Huawei verhandelt mit Microsoft über Lizenzen für Android

Der chinesische Hersteller verhandelt mit dem US-Konzern über die Lizenzierung von Patentrechten, die Microsoft durch Android-Smartphones berührt sieht. Huawei hat im Smartphone-Bereich viel vor und will in die Riege der Top-Hersteller aufsteigen.

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Der chinesische Telekommunikationskonzern Huawei verhandelt mit Microsoft über die Lizenzierung von Patentrechten für Android-Smartphones. Das bestätigte der Marketingchef von Huaweis Gerätesparte, Victor Xu, laut britischen Medienberichten am Montag in London, wo das Unternehmen ein Entwicklungszentrum einrichten will. "Microsoft ist an uns herangetreten", so Xu. Der US-Konzern gehe davon aus, dass der Einsatz von Android in Geräten einige seiner Patente berühre und verlange Lizenzzahlungen.

Bisher zahlen zahlreiche Smartphone-Hersteller – darunter auch die Branchengrößen Samsung und HTC – für ihre Android-Geräte an Microsoft. Analysten schätzen, dass der US-Konzern aus Lizenzzahlungen von Android-Herstellern im laufenden Geschäftsjahr fast eine halbe Milliarde US-Dollar einnehmen dürfte. Die Lizenzgebühren pro Gerät werden auf 3 bis 6 US-Dollar geschätzt.

Xu bestätigte laufende Verhandlungen mit Microsoft. "Wir haben das geistige Eigentum anderer Unternehmen immer respektiert", sagte der Huawei-Manager der Zeitung, verwies dabei aber auch auf das eigene Portfolio von 65.000 Patenten. "Wir haben genug, um unsere Interessen zu schützen". Das chinesische Unternehmen, im Westen bisher eher als Netzwerkausrüster in Erscheinung getreten, hat große Pläne im Handygeschäft.

Bis 2015 will Huawei zu den führenden Mobilfunkmarken gehören. Das Unternehmen ist auf westlichen Märkten schon eine Weile mit Geräten vertreten, die Netzbetreiber unter eigener Flagge vermarkten, und will nun verstärkt als Markenhersteller auftreten. Bisher sind die Chinesen noch eine relativ kleine Nummer, doch konnten sie zuletzt vom Smartphone-Boom profitieren und Marktanteile hinzugewinnen.

In Europa wirbt der Hersteller derzeit vor allem mit günstigen und brauchbaren Einsteigergeräten um Kunden. In Zukunft sollen aber auch höherwertige Geräte auf den Markt kommen. "Wir haben das Ziel, im Laufe der nächsten drei Jahre zu den fünf größten Smartphone-Herstellern zu gehören", sagte Xu. Doch Huawei fängt klein an: Das Unternehmen hat sich für 2011 zum Ziel gesetzt, mindestens 20 Millionen Smartphones zu verkaufen. Soviel setzt der derzeitige Marktführer Samsung in einem Quartal ab.

Nach Berechnungen des Marktforschungsunternehmens Gartner hat Huawei im zweiten Quartal insgesamt 9 Millionen Mobiltelefone absetzen können – Schätzungen zufolge davon etwa 4 Millionen Smartphones – und kommt damit auf einen Gesamtmarktanteil von 2,1 Prozent. Im ersten Quartal waren es 7 Millionen Geräte. Bis zur Nummer 5 auf Gartners Liste ist es noch ein kleines Stück: Der ebenfalls in China beheimatete Hersteller ZTE konnte im zweiten Quartal 13 Millionen Handys absetzen. (vbr)