KI: Sachsen will als erstes Bundesland Beirat für digitale Ethik schaffen

Sachsen will KI einsetzen, um die Verwaltung zu entlasten. Aber auch ethische Fragen treiben die Regierung um. Ein Beirat soll helfen.

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(Bild: Peshkova/ Shutterstock.com)

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Sachsen will einen Beirat für digitale Ethik schaffen. Sieben Experten sollen die Landesregierung zu Fragen der Künstlichen Intelligenz beraten und Empfehlungen aussprechen. Der Beirat soll erstmals in der nächsten Legislaturperiode zusammentreten, die im kommenden Herbst beginnt, teilte Justizministerin Katja Meier (Grüne) mit. Sachsen sei damit bundesweit Vorreiter.

Es sei "an der Zeit und dringend notwendig", dass ein Beirat für digitale Ethik eingerichtet wird, sagte Meier. "KI-Systeme sind eine große Chance für unsere Zukunft und gerade deswegen müssen wir dafür sorgen, dass die vom Freistaat Sachsen in seinen vielfältigen Bereichen genutzten Anwendungen die notwendigen Anforderungen an vertrauenswürdige KI erfüllen."

Es müsse nachvollziehbar sein, aus welcher Datengrundlage KI-Systeme ihre Informationen beziehen, die Vielfalt einer Gesellschaft abbilden und Diskriminierung weder erlernen noch reproduzieren, ergänzte Meier. "Wenn wir an dieser Stelle die Entwicklungen im Blick behalten und auf der Grundlage fachlich versierter Empfehlungen handeln, schaffen wir Vertrauen bei den Menschen und bleiben am Puls der Zeit." Dabei sei klar, dass KI nicht die Kernaufgabe von Richtern und Staatsanwälten übernehmen könne. Urteile müssten von Menschen gefällt werden.

Am kommenden Dienstag und Mittwoch findet in Chemnitz der 3. KI-Kongress des Freistaats statt. Die Veranstalter erwarten rund 300 Teilnehmer. Laut Staatskanzleichef Oliver Schenk (CDU) ist der Kongress ausgebucht. Das zeige, dass das Thema KI bei den Leuten angekommen sei. In Chemnitz sollen auch 14 Best-Practice-Beispiele zur Anwendung Künstlicher Intelligenz vorgestellt werden – unter anderem in der Halbleiterfertigung und für die Lehre an sächsischen Hochschulen.

Künstliche Intelligenz spiele gerade in Sachsen mit seiner starken industriellen und wissenschaftlichen Basis eine strategische Rolle, sagte Schenk. "Das Thema wird in den nächsten Jahren immer wichtiger. Ziel muss es sein, KI-Anwendungen auf breiter Basis einzusetzen – in der Wissenschaft und Wirtschaft, aber auch in der Verwaltung." Klar sei aber, dass es neben exzellenter Technologie auch darum gehen müsse, die Akzeptanz für Anwendungen weiter zu stärken. Zum Einsatz käme KI etwa bei der Behebung technischer Probleme in der Verwaltung.

Schenk verwies auf eine Studie des IT-Branchenverbands Bitkom zur KI. Demnach seien 46 Prozent der Firmen in Deutschland überzeugt, dass KI die Büroarbeit so revolutionieren wird wie einst die Einführung der Personal Computer. 67 Prozent der Unternehmen gaben an, dass KI dabei helfen werde, Beschäftigte bei Routineaufgaben zu entlasten. 39 Prozent denken, dass der Fachkräftemangel ohne den Einsatz von KI nicht zu bewältigen ist. Trotzdem würden etwa 80 Prozent der Firmen mit dem Einsatz von KI erst einmal abwarten wollen, welche Erfahrungen andere damit machen. Nach Darstellung von Experten gibt es in Unternehmen vor allem Bedenken wegen des Datenschutzes. Schenk zufolge geht es aber darum, einen "Datenschatz" zu heben.

Sachsen hat seit zwei Jahren einen "Beirat Digitale Wertschöpfung". Darin beraten Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft die Landesregierung im Bereich der Digitalwirtschaft.

(anw)