IDF: Ein Prozessor, viele Funkstandards

Neben einem Mobiltelefon auf Xscale-Basis mit WLAN, Bluetooth, GPS und WCDMA zeigten Intel-Forscher auch einen winzigen Video-Player, der per Funk vom PC mit Filmen versorgt werden soll, und eine neue Variante eines quasi-autonomen Sensornetzwerks.

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Von
  • Erich Bonnert

Intel-Forschungsleiter Alan Crouch präsentiert einen Telefon-Prototyp mit WLAN, Bluetooth, GPS und WCDMA [Klicken für vergrößerte Ansicht]

Am Vortag des am Dienstagmorgen (Ortszeit San Francisco) startenden Entwicklerforums IDF präsentierten Ingenieure aus den Intel-Labs zwar keine neuen Kunststücke, aber wenigstens schon einmal ein paar Übungen zum Aufwärmen. Alan Crouch, Leiter der Communication Technology Labs, zeigte den Prototyp eines Drahtlostelefons, das in vier verschiedenen Funknetzen gleichzeitig kommunizieren kann. In dem Gerät sind Transceiver-Module für WLAN-, Bluetooth-, GPS- und WCDMA-Netze integriert. Das Telefon, von dem derzeit nur eine Handvoll Musterexemplare existieren, arbeitet mit einem Xscale-Prozessor der PXA-27x-Reihe (Bulverde) und sieht noch etwas klobig aus. Durch weitere Integration der Radio-Funktionen auf das Prozessor-Die und bessere Antennen-Integration könnte es aber künftig nicht nur kleiner werden, sondern auch noch dem Langstrecken-Breitbandfunk Wimax Platz bieten, erklärte Crouch.

Auch einen winzigen Videoplayer mit Bulverde-Antrieb zeigte der Forschungs-Manager. Der Prototyp verfügt über 512 MByte Flash-Speicher sowie einen SD-Card-Einschub für weitere Filmchen, etwa aus einer Kamera. Ziel ist natürlich nicht nur ein Abspielgerät, um gespeicherte Dateien zu betrachten, sondern auch Videos vom PC aus einem Netz zu ziehen. Dazu sollen Funkverbindungen wie etwa Wireless USB integriert werden.

Intel-Forscher Ralph Kling zeigt einen Mote 2 für quasi-autonome Sensornetze [Klicken für vergrößerte Ansicht]

Dies alles ist Teil von Intels Plan, auf einer Prozessorplattform mehrere Funkstandards zu integrieren, die simultan betrieben werden können. Der Chip-Primus glaubt, dass mehrere drahtlose Vernetzungsmethoden koexistieren und sich ergänzen werden. Mobilgeräte sollen daher auf ein nahtloses Roaming zwischen diesen Netzen eingerichtet werden. Insbesondere der Übergang zwischen WLAN-, Wimax- und UMTS-Umgebungen, der derzeit im IEEE-Standard 802.21 definiert werden soll, ist dabei entscheidend. Die Arbeitsgruppe hat soeben einen ersten Entwurf veröffentlicht, Crouch wagte jedoch keine Prognose, wie lange es bis zum endgültigen Standard dauern werde. Andere Zukunftsmusik macht Intel mit quasi-autonomen Sensornetzen. Aus einer CPU der britischen Chip-Designer ARM mit dem an der Berkeley-Universität entwickelten Embedded-Betriebssystem TinyOS und Bluetooth-Funk hat Intel vor Jahren zunächst einen Sensorknoten namens "Mote" geschaffen. Der Mote ist eine winzige batteriebetriebene Rechnerplattform mit extrem niedrigem Stromverbrauch. Als Mesh-Network organisiert, konfigurieren sich die Sensorknoten selbst und vermeiden nahezu jeden Verwaltungsaufwand. Dadurch wachsen Bandbreite und Rechenressourcen proportional zur Größe des Netzwerks. Die kleinen Sensorknoten können als verteiltes Erfassungs- und Berechnungssystem für analoge Daten aus ihrer Umwelt -- etwa Temperatur, Licht oder Feuchtigkeit -- eingesetzt werden.

Die neueste Variante Mote 2 rechnet mit einem PXA711-Chip aus Intels Xscale-Familie. Zusammen mit je 32 Megabyte SRAM- und Flash-Speicher, einem winzigen LED als Statusanzeige und einer 2,4-GHz-Antenne ist die Mini-Platine ganze 36 mm × 48 mm groß und verbraucht unter 10 Milliwatt. Das ist beträchtlich mehr als etwa simplere Mote-Entwicklungen vor einigen Jahren, die auf 8-Bit-Controllern basierten, trotzdem sind die neuen Intel-Motes im Gesamtenergieverbrauch günstiger, erklärte Intel-Forscher Ralph Kling: Der On-Board-Speicher kann mehr Daten aufnehmen, daher muss seltener an einen zentralen Netz-PC übertragen werden. Die CPU trägt durch Datenkompression dazu bei, dass trotzdem nur kleine Datenmengen zu funken sind -- das schont die Batterie. Insgesamt ist ein Mote nur etwa ein Prozent der gesamten Einsatzdauer aktiv, die übrige Zeit verbringt er im Schlafmodus. Neben dem TinyOS laufen inzwischen auch Linux-Betriebssysteme sowie Java-Anwendungen auf der Mote-Plattform.

Siehe zum IDF Herbst 2005 auch:

(Erich Bonnert) / (jk)