Im Test: Kodak T-MAX P3200 Schwarzweißfilm

Vor sechs Jahren stellte Kodak die Produktion des T-Max P3200 Schwarzweißfilms ein, in diesem Jahr wurde er wieder eingeführt und ist seit März im Handel erhältlich. Wir haben uns die Neuauflage angeschaut.

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Kodak T-MAX P3200 Schwarzweißfilm

(Bild: Thomas Gade)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Thomas Gade
Inhaltsverzeichnis

2012 stellte Kodak die Produktion des Schwarzweiß-Negativfilms Kodak T-MAX P3200 ein.
Er war vor der Jahrtausendwende vor allem bei Sport- und Actionfotografen beliebt, die auch unter ungünstigen Lichtbedingungen kurze Belichtungszeiten benötigten. Durch die Digitalfotografie sank die Nachfrage jedoch soweit, dass die Produktion nicht mehr sinnvoll war. Das scheint sich geändert zu haben. Dieses Jahr (2018) wurde er wieder eingeführt. Seit März ist er im Handel.

Produziert wird er von der Eastman Kodak Company (USA). Doch der Anbieter ist Kodak Alaris, ein Unternehmen, das während der Insolvenz des traditionsreichen Fotogiganten im Jahre 2013 ausgegründet wurde. Bleiben wir der Einfachheit halber beim Begriff Kodak.

Der T-Max P3200 gilt als Multispeed Film. Seine nominale Empfindlichkeit beträgt 30 DIN / ISO 800. Das P im Namen steht für Push, was in der analogen Fotografie für eine Erhöhung der Lichtempfindlichkeit durch eine längere Entwicklungszeit steht. Der Kodak T-Max P3200 kann variabel mit 400 bis 6400 ISO belichtet werden. Die Lichtempfindlichkeit ist somit abhängig von der Filmentwicklung. Daher muss die Entscheidung für eine ISO Einstellung für den gesamten Film beibehalten werden.

Hohe ISO-Werte kommen durch längere Entwicklungszeiten zustande, die gleichzeitig den Kontrast steigern, die Zeichnung in den Schatten und Spitzlichtern verringern und das Korn grober machen. Kodak gibt für die Filmentwickler T-MAX, T-MAX RS oder XTOL sogar Werte an, mit denen ISO 25.000 erreicht werden.

Die DX-Kodierung der Patrone stellt für entsprechende Kameras ISO 3200 ein. Wird davon abgewichen und der Film zur Entwicklung abgegeben, muss man das Fotolabor über die konkrete ISO Einstellung informieren, damit er korrekt verarbeitet wird. Am besten entwickelt man den Kodak T-Max P3200 selbst.

Mit einer Empfindlichkeitseinstellung von ISO 400 und entsprechend angepasster Filmentwicklung wird die hohe Bildqualität eines modernen und ausgereiften 27 DIN / ISO 400 Films erreicht. Sie sinkt jedoch umso stärker, je mehr man die Lichtempfindlichkeit durch die veränderte Filmentwicklung pusht. Aber erst eine hohe Lichtempfindlichkeit erweitert, beziehungsweise ermöglicht scharfe Aufnahmen in der Actionfotografie oder in Low-Light Situationen. Hier gilt es, den richtigen Kompromiss zu finden. Fotografen müssen selber ausloten, welche ISO Werte für konkrete Aufnahmesituationen ihrer Meinung nach am besten geeignet sind. Einige Filmrollen wird man verbrauchen müssen, um die nötige Erfahrung zu erlangen.

Die Nutzer dieses Films finden im Internet Tabellen, die Kombinationen aus ISO-Einstellungen, Filmentwicklern und Entwicklungszeiten aufführen. Beispielsweise bei Kodak (PDF).

Wesentlich umfangreicher ist die Tabelle auf der digitaltruth.com. Hier werden zahlreiche zusätzliche Entwickler von verschiedenen Herstellern aufgeführt.

Wir testeten den Kodak T-Max P3200 beim Wasserpolo, einem schnellen Sport. Im Wasser waren zwei Tore verankert. Dazwischen flitzten die Spieler mit ihren kleinen Kanus hin und her, um den Ball in das gegnerische Tor zu bringen. Auf dem Wasser ging es ruppig zu. Die Boote stießen oft zusammen oder gerieten über- oder untereinander. Die sportliche Action mit schnellen Bewegungen konnte gut zum Testen des T-MAX P3200 herhalten.

Wasserpolo auf dem Hohenzollernkanal in Berlin.
Kodak T-Max P3200. ISO 1600 | Blende f/5.6 | 1/4000 Sekunde.

(Bild: Thomas Gade)


Eine Pentax Z1 Spiegelreflexkamera aus den frühen 1990er mit einem Sigma Apo 4/300mm Teleobjektiv kam zum Einsatz. Sie hat einen flotten Autofokus, der dieser Aufgabe gewachsen war. Sowohl die schnelle Bewegung beim Wassersport als auch die lange Brennweite bewirkten bei längeren Belichtungszeiten Unschärfen. Je kürzer, desto besser, galt hier.

Manuell stellte ich an der Kamera ISO 1600 ein, weil das Wasserpolo bei Sonnenschein stattfand und bei Blende f/5.6 sonst selbst eine 1/8000 Sekunde Belichtungszeit manchmal zu lang gewesen wäre. Die kurzen Belichtungszeiten ermöglichten das Fotografieren aus freier Hand.

Ausschnitt aus dem Bild. Die kurze Belichtungszeit friert die Bewegung des schnell fliegenden Balls ein.

(Bild: Thomas Gade)


Der Testfilm wurde mit Ilford Microphen im Mischungsverhältnis 1:1 (Stammlösung / Wasser) 10 Minuten bei 24°C entwickelt. Er geriet recht kontrastreich. Etwas kürzer hätte bei der Temperatur wohl auch gereicht.

Die Ergebnisse entsprachen den Maßstäben der analogen Fotografie und dem hohen ISO-Wert. Die Fotos waren weniger grobkörnig als erwartet. Der Film ließ sich relativ gut mit einem Nikon Coolscan 4000 scannen. Dieser Film bot natürlich nicht die Detailfülle niedrigempfindlicher Filme. Doch mit ihnen wären die nötigen kurzen Belichtungszeiten nicht erreichbar gewesen.

Die Wiedereinführung des Kodak T-Max P3200 kam überraschend. Zunächst hatten die Filmfreunde wohl den im vergangenen Jahr (2017) angekündigten Kodak Ektachrome erwartet, einen Diafilm, der seit einigen Jahren nicht mehr produziert wurde und neu auflegt werden sollte. Da besonders hier das Angebot extrem geschrumpft ist, hofften Freunde des Diafilms vorrangig auf ein Relaunch.

Doch zuvor wurde der hochempfindliche Kodak T-Max P3200 wieder eingeführt. Die Medien der Analogszene begrüßten dies begeistert, wenn bisher auch noch nicht so richtig klar geworden ist, wer ihn nutzen wird.

Seine ursprünglichen Nutzer, meist Profis, hatten ihn durch Digitalkameras ersetzt, die mit ISO 3200 und mehr erstaunlich gute Resultate liefern. Diese hohe Lichtempfindlichkeit gepaart mit modernen Technologien zur Vermeidung von Unschärfen durch Verwackeln haben die Möglichkeiten der Fotografie enorm erweitert.

Aus dieser Ecke ist wohl keine Rückkehr zum Film zu erwarten. Noch gibt es diesen Film nur im Kleinbildformat, jedoch könnte er als Universalfilm durch seine variable Empfindlichkeit vor allem im Mittelformat (120er Rollfilm / ab 6x4,5) punkten, weil hier durch die größeren Abmessungen der Bilder ein grobes Korn weniger zum Tragen kommt.

Wir sind gespannt, ob der Kodak T-Max P3200 sich durchsetzt und welche Bilder damit aufgenommen werden.

Technische Daten
Hersteller Eastman Kodak Company (USA)
Bezeichnung Kodak T-Max P3200 (auch Kodak P3200TMAX)
Filmtyp Schwarzweiß-Negativfilm
Filmformat Derzeit nur als 35mm Kleinbildfilm (April 2018)
ISO-Empfindlichkeit laut DX-Kodierung ISO 3200, variabel zwischen ISO 400 bis 6400
Sensibilität panchromatisch
Filmunterlage Triacetat
Preis ca. 8 Euro (April 2018)

(tho)