Kabel Deutschland knackt 1-GBit/s-Marke

In einem Feldversuch in Hamburg hat Kabel Deutschland eine Übertragungsbandbreite von 1,17 GBit/s über einen TV-Kabelanschluss erreicht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 269 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Urs Mansmann

Dem TV-Kabelbetreiber Kabel Deutschland ist es bei einem Feldversuch in Hamburg nach eigenen Angaben gelungen, 1,17 GBit/s über einen TV-Kabelanschluss zu übertragen. Der Betreiber rüstete einen Teil des Kabelnetzes nach, um das Frequenzspektrum bis 862 MHz nutzen zu können. Derzeit verwendet Kabel Deutschland lediglich Frequenzen bis 630 MHz, obwohl moderne Kabelanlagen bis 862 MHz tauglich sind.

Für die Übertragung setzte Kabel Deutschland den DOCSIS-3.0-Standard und Hardware des Herstellers Cisco ein. Nach Angaben von Kabel Deutschland kamen netzseitig handelsübliche CMTS (Cable Modem Termination System) zum Einsatz. Auf der Kundenseite stellte Cisco einen Versuchsaufbau bereit. Gängige Kabelmodems sind für Übertragungsbandbreiten jenseits von 1 GBit/s schon von der LAN-Schnitstelle her nicht tauglich.

Der DOCSIS-3.0-Standard erlaubt es, mehrere HF-Kanäle mit jeweils rund 50 MBit/s Übertragungsbandbreite zu bündeln (Channel Bonding). Um die genannte Bandbreite zu erzielen, musste Kabel Deutschland also rund 200 MHz für die Übertragung der Daten belegen, vermutlich den gesamten Bereich zwischen 630 und 862 MHz. Pro DVB-C-Kanal mit einer Bandbreite von 8 MHz lassen sich rund 50 MBit/s übertragen. Mit dem Einsatz des Nachfolgestandards DVB-C2 ließe sich die Übertragungsbandbreite bei gleicher Belegung des Frequenzspektrums nochmals um rund 50 Prozent erhöhen. Dazu hatte Kabel Deutschland im September Übertragungstests vorgenommen.

Ob die Kabelanbieter Geschwindigkeiten von 1 GBit/s und mehr praktisch tatsächlich anbieten können und wollen, ist fraglich. Eine CMTS versorgt jeweils ein Segment mit einigen hundert bis über tausend Haushalten gleichzeitig, die Teilnehmer teilen sich die ingesamt verfügbare Bandbreite. Alle Anwender in einem solchen Node, die gleichzeitig Bandbreite in Anspruch nehmen, konkurrieren um die verfügbaren Ressourcen. Wie viele Haushalte pro Node tatsächlich versorgt werden und wie groß der Anteil der Internetnutzer ist, behandeln die Anbieter als Betriebsgeheimnis. Allerdings haben TV-Kabel-Anbieter die Nodes mit der Einführung von Internet-Diensten nach eigenem Bekunden bereits vielerorts durch den Einsatz zusätzlicher CMTS verkleinert.

In der Pressemitteilung ließ Kabel Deutschland anklingen, dass man die Bandbreite der Internetanschlüsse nach Bedarf weiter erhöhen werde. In einem Pilotprojekt, ebenfalls in Hamburg, hatte Kabel Deutschland im Juli 2008 eine Übertragung bis 200 MBit/s im Downstream erreicht. Im Februar 2010 kündigte das Unternehmen dann an, 100-MBit/s-Anschlüsse flächendeckend bereitstellen zu wollen. Der Ausbau des Kabelnetzes auf DOCSIS 3.0 läuft bei Kabel Deutschland derzeit noch. (uma)