IPv6: Asien setzt auf Anreiz, Europa auf den Markt

Auf der IPv6-Konferenz in Wien präsentierten Österreich und Korea unterschiedliche Strategien, um die Verbreitung von IPv6 zu fördern.

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Von
  • Monika Ermert

Zum Abschluss der zweitägigen IPv6-Konferenz in Wien präsentierten Franz Morak, Staatssekretär für Kultur und Medien im österreichischen Kanzleramt, und ein Vertreter des koreanischen Ministeriums für Information und Kommunikation (MIC) gegensätzliche Strategien zum Ankurbeln der nächsten Version des Internetprotokolls.

Morak sieht die Rolle des Staates nicht darin, eine Technologie zu erzwingen, sondern in der Schaffung der notwendigen Rahmenbedingungen. Die EU habe sich daher auf die Erhöhung von Investitionen in Forschung und Entwicklung verständigt. Seine Regierung sehe ihre Aufgabe vor allem darin, die Aufmerksamkeit für IPv6 zu erhöhen und entsprechende Bildungsangebote zu machen. Österreichs Providerlandschaft sueht Morak in Sachen IPv6 gut aufgestellt: Der Vienna Internet Exchange Punkt sei IPv6-fähig, viele Provider vorbereitet. Heinrich Ortruba, Experte für Regulierungsfragen im Bereich Telekommmunkation bei der EU Kommission, ergänzte, das Geschäft mit der Innovation bleibe Aufgabe der Wirtschaft. IPv6 sei nicht Gegenstand der Regulierung.

Anders sieht man das in Korea. "Die ISPs haben bei Investitionen in IPv6 gezögert, daher hat die Regierung eine aktivere Rolle übernommen. Es wurden Projekte im öffentlichen Sektor gestartet, in denen die Effektivität neuer Geschäftsmodelle spürbar wird. Wir haben außerdem unsere Regulierung verbessert, um Investitionsanreize zu schaffen und Vertrauen für den Zukunftsmarkt zu schaffen." Um die Entwicklung voranzutreiben, hat das MIC eine IPv6-Roadmap verabschiedet. Das erinnert an die aggressive Förderung von Breitbandnetzen in Korea, ein Bereich, in dem die Koreaner ihren europäischen und amerikanischen Konkurrenten davongezogen sind. Die lange Liste bereits verfügbarer oder im Test befindlicher IPv6-Anwendungen, die der MIC-Vertreter nannte, könnte auf einen ähnlichen Vorsprung bei IPv6 hinweisen.

Wenn man dank des mit IPv6 verbundenen Adressreichtums mit jedem noch so einfachen Gerät ins Netz kann, könnte das Internet so selbstverständlich werden wie Wasser oder Strom. Duncan Martin, CEO des südafrikanischen Bildungsnetzes Tenet, sagte allerdings, für Südafrika und auch die Initiative UbuntuNet "geht es noch für eine Weile nicht um IPv6, sondern schlicht um Bandbreite." UbuntuNet habe den Plan, ein Pendant zum europäischen Forschungsnetz Géant aufzubauen.

In Europa zeigt sich dagegen vielleicht schon bald, dass es mit Angeboten für IPv6 hapert. Eivan Cerasi, Experte für Netzwerkfragen und IPv6 bei der Europäischen Flugsicherungsorganisation Eurocontrol, kündigte eine Ausschreibung für ein paneuropäisches IPv6-only-Netz an. Allerdings werde man vermutlich noch einmal abwarten müssen und weiter eigene Bandbreite kaufen. "Wir sehen noch keinen europäischen Anbieter für ein solches paneuropäisches IPv6-Netz." Für Eurocontrol, das von X25-Netzen auf IP-Netze migrieren will, ist IPv6 unverzichtbar. "Denn wir wissen gar nicht, wieviele Adresskonflikte wir bei IPv4 bekämen."

Auch Gérard Segarra, Chef des Bereichs Information System & Telematic Research and Innovative Projekte bei Renault sieht Nachholbedarf bei den Netzwerkprovidern in Europa. "UMTS und GPRS sind IPv4, IPv6 gibt es da nicht." Bei Renault wird sowohl die Vernetzung zwischen verschiedenen Fahrzeugen zur Verringerung des Unfallrisikos als auch die Konnektierung mit zentralen Kontrollzentren getestet, etwa für Lotsendienste oder zur Zusammenführung von Straßenzustandsdaten für die Allgemeinheit. (Monika Emmert) (odi)