ICANN verabschiedet .net-Vertragsänderungen

VersiSign darf den Preis gegenüber den Domainverkäufern nun nicht mehr als 10 Prozent pro Jahr erhöhen. Im Fall der Domain .xxx ist immer noch keine Entscheidung gefallen.

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Von
  • Monika Ermert

Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) hat in einer Telefonkonferenz gestern Nacht die Verträge zum weiteren Betrieb der .net-Registry durch VeriSign verabschiedet. Auf Druck der Registrarunternehmen hatten die privaten Netzverwalter nachverhandeln müssen und unter anderem einen Deckel für mögliche Preiserhöhungen durch VeriSign erwirkt. Nicht mehr als 10 Prozent pro Jahr darf VeriSign nun den Preis gegenüber den Domainverkäufern erhöhen.

Nicht alle Registrare sind zufrieden mit den Ergebnissen der Nachverhandlungen. Bis zuletzt hatten sich eine Reihe von Registraren gegen Preisdifferenzierungen und Rabatte für große Domainverkäufer gewandt. Darüber hinaus kritisierte Marcus Faure vom Registrarkonsortium Core, Mitbewerber im Rennen um .net, noch einmal nachdrücklich das .net-Vergabeverfahren. Dabei seien eine Reihe der von ICANN für die Vergabe aufgestellten Kriterien nicht berücksichtigt worden, etwa der Punkt "Vertragstreue".

Nach wie vor keine Entscheidung fällten die privaten Netzverwalter zum Reizthema .xxx. Entgegen deutscher Presseberichte wurde das Thema noch einmal vertagt und steht vermutlich kommende Woche in erneut auf der Tagesordnung. Selbst dann aber dürfte sich ICANN mit der Verabschiedung angesichts der internationalen Debatten zur künftigen Aufsicht über die Netzverwaltung im Allgemeinen und zu .xxx im Besonderen noch Zeit lassen. Die für ICANN zuständige US-Aufsichtsbehörde, die National Telecommunications and Information Administration, hatte die Verabschiedung des Vertrags im August gestoppt (PDF-Datei).

Auch deutsche Jugendschützer hatten sich gegenüber dpa skeptisch zum .xxx-Konzept geäußert. "Das kann nur funktionieren, wenn sich die Anbieter auch daran halten", sagte Andrea Urban, Leiterin der Landesstelle Jugendschutz (LJS) Niedersachsen in Hannover. Da die Angebote der Erotikanbieter aber kommerziell sind und darum möglichst viele User erreichen sollen, müssen sie an allen Stellen des Netzes vertreten sein. "Diese Seiten wollen gefunden werden", sagte Christoph Salzig, Sprecher des Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) in Köln. "Wenn Programme dann alle Seiten herausfiltern, haben die Anbieter keine Überlebenschance mehr", sagte Sabine Frank, Geschäftsführerin des Vereins Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia Diensteanbieter (FSM) in Berlin. Daher sei es unwahrscheinlich, dass man nicht mehr über zwielichtige Seiten im Netz stolpert, sobald die ".xxx"-Endung in Betrieb ist.

Dass Adressbereiche dem Jugendschutz effektiv dienen können, hatte die ICANN noch in der ersten Runde zur Zulassung neuer Domain im Jahr 2000 explizit verneint. Dennoch hat nicht nur xxx-Bewerber ICM-Registry, der jetzt dringend auf eine ICANN-Entscheidung wartet, die Hoffnung auf eine Spezieldomain noch nicht aufgegeben. Auch bei der EU wurde vor wenigen Wochen die Idee einer .kids-Domain, also der positiven Variante, noch einmal aufgewärmt. Für die .kids hatte sich im Jahr 2000 neben drei weiteren US-Unternehmen übrigens auch ICM beworben, dieses Mal hat man davon abgesehen. Zu negativ waren offenbar die Erfahrungen mit der .kids.us-Domain, in der es nur einige Dutzend aktive Websites gibt. (Monika Ermert) / (anw)