ICE 4: Flotte Züge auf einem maroden Netz

Bundesverkehrsminister Volker Wissing taufte in Berlin den letzten von Siemens Mobility gelieferten ICE 4.

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Bundesverkehrsminister Volker Wissing benässt den 137. ICE 4.

(Bild: Deutsche Bahn)

Lesezeit: 3 Min.

Siemens Mobility hat am Dienstag der Deutschen Bahn den letzten von 137 bestellten ICE 4 übergeben. Aus dem Anlass war Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) zugegen, der den Zug mit Wasser aus dem gleichnamigen Fluss auf den Namen "Spree" taufte. Dabei wies der Minister darauf hin, dass die neuen Züge ihr volles Potenzial erst einmal nicht entfalten könnten. In den vergangenen Jahren seien in die Instandhaltung der Infrastruktur zu wenig Mittel gesteckt worden, die Anlagen seien überaltert.

Der erste ICE 4 kam im Dezember 2017 auf die Schiene. "Als längster Zug der ICE-Flotte hat er rund 25 Prozent mehr Sitzplätze, und weil er gleichzeitig leichter und aerodynamischer ist, braucht er 30 Prozent weniger Energie als vorherige Modelle", sagte Siemens-Chef Roland Busch in Berlin. Von den 918 Plätzen entfallen 205 auf die 1. Klasse. Sie alle können in dem bis zu 374 Meter langen Zug mit maximal 265 km/h reisen, inklusive acht Fahrräder.

"Die Menschen in unserem Land erwarten zu Recht schnellstmöglich wieder verlässliche und pünktliche Züge. Die Modernisierung des Fuhrparks ist ein wesentliches Element, Störungen zu minimieren", sagte Wissing. Bis 2030 würden darum rund 12 Milliarden Euro in neue Fernverkehrszüge fließen, die ICE-Flotte auf 450 ICE-Züge anwachsen und das durchschnittliche Alter der ICE- und Intercity-Züge von heute 18 auf dann 12 Jahre sinken.

Neben dem ICE 4 wird seit mehr als einem Jahr der ICE 3 Neo ausgeliefert. 90 dieser Züge sollen bis 2028 in Betrieb sein. Ab Ende dieses Jahres soll zudem der erste von 79 ICE L ausgeliefert werden. Damit sei die Bahn bei der Erneuerung der Flotte auf dem richtigen Weg, sagt Detlef Neuß, Vorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn.

ICE 4 (10 Bilder)

Der neue ICE 4 lässt sich von schräg unten fotografieren und …
(Bild: Deutsche Bahn)

"Fahrzeugstörungen mit Auswirkungen auf die Pünktlichkeit sind im Vergleich zu 2017 um über 40 Prozent zurückgegangen", heißt es von der Deutschen Bahn. Allerdings litt der ICE 4 wie seine Vorgänger in den ersten Jahren unter Kinderkrankheiten: ungemütliche Sitze, Probleme mit dem WLAN und im Jahr 2019 stoppte die Bahn über Monate die Auslieferung wegen fehlerhafter Schweißnähte. Die Züge, die den Verkehr verlässlicher machen sollten, führten nun selbst zu Verspätungen.

Inzwischen sei das Kundenfeedback zum ICE 4 das beste von allen Baureihen der DB, sagte Fernverkehrsvorstand Michael Peterson. Sein Kontrapart auf Passagierseite Neuß wies darauf hin, dass im vorigen Jahr 80 Prozent der Verspätungen auf Störungen der Infrastruktur beruhten. "Marode Schienenwege, Signale, die nicht funktionieren, das ist eigentlich der Hauptgrund für die Verspätungen bei der DB AG", sagte Neuß. Das weiß anscheinend auch Wissing: "In Kombination mit der Generalsanierung des Netzes stehen damit alle Signale auf Besserung."

(anw)