Kein Computer-Crash in der Silvesternacht

In Deutschland ist der befürchtete Crash von Computer-Systemen in der Silvesternacht offenbar ausgeblieben.

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Von
  • Christian Persson

In Deutschland ist der befürchtete Crash von Computer-Systemen in der Silvesternacht offenbar ausgeblieben. Dies berichteten die Staatssekretärin aus dem Bundesinnenministerium, Brigitte Zypries, und ihr Kollege aus dem Wirtschaftsministerium, Alfred Tacke, am Samstag früh vor Journalisten in Berlin.

Auch die Deutsche Telekom und die Bahn AG berichteten, der Jahreswechsel sei ohne Störungen gelungen. "Bei uns läuft alles", sagte Telecom-Sprecher Ulrich Lissek in Bonn. Das Fest- und Mobilnetz seien aber stark belastet gewesen. Anrufer erwartete bei der Telekom und bei anderen Anbietern öfter das Besetzt-Zeichen.

Die Computer-Systeme der Bahn AG bewältigten den Jahrtausendwechsel ebenfalls wie geplant. Alle Personenzüge waren kurz vor Mitternacht für einige Minuten auf den Bahnhöfen festgehalten worden. Danach sei der Verkehr reibungslos weitergelaufen, teilte die Bahn AG in Frankfurt in der Nacht mit.

Dem Krisenstab der Bundesregierung liegen bisher Meldungen aus acht Bundesländer vor, darunter alle großen Flächenstaaten. Die Informationssysteme der Polizei funktionierten reibungslos. Auch gebe es weder bei den Telekommunikationsunternehmen noch bei den Energieversorgern Störmeldungen in Folge des Jahreswechsels. Das Telefonsystem sei wie üblich zu Silvester überlastet. Der Bahnverkehr wie der Flugverkehr funktioniere nach bisherigen Erkenntnissen reibungslos. Der Wirtschafts-Staatssekretär schließt dennoch nicht aus, dass es in den nächsten Tagen in Einzelfällen zu Problemen kommen könne. Die großen Sorgen seien aber offensichtlich ausgestanden.

Zuvor waren bereits Australien, Asien sowie Europa ohne größere Computerprobleme ins Jahr 2000 gestartet. Kurz nach Mitternacht (Ortszeit) wurden in Japan, Russland sowie in Australien und Neuseeland keine Millenniums-Probleme, etwa Ausfälle bei der Strom- und Wasserversorgung oder im Bahnverkehr, bekannt.

In zwei japanischen Atomkraftwerken fielen jedoch durch das Jahr-2000-Problem Daten-Kontrollsysteme zur Überwachung des Strahlenniveaus aus. Die Systeme in den Anlagen in der zentraljapanischen Provinz Ishikawa hätten nach dem Jahreswechsel nicht mehr die richtigen Werte angezeigt, sagte ein Sprecher der Regionalregierung. Die Werte müssten nun von Arbeitern manuell erfasst werden. Für die Bevölkerung gebe es aber keine unmittelbaren Auswirkungen, sagte Takashi Minami.

Die französischen Atomkraftwerke überstanden den Jahreswechsel ohne Probleme. Das teilte am Samstag morgen der für die befürchteten Computerprobleme zuständige Experte des Energie-Konzerns EdF in Paris mit. Auch die klassischen Heiz- und Wasserkraftwerke sowie die Energieverteil-Netze hätten keine Probleme aufgewiesen.

Auch die deutschen Energie-Anlagen arbeiteten nach dem Jahreswechsel offensichtlich fehlerlos: Kraftwerke und Netze seien vom vielfach gefürchteten Datumswechsel unbeeindruckt geblieben, teilte die Bayernwerk AG in München mit. Die insgesamt gut 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in der Nacht Dienst hatten, verlebten eine ruhige Silvesternacht. Das Bayernwerk hatte bei seinem Jahr-2000-Projekt mit einem Budget von 35 Millionen Mark Datenverarbeitung sowie Steuerungs- und Prozesstechnik überprüft.

In der c't-Redaktion trafen eine Reihe von Meldungen über unbedeutende Pannen ein, die keine Schäden nach sich zogen. Ohne negative Folgen blieb auch die kleine Panne im Verkehrsleitrechner in Neustadt an der Weinstraße. Der Computer landete im 1. Januar 100. Die Ampeln der Stadt seien aber ohnehin jede Nacht abgeschaltet, teilte ein Sprecher des Lagezentrums Mainz mit. Bereits am frühen Neujahrsmorgen sei der Fehler im Software-Programm behoben gewesen. Alle Ampeln hätten dann einwandfrei funktioniert. (cp)