Infineon hofft auf Befreiungsschlag

"Infineon steht vor der größten Veränderung seit seiner Gründung", sagte Konzernchef Wolfgang Ziebart; Infineon verkündete zudem, neue 65-nm-Chips für Mobiltelefone nicht mehr selbst produzieren zu wollen.

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  • dpa

Nach dem tiefen Sturz in die Verlustzone hofft Europas größter Chipkonzern Infineon auf einen Befreiungsschlag durch die Zerschlagung des Unternehmens. "Infineon steht vor der größten Veränderung seit seiner Gründung", sagte Konzernchef Wolfgang Ziebart am Freitag in München. Die Abtrennung des Speicherchip-Geschäfts, das bisher mehr als 40 Prozent des Umsatzes beisteuerte, biete aber immense Chancen.

Ziebart warb um Vertrauen für die geplante Aufspaltung des Konzerns. "Beide Teile profitieren von einer Trennung. Die Logiksparte könne den Erlös aus dem geplanten Börsengang in den Ausbau des Geschäfts stecken. Auch das neue Speicherunternehmen könne sich mit der klaren Ausrichtung leichter Geld am Kapitalmarkt beschaffen. Die technologischen Synergien zwischen beiden Sparten seien geringer als in der Vergangenheit.

Das neue Speicherunternehmen soll spätestens zum 1. Juli 2006 an den Start gehen. Auch nach dem Börsengang werde Infineon zunächst die Mehrheit behalten, kündigte Ziebart an. Einige Patent- und Lizenzvereinbarungen seien nur gültig, solange Infineon die Mehrheit halte. Erst wenn diese Fragen geklärt seien, werde sich Infineon in eine Minderheitenposition zurückziehen oder sich von allen Anteilen trennen. "Wir werden uns zeitlich aber nicht unter Druck setzen lassen.

Die Börse hatte am Donnerstag negativ auf die Entscheidung des Aufsichtsrats reagiert, das Unternehmen zu zerschlagen. Am Freitag legte der Kurs nach Bekanntgabe der Bilanzen zeitweise um 1,4 Prozent auf gut acht Euro zu. Dies lag vor allem daran, dass der Verlust vor Steuern und Zinsen im vierten Quartal im Vergleich zum Vorquartal von 234 auf 43 Millionen Euro verringert werden konnte. Damit schnitt Infineon operativ etwas besser ab als Analysten erwartet hatte.

Infineon gab zudem bekannt dass man nächste Chipgeneration für Mobiltelefone nicht mehr selbst herstellen, sondern bei Chartered Semiconductor in Auftrag geben wird. Die Fertigungsvereinbarung erlaube Infineon "ohne eigene Investitionen in neue Fertigungskapazitäten am weiteren Fortschritt der Halbleiterindustrie an vorderster Front mitzuwirken", beschreibt der Chiphersteller ide Auslagerung der Produktion an Chartered.

Infineon hatte die 65-Nanometer-Prozesstechnik, die nun in der Fab7 von Chartered Semiconductor in Singapur bei der Herstellung der Chips mit niedrigem Energieverbrauch zum Einsatz kommen wird, gemeinsam mit IBM, Samsung Electronics und Chartered entwickelt. In den nächsten Monaten sollen Infineon-Mitarbeiter aus Europa und den USA zu Chartered wechseln, um die reibungslose Integration der Technologie zu gewährleisten.

Details zum Umfang und Wert des Lieferabkommens wollte eine Chartered-Sprecherin gegenüber dpa-AFX nicht nennen. Auch die Frage, ob es sich um eine seit längerem von Infineon geplante Produktionsauslagerung handelt, wollte sie nicht beantworten. (dpa) / (jk)