Bildung: Klaus Zierer will Investitionen in Lehrkräfte statt in Digitalisierung

Digitalisierungskritiker Klaus Zierer versucht mit einem Gegensatzpaar für mehr Investitionen in Lehrkräfte zu werben, spricht aber zugleich von klugen Tools.

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Ein Hüpfspiel wurde mit bunter Kreide auf den Boden gemalt. In den Hüpfkästchen befinden sich keine Zahlen, sondern Dollarzeichen.

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(Bild: Lightspring/ Shutterstock.com)

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Pädagogikprofessor Klaus Zierer, der sich im vergangenen Jahr noch an einem umstrittenen Manifest beteiligte, das einen vorübergehenden Stopp der Digitalisierung in Schulen forderte, legt nun mit einer weiteren Forderung nach. "Der milliardenschwere Digitalpakt muss schleunigst in einen Humanpakt umgewandelt werden", erklärte er. Menschen seien wichtiger als Technik. Für Sommerprogramme könne er sich allerdings auch "kluge  digitale Diagnosetools" vorstellen. Zudem seien Leistungsprämien für Lehrkräfte und auch bessere Angebote für Seiteneinsteiger vonnöten.

Den aktuellen Digitalpakt dürfte Zierer mit seiner Forderung nicht meinen, da dieser sich bereits in der formalen Abwicklung befindet; der Großteil der Gelder wurde ausgezahlt oder für Projekte bewilligt. Bis Mai 2024 können Fördergelder noch beantragt, bis Ende 2025 noch Gelder abgerufen werden, danach ist aber endgültig Schluss. Zierers Forderungen müssten sich auf den im Ampel-Koalitionsvertrag versprochenen Digitalpakt 2.0 beziehen, der bisher noch nicht beschlossen wurde, sich aber laut Aussagen der Bundesregierung in Verhandlungen befinde. Der Digitalpakt 2.0 soll laut Koalitionsvertrag eine Laufzeit bis 2030 aufweisen.

Aufgrund der angespannten Haushaltslage nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts und anhaltenden Unstimmigkeiten zu Kürzungsvorhaben, kann an der Umsetzung noch gezweifelt werden, am 07. Dezember hielt die Bundesregierung "unter Berücksichtigung der gegebenen haushalterischen Rahmenbedingungen" an einem Digitalpakt 2.0 fest. Dass eine Entscheidung zum Digitalpakt 2.0 auch schon ohne das Urteil des Bundesverfassungsgerichts als verzögert gilt, machten kritische Nachfragen und Forderungen von Verbänden im vergangenen Jahr deutlich.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) erklärte infolge der gehäuften Nachfragen im vergangenen Sommer, dass ein Digitalpakt Schule 2.0 nicht vor dem Jahr 2025 beginnen werde. GEW-Vorstandsmitglied Anja Bensinger-Stolze befürchtete schon deshalb, dass die Ampel bei der Digitalisierung der Schulen erneut auf die Bremse tritt. Schulen bräuchten allerdings Planungssicherheit. Dringend notwendige Investitionen könnten bei einer Verzögerung des Pakts "hinten runterfallen".

Zierer schlägt nun eine Umwidmung bisher eingeplanter Gelder vor. "Lehrer sind die wichtigsten Akteure in den Schulen", erklärte er laut dpa. Das derzeitige Personal sei erfahren, gut ausgebildet und motiviert, um die aktuelle Bildungskrise zu meistern. Er schlägt eine Erhöhung von Leistungsprämien und spürbare Zulagen vor, wenn die Lehrkräfte Mehrarbeit durch zusätzlichen Unterricht leisten. Auch ihm ist indessen klar, dass der schon gegebene und sich noch verschärfende Lehrkräftemangel nicht nur durch Mehrarbeit zu beheben ist. "Ohne Quer- und Seiteneinsteiger wird der Lehrermangel mittelfristig nicht zu bewältigen sein." Dementsprechend müsste es auch für diese Menschen bessere Angebote geben, aber auch die Ausbildung der Lehrkräfte müsse auf den Prüfstand. Es müsste "eine substanzielle, nicht nur kosmetische Reform der Lehrerbildung" geben.

Nach dem erneuten Pisa-Schock im vergangenen Herbst, aufgrund der Pisa-Erhebung 2022, will Zierer Lernrückstände bei Schülerinnen und Schülern mit Ferienprogrammen verringern. Im Rahmen dieser spricht er auch von "klugen digitalen Diagnosetools", die "kurzfristig Defizite in Basiskompetenzen beheben helfen" könnten, um dadurch das Bildungsniveau wieder zu heben. Im Zusammenhang mit den jüngsten Pisa-Ergebnissen spricht Zierer unter anderem von der "der größten Bildungskrise der Nachkriegszeit".

(kbe)