Internet überholt Fernsehen als wichtigste Nachrichtenquelle

42 Prozent der Bundesbürger informieren sich vor allem im Netz über das Tagesgeschehen. Die Sorge um Falschmeldungen ist vor allem auf TikTok und bei KI groß.

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Die Schreibmaschine hat im Nachrichtenjournalismus längst ausgedient.

(Bild: Laurel Bratcher/ Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Das Internet stellt erstmals mehrheitlich die wichtigste Nachrichtenquelle der erwachsenen Online-Bevölkerung in Deutschland dar. 42 Prozent der Bundesbürger über 18 Jahren informieren sich vor allem im Netz über das Tagesgeschehen, dicht gefolgt von linear ausgestrahlten Fernsehsendungen mit 41 Prozent. Das geht aus dem am Montag veröffentlichten Digital News Report 2024 des Oxforder Reuters Institute zur Nachrichtennutzung im internationalen Vergleich hervor. Um sich über aktuelle Ereignisse auf dem Laufenden zu halten, verwenden demnach 67 Prozent der erwachsenen Internetnutzer hierzulande mindestens einmal pro Woche digitale Nachrichtenangebote auf den Webseiten oder Apps von Nachrichtenanbietern oder in sozialen Medien.

Dabei wird die Online-Nachrichtennutzung weiterhin von traditionellen Anbietern aus TV, Radio und Print dominiert, ist den Ergebnissen für Deutschland zu entnehmen: 45 Prozent lesen, schauen oder hören regelmäßig die Inhalte etablierter Marken. Bei den 18- bis 24-Jährigen sind es 47 Prozent. Der meistgenutzte Anbieter unter den abgefragten Online-Quellen ist tagesschau.de mit 17 Prozent wöchentlicher Reichweite. Auf Rang 2 rangiert mit T-Online mit 16 Prozent ein reines Online-Portal. Transparenz und hohe journalistische Standards sind die wichtigsten Gründe für das Vertrauen in Nachrichten. Die gefragtesten Themen sind Lokales, Politik, Internationales, Klimawandel, Sicherheit und Wissenschaft nebst Technologie.

Im Vergleich einzelner Internet-Quellen liegen soziale Medien mit einer wöchentlichen Reichweite von 34 Prozent vorn. Im Alter unter 35 Jahren kommt jede zweite Person auf Social Media mit Nachrichteninhalten in Kontakt. WhatsApp, YouTube und Facebook bleiben 2024 die sozialen Medien mit der größten Verbreitung. 15 Prozent der Befragten erhalten Nachrichten hauptsächlich über soziale Netzwerke. Dieser Anteil ist im Langzeitverlauf kontinuierlich gestiegen und mit 35 Prozent unter den 18- bis 24-Jährigen am größten. Für 16 Prozent der 18- bis 24-Jährigen stellen soziale Medien sogar die einzige Quelle für News dar. In dieser Altersgruppe geht hingegen die allgemeine Nutzung des Internets laut einer anderen Studie derzeit leicht zurück.

Generelle Trends und nationale Besonderheiten der Nachrichtennutzung untersucht das Reuters-Forschungsinstitut seit 2012 jährlich über Online-Befragungen in mittlerweile 47 Ländern. Das Leibniz-Institut für Medienforschung (Hans-Bredow-Institut) ist seit 2013 als Kooperationspartner für die deutsche Teilstudie verantwortlich. Die Feldarbeit hierzulande führte das Umfrageinstitut YouGov im Januar durch. Der Report gilt als repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren mit Internetzugang.

Groß sind laut den Resultaten die Sorgen über Falschmeldungen vor allem auf TikTok. 41 Prozent der Nutzer der chinesischen Video-App haben Schwierigkeiten, dort zwischen vertrauenswürdigen und nicht verlässlichen Nachrichten zu unterscheiden. Viel Skepsis herrscht hierzulande auch bei Newsbeiträgen, die auf der Plattform X verbreitet werden. Den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Journalismus sehen viele Onliner hierzulande kritisch: Die Hälfte fühlt sich bei der Nutzung von Nachrichten, die hauptsächlich durch die Technik mit etwas menschlicher Aufsicht produziert wurden, eher oder sehr unwohl. Inhaltlich erwarten zwei Drittel der User von den Nachrichtenmedien, dass sie ihnen verschiedene Perspektiven zu aktuellen Themen bieten. Doch nur 43 Prozent sind mit dieser Leistung zufrieden.

(nie)