Unternehmen, doch ob Huawei von diesen Komponenten für diese Sparte bezieht, ist nicht bekannt. Auch der Umgang mit Standards kann eine Rolle spielen. So basiert 5G in Teilen auf Entwicklungen von US-Unternehmen wie Qualcomm oder Broadcom.

Kommt es zu Problemen in der Fertigung, wären die Folgen für Huawei gravierend. Für den Ausbau der 5G-Netze müssten die bisherigen Partner auf Mitbewerber ausweichen, die bisherigen Zeitpläne wären dann nicht mehr einzuhalten. Für Verbraucher würde dies den späteren Start von 5G bedeuten, auf Netzbetreiber kämen höhere Kosten zu.

Spartenübergreifend dürfte sich die Situation verschärfen, wenn weitere Unternehmen die Zusammenarbeit aussetzen. Sollte sich TSMC für einen Stopp entscheiden – derartige Beratungen sollen diese Woche stattfinden – würde das Huaweis eigene SoCs betreffen. Die daraus bis dato entstandene Unabhängigkeit von Qualcomm und anderen Herstellern würde dann keine Rolle mehr spielen. Ähnlich sieht es bei Displays aus. Die werden zu einem großen Teil von Japan Display bezogen, aber auch dort hat man sich noch nicht abschließend festgelegt.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch noch eine große Unbekannte. Zwar ist mit dem Notstand ein genereller Stopp verbunden, doch Ausnahmegenehmigungen sind explizit möglich. Darauf verwies das US-Handelsministerium gegenüber Reuters bereits – wohlwissend, dass ein ausnahmsloser Stopp zu Sicherheitsproblemen führen könnte. Immerhin nutzen einige US-Netzbetreiber Huawei-Komponenten, die ohne eine solche Ausnahme keine Softwares erhalten könnten.

In Panik sollten Besitzer eines Huawei-Geräts nicht verfallen, es gilt aber aufmerksam zu sein. Denn auch wenn sich am Funktionsumfang von in Umlauf befindlichen Smartphones, Tablets, Smartwatches und Notebooks nichts ändern wird: Nutzer müssen verstärkt auf die Sicherheit achten. Werden Lücken bekannt, könnten Angreifer diese bei Huawei-Geräten gezielt ins Visier nehmen – dauert das Schließen nun doch länger. Das sollten auch diejenigen bedenken, die unmittelbar vor einem Kauf stehen.

Ist der jedoch erst für in ein paar Wochen geplant, sollte genau geschaut werden, ob der dann gebotene Funktions- und Software-Umfang mit dem bisherigen übereinstimmt. Denn sollte die eine oder die andere Einschränkung auch für Exemplare eines bereits angekündigten Modells gelten, die erst noch produziert werden müssen, könnten Google-Dienste bereits fehlen. Auch wer Wert auf zeitnahe Funktions-Updates legt, sollte den Stopp und seine Auswirkungen vor dem Kauf bedenken.

Update 23. Mai 2019: Der Abschnitt Ersatz für ARM wurde hinzugefügt. (pbe)