Interoute kauft Teile von KPNQwests Ebone-Netz

Interoute ist das nächste Telecom-Unternehmen, das sich aus der Konkursmasse des niederländischen Internet-Carriers KPNQwest bedient.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 18 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jürgen Kuri

Interoute ist das nächste Telecom-Unternehmen, das sich aus der Konkursmasse des niederländischen Internet-Carriers KPNQwest bedient: Der britische Netzbetreiber kauft Teile des Ebone-Netzes auf, in dessen Besitz KPNQwest mit der Übernahme von GTS gekommen war. Interoute erhält die vollständige Kontrolle über die MANs in Paris, Frankfurt, London, Madrid, Wien, Zürich, Mailand und Amsterdam. Dazu kommen die Backbones, die München mit Wien, Turin mit Mailand und Frankfurt mit Straßburg verbinden. Nach Ansicht von Interoute katapultiert der Deal den Carrier in die erste Riege der europäischen Telecom-Provider.

Über die finanziellen Einzelheiten des Deals vereinbarte Interoute mit den KPNQwest-Konkursverwaltern Stillschweigen. Nach verschiedenen Berichten aus Unternehmenskreisen soll Interoute allerdings weit weniger als KPNQwest berappt haben -- KPNQwest musste bei der Übernahme von GTS/Ebone noch rund 645 Millionen Euro aufbringen.

Interoute ist im privaten Besitz einiger Investoren; der größte Anteilseigner ist die Schweizer Sandoz Family Foundation. Das existierende Glasfasernetz des Carriers verbindet 45 Städte in neun europäischen Ländern. Das Management von Interoute hat bereits Interesse daran geäußert, auch weitere Teile des KPNQwest-Netzes zu übernehmen, ebenso wie der schwedische Konzern Telia, der bereits in Italien und Frankreich zugeschlagen hat. Auch die deutsche KPNQwest bleibt dabei, den Euroring 3 als selbstständigen Carrier weiterbetreiben zu wollen.

Für das KPNQwest-Netz als Gesamtheit dürfte aber im Laufe der Woche das endgültige Aus kommen. Mitarbeiter von KPNQwest, die den Euroring noch am Leben hielten, veröffentlichen auf der Website die Erklärung, dass die finanzielle Unterstützung des von KPN gegründeten Fonds am vergangenen Freitag geendet habe. Bis zum 19. Juli sei die verbliebende Belegschaft aber noch bezahlt, um auftretende Probleme zu beheben: "Zum Ende der Woche erwarten wir, dass größere Teile des Netzwerks heruntergefahren sein werden."

Die Mitarbeiter geben auch einen Überblick über den Status einzelner Teile des KPNQwest-Netzwerks. Wie bereits bekannt wurde, sind die Teile in Österreich (Autonomous System 1901), der Schweiz (AS 1836), Finnland (AS 790), Italien (AS 5602), Norwegen (AS 2116) und Schweden (AS 3220) bereits verkauft beziehunsweise verselbstständigt. Beim deutschen Netzwerk (AS 517) entscheidet sich im Laufe des Insolvenzverfahrens bis Ende August das weitere Vorgehen. Frankreich (AS 1899) und Spanien (AS 2134) sind abgeschaltet -- bis auf die Teile, die Telia in Frankreich übernommen hat. Die Netze in der Tschechei (AS 1903), Estland (AS 3327), Portugal (AS 1897) und Rumänien (AS 5606) arbeiten nach den Angaben der KPNQwest-Mitarbeiter bislang als selbstständige Einheiten weiter.

Zur Entwicklung der Situation bei KPNQwest siehe auch: (jk)