Kein Rezept gegen Technikpannen: Probleme überschatten E-Rezept-Pflicht

Seit dem Jahresbeginn müssen Arztpraxen E-Rezepte ausstellen. Einmal mehr scheint die Digitalisierung dem Gesundheitswesen jedoch Schmerzen zu bereiten.

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Apothekerin sucht in einer Apotheke Medikamente

(Bild: Aleksandar Karanov/Shutterstock.com)

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In den ersten Tagen der Ausstellungspflicht für E-Rezepte ist es zu Problemen gekommen. Die Gematik als Betreiberin der Telematikinfrastruktur (TI) – des Gesundheitsnetzes, an dem unter anderem Ärzte und Apotheker angeschlossen sind – meldete auch am Mittwoch weiterhin Störungen, von denen Nutzer von E-Rezept-Apps bestimmter Krankenkassen betroffen seien. heise online erreichten indessen Hinweise, dass die Ausfälle noch massiver als von der Gematik berichtet sein könnten. Dies wurde von der Gematik auf Nachfrage von heise online aber zurückgewiesen.

Die Probleme gingen vom sektoralen IDP aus, heißt es im Fachportal der Gematik. IDP steht für Identity Provider. Es handelt sich dabei um den Dienst, der digitale Identitäten verwaltet und beglaubigt. Schon am Dienstagmorgen hieß es, dass aktuell kein Zugriff auf das E-Rezept über die entsprechenden Apps von BKK, IKK und DAK möglich sei. Mit der Gesundheitskarte (eGK) oder einem Papierausdruck könnten Rezepte aber weiterhin eingelöst werden. Während es am Nachmittag des 2. Januar hieß, dass die Probleme behoben seien, traten sie am Mittwochmorgen erneut auf.

Eine Ärztin schrieb heise online indessen, dass bei ihr am Dienstag sogar ein kompletter Ausfall der TI aufgetreten sei. Dadurch habe sie keine E-Rezepte und elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (eAU) mehr ausstellen können. Die Folge sei "Zwangsurlaub für Arztpraxen, da das E-Rezept verpflichtend zu nutzen ist", schrieb sie. Die Kassenzahnärztliche Vereinigung des Landes Brandenburg berichtete ihren Mitgliedern ebenfalls von einer "massiven Störung" in der TI. Die Ursache sei vermutlich ein Problem im Zusammenhang mit DNSSec, also der sicheren Auflösung von Domainnamen in IP-Adressen. Betroffen sei eine Vielzahl der Konnektoren-Modelle, mit denen Praxen ihre Verbindung zur TI aufbauen.

Die Gematik erklärte auf Nachfrage, dass sie einen "Ansturm" und daraus resultierende Ausfälle der E-Rezept-Dienste nicht bestätigen könne. Es habe sich hinsichtlich der Nutzung des E-Rezepts in den letzten Tagen aber gezeigt, "dass Arztpraxen ihre Software auf verfügbare Updates prüfen und diese zeitnah einspielen sollten. Auf diesem Wege können Fehler bei der Ausstellung von E-Rezepten häufig vermieden werden."

Probleme zum Jahresbeginn waren von Branchenexperten im Vorfeld bereits erwartet worden. Der Start des E-Rezepts in verpflichtender Form wurde bereits mehrfach verschoben. Als im Juli 2023 eingeführt wurde, dass Apotheken E-Rezepte via Gesundheitskarte einlösen können, kam es bereits zu Technikpannen.

Update

Es wurde eine Stellungnahme der Gematik ergänzt.

(mki)