Kabel Deutschland an Orion interessiert

Deutschland größter Kabelnetzbetreiber hat Berichte zufolge ein Auge auf den angeschlagenen Wettbewerber Orion Cable geworden. Konkrete Gespräche gibt es allerdings noch nicht.

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Der größte deutsche Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland (KDG) hat ein Auge auf die in Schieflage geratene Orion Cable geworfen. Einem Agenturbericht von Dow Jones Newswires zufolge bezeichnete eine KDG-Sprecherin ihr Unternehmen als "natürlichen Käufer" und erklärte, die Orion-Netze würden "gut passen", falls die Nummer Drei der Branche Teile ihres Netzes veräußern müsse. Gleichzeitig stellte das Unternehmen klar, dass es aktuell keine Gespräche über einen Teilkauf oder eine Übernahme gebe.

Orion betreibt mit den Tochtergesellschaften Tele Columbus und Primacom regionale Netze in den ostdeutschen Bundesländern und Berlin sowie in einigen westdeutschen Gebieten. Insgesamt versorgt das Unternehmen 3,5 Millionen Haushalte mit TV-Kabel. Zwar ist Orion operativ solide aufgestellt, doch droht das Unternehmen unter der Last enormer Schulden zu ersticken. Orion wird von Investmentgesellschaften kontrolliert, deren Geldgeber bereits Entgegenkommen signalisiert haben. Mit einer Zinspause und Umschuldung soll nun das Schlimmste verhindert werden.

Eine Übernahme durch KDG wäre allerdings auch eine Lösung für die drängenden Probleme. Damit könnte Kabel Deutschland sein bundesweites Netz substanziell erweitern. KDG verfügt über Anschlussnetze in Netzebene 4 sowie Verteilernetze der Netzebene 3 und versorgt nach eigenen Angaben rund 9 Millionen Haushalte. Orion versorgt überwiegend Wohnanlagen auf Netzebene 4. KDG wäre ein natürlicher Käufer, weil eine Kombination aus Netzebene 3 und 4 strategisch den größten Sinn ergebe, erläuterte eine KDG-Sprecherin. KDG sei grundsätzlich an Ebene-4-Netzen interessiert.

Das Bundeskartellamt hätte nach Angaben der Financial Times Deutschland keine Bedenken gegen eine Übernahme. In vertikalen Zusammenschlüssen wie der Übernahme einiger Orion-Netze durch KDG im vergangenen Jahr hatten die Kartellwächter vielmehr eine Stärkung des Wettbewerbs gegen die mächtige Telekom gesehen. Einem Zusammenschluss der großen Netzebene-3-Betreiber KDG, Unitymedia und KabelBW hingegen hatte die Bonner Kartellbehörde zuletzt eine Absage erteilt. (vbr)