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Intel kündigt neue Generation von Atom-Prozessoren an

CES Christof Windeck

Intels Atom-Prozessoren N450 für Netbooks sowie D410 und D510 für Nettops vereinen CPU-Kerne, Grafikprozessor und Speicher-Controller auf einem Chip.

Atom N450: Die

Die-Shot des Atom N450 beziehungsweise D410

(Bild: Intel)

Ab dem 4. Januar 2010 sollen Netbooks und Nettops mit den Atom-Prozessoren der neuen Generation codenamens Pineview ausgeliefert werden. Als erste x86-Prozessoren seit dem ursprünglich von National Semiconductor entwickelten [1] Geode, den AMD noch immer [2] liefert, vereinen die Atom-Versionen N450 (für Netbooks) sowie D410 und D510 (für Nettops) CPU- und GPU-Kerne, einen Speicher-Controller sowie einen PCI Express [3] Root Complex auf einem einzigen Siliziumchip. Die neue Atom-Plattform Pine Trail für billige, kompakte Notebooks – also Netbooks – und Desktop-Rechner besteht deshalb bloß noch aus zwei Chips: Der Chipsatz [4] ist auf einen einzigen Baustein, den NM10, geschrumpft, der vorwiegend Aufgaben erledigt, die für Southbridges typisch sind.

(Update:) Auch die Vortex86- beziehungsweise Xcore86 [5]-Prozessoren von DM&P Electronics kombinieren x86- und Grafikkerne.

Im Vergleich zur bisherigen Netbook-Chip-Kombination Atom N270 plus Northbridge [6] 945GSE plus Southbridge [7] ICH7-M ist das Team aus Atom N450 (5,5 Watt TDP [8]) und NM10 kompakter und sparsamer. Wesentlich mehr Rechenleistung ist aber nicht zu erwarten, der N450-Prozessorkern arbeitet höchstens mit 1,66 GHz Taktfrequenz, beim N270 sind es 1,6 GHz. Immerhin ist die Speicheranbindung nun auch etwas schneller (DDR2-667/PC2-5300 statt DDR2-533/PC2-4200) und der nach wie vor lediglich DirectX-9-taugliche Grafikkern potenter (GMA 3150 statt GMA 950). Anscheinend greift aber auch der neue Grafikkern der schwachen CPU bei HD-Videos kaum unter die Arme, sodass Netbooks gerade so eben noch 720p-Material ruckelfrei anzeigen können. Schon bei manchen YouTube-Videos in HD-Auflösung geht den bisherigen GMA-950-Netbooks die Puste aus.

Atom D510, D410, NM10

Das Die des Atom D510 (ganz links) mit zwei CPU-Kernen ist breiter als jenes des D410/N450

(Bild: Intel)

Der Atom N450 unterstützt weiterhin Hyper-Threading und ist anders als der N270 auch 64-Bit-tauglich. Hardware-Virtualisierungsbefehle (VT-x) stehen aber wieder nicht zur Verfügung, und auch ein zweiter Rechenkern bleibt der Desktop-PC-Version Atom D510 vorbehalten. Für diese nennt Intel einen Leistungsbedarf von 13 Watt, für den Desktop-Einzelkern D410 10 Watt TDP. Die Desktop-Atoms können ihre Taktfrequenz nicht dynamisch anpassen (Ehanced Intel SpeedStep Technology, EIST), bieten aber im Leerlauf den Stromsparmodus C1E (Enhanced C1 Halt State).

Den Pineview-Atoms fehlt nun der Frontsidebus (FSB), sie lassen sich also nicht mit alternativen Chipsätzen wie dem Nvidia GeForce 9400 (alias Ion [9]/MCP79) oder dem SiS672 kombinieren. Auch ein PCI-Express-x16-Port fehlt: Als einzige Anschlussmöglichkeit zweigen am NM10 vier PCIe-Lanes ab, die Intel zwar als PCIe-2.0-tauglich bezeichnet, aber die bloß mit einer Datentransferrate von 2,5 GBit/s laufen. Bei Netbooks sind zwei dieser Lanes üblicherweise von WLAN- und Ethernet-Adapterchips belegt. Intel hebt auch die Möglichkeit hervor, HD-Video-Beschleunigerchips [10] per PCIe einzubinden, und nennt den Broadcom BCM70012 [11]; dieser dekodiert zwar HD-Videos in hoher Auflösung, bindet aber keine HDCP-geschützten, digitalen Ausgänge an und beschleunigte in unseren Versuchen [12] die Wiedergabe von Flash-Video in einem Firefox-Browser-Fenster nicht.

Intel hat auch die maximale Auflösung des integrierten Grafikprozessors beschnitten. Der LVDS-Port, der zum direkten Anschluss der internen Displaypanels von Netbooks oder All-in-One-PCs gedacht ist, überträgt höchstens 1366 × 768 Pixel. Der VGA-Ausgang des Atom N450 ist auf 1400 × 1050 limitiert, der von Atom D410/D510 aber nicht. Der bei vielen bisherigen Intel-Chipsätzen mit integrierter Grafik vorhandene SDVO-Port, an welchem sich HDMI- oder DVI-Transmitter anschließen lassen, fehlt.

Zu den ersten Atom-N450-Netbooks gehören wohl der Asus Eee PC 1005PE [13] und das Acer Aspire One 532 – offizielle Ankündigungen werden auf der CES 2010 [14] erwartet. Weitere Informationen zur neuen Pine-Trail-Plattform sowie einen Vergleich mit den bereits angekündigten [15] Funktionen des Atom-Z500-Nachfolgers Lincroft für die Moorestown-Plattform stehen in der aktuellen c't 1/2010 (seit heute am Kiosk):

(ciw [17])


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https://www.heise.de/-890619

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/news/Auf-dem-Weg-zum-Ein-Chip-PC-20115.html
[2] https://www.heise.de/news/AMD-will-Geode-LX-Prozessoren-noch-bis-2015-ausliefern-188062.html
[3] http://www.heise.de/glossar/entry/PCI-Express-395644.html
[4] http://www.heise.de/glossar/entry/Chipsatz-399501.html
[5] https://www.heise.de/news/Contra-IDF-Billig-Tablet-mit-Xcore86-CPU-und-NiMH-Akkus-Update-789908.html
[6] http://www.heise.de/glossar/entry/Northbridge-399573.html
[7] http://www.heise.de/glossar/entry/Southbridge-399571.html
[8] http://www.heise.de/glossar/entry/Thermal-Design-Power-397869.html
[9] https://www.heise.de/news/Luefterlose-und-Ion-Nettops-im-Anmarsch-752165.html
[10] https://www.heise.de/news/HD-Video-Beschleuniger-fuer-Nettop-PCs-206261.html
[11] http://www.broadcom.com/products/Consumer-Electronics/Netbook-and-Nettop-Solutions/BCM70012
[12] http://www.heise.de/kiosk/archiv/ct/2009/22/74
[13] http://www.asus.com/product.aspx?P_ID=IGLKH3VUoGlp8KE1
[14] http://www.cesweb.org/
[15] https://www.heise.de/news/Intels-kommender-Smartphone-Atom-braucht-angepasstes-Betriebssystem-750409.html
[16] http://www.heise.de/ct/artikel/Atom-1-5-890889.html
[17] mailto:ciw@ct.de