IGF: Frankreich unterstützt Datenschutzkoalition
Datenschutz und die digitale Identität seien wichtige Zukunftsthemen, erklärte der Sonderbotschafter der französischen Regierung, Bertrand de la Chapelle, am heutigen Donnerstag auf dem Internet Governance Forum (IGF) in Athen.
Die französische Regierung unterstützt die neue "Datenschutzkoalition", die sich heute beim Internet Governance Forum (IGF) in Athen gegründet hat. "Wir halten Datenschutz und digitale Identität für eines der Zukunftsthemen," sagte Bertrand de la Chapelle, Sonderbotschafter der französischen Regierung für das Thema Internet Governance. De la Chapelle kündigte ein Treffen der Datenschutzkoalition in Paris an. Derartige Interimstreffen sind auch innerhalb der europäischen Mitgliedsländer nicht unumstritten. De la Chapelle nannte das Koalitionstreffen, das kein offizielles IGF-Treffen ist, notwendig zur Fortsetzung der Arbeit und forderte auch ein Interimstreffen zwischen den IGF-Partnern und der IGF-Beratergruppe.
Die neue Datenschutzkoalition hat, wie Ralf Bendrath von der Universität Bremen heute im Plenum ankündigte, schon jetzt eine breite Unterstützerschaft, die von der französischen Regierung und den Datenschützern aus Kanada und Griechenland über das Unabhängige Zentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein bis zu Microsoft und SAP reicht. Knapp 40 Unternehmen, Bürgerrechtsgruppen und Unternehmen sind mit von der Partie. Ein zentraler Aspekt der Arbeit ist laut Bendrath eine breitere öffentliche Beteiligung in technischen und legislativen Standardisierungsdebatten.
Die Koalition will sich daneben mit dem "Schutz der digitalen Identität" befassen sowie mit dem Zusammenhang von Anonymität und Meinungsfreiheit. Bereits in einem der Eröffnungsplenen nannte eine finnische Teilnehmerin eine zentrale Datenbank für Gesundheitsdaten, über die derzeit das finnische Parlament diskutiert, eine beunruhigende Entwicklung: "Wer hat die Kontrolle über diese Datenbankeinträge?" Cristos Velasco, Dozent für Datenschutzrecht am Instituto Tecnológico Autónomo de México (ITAM) berichtete in einem der beiden von der Universität Bremen und der Information Systems Group der London School of Economics organisierten Datenschutz-Workshops von den Schwierigkeiten bei der Verabschiedung eines einheitlichen Datenschutzgesetzes in Mexiko.
Seit 2000 wird an dem Gesetz und der Aufnahme des Datenschutzes in die Verfassung debattiert. "Anfangs wurde die Copyright-Direktive der EU als Vorbild herangezogen, inzwischen sind wir bei den APEC-Empfehlungen angelangt, die wirtschaftsfreundlicher sind." Die EU-Direktive wurde von der mexikanischen Wirtschaft als inkompatibel mit dem NAFTA-Freihandelsabkommen abgelehnt. Velasco sagte, der Datenschutz müsse auch bei der IGF ganz hoch angesiedelt werden. Bendrath sagte, die IGF-Datenschutz-Workshops hätten sich erstmals sehr grundsätzlich mit einen Blick auf das Verhältnis von Datenschutz und Entwicklungspolitik befasst. In die "Primetime" drängen allerdings, wie berichtet, eine große Zahl neuer Koalitionen, die demnächst auf der igf2006.info-Seite verzeichnet werden. Die Adresse einer Mailingliste für Interessierte am IGF-Prozess lautet plenary@intgovforum.org.
Siehe zum Internet Governance Forum, dem Weltgipfel der Informationsgesellschaft und zu den nach seinem Abschluss entfalteten Aktivitäten:
- The Internet Governance Forum, offizielle Website des IGF
- IGF Community Site zur ersten IGF-Tagung, mit Webcasts und direkter Beteiligungsmöglichkeit
- Special IGF/Cyber-Weltgipfel in Telepolis
- Eine Internet-Verfassung für die Rechte der Cyberbürger
- StopSpamAlliance soll Anti-Spam-Netze unter ein Dach bringen
- Mehr freie Inhalte für das Internet
- Druck auf Firmen wegen Zusammenarbeit mit autoritären Staaten
- Die Internet-Verwaltung und der freie, allgemeine Netzzugang
- Die Zukunft der Internet-Verwaltung: Internet Governance Forum eröffnet
- "Grober Konsens" als Aufgabe für das Internet Governance Forum
- Neue Anläufe zur Debatte um die DNS-Aufsicht vor dem Internet Governance Forum
- Die Vereinten Nationen, die NGOs und die Informationsgesellschaft
- Stoff für den Streit um die Internet-Verwaltung
- Neue Runde im Streit um die Internationalisierung der Internet-Verwaltung
- Kofi Annan benennt neue Beratergruppe für Internet Governance Forum
- Diplomatie zum Informationsweltgipfel: Dichtung und Wahrheit
- Neue Gräben bei der digitalen Spaltung
- Weltgipfel der Informationsgesellschaft: Thema verfehlt?
- ICANN bilanziert den Weltgipfel der Informationsgesellschaft
- WSIS: Die Vereinten Nationen sollen Übergriffe und Zensur untersuchen
- Schweiz protestiert gegen Zensur beim Weltgipfel der Informationsgesellschaft
- Nach dem Weltgipfel ist vor dem Internet-Forum
- Das Internet der Dinge
- Alle sind Sieger geblieben
- Negroponte hofft auf Mitarbeit der Open-Source-Gemeinde beim 100-Dollar-Laptop
- Das Recht zu kommunizieren statt des Rechts zu regieren
- Regierungen einigen sich auf Forum zur Diskussion von Internet-Fragen
- Angriffe auf Bürgerrechtler überschatten Weltgipfel der Informationsgesellschaft
- Schwere Konflikte um Internationalisierung der Internet-Verwaltung
- Deutsche Delegation für Internationalisierung der Netzverwaltung
- Der Kampf um die Macht im Netz
- Kofi Annan: UN will keineswegs "das Internet übernehmen"
- Forscher fordern "ent-nationalisierte" ICANN
- US-Präsident greift in Streit um Internet-Kontrolle ein
- Keine Einigung über Root-Aufsicht
- USA und EU im Clinch über Internet-Regulierung
- Scharfe Kritik an Gipfelgastgeber Tunesien
- USA für einen Gipfel ohne Folgen
- Die Regierungen, die UNO und das Internet
- US-Regierung gibt Kontrolle über DNS-Rootzone nicht her
- US-Handelsministerium verlängert Vertrag mit ICANN
Zu den Ergebnissen des 1. WSIS siehe auch:
(Monika Ermert) / (pmz)