Kernel-Log: Linux 2.6.33 bringt Nvidia-Grafiktreiber "nouveau"

Der für Linux 2.6.33 aufgenommene Grafiktreiber Nouveau bietet mehr Funktionen als andere Open-Source-Treiber für GeForce-GPUs, aber ebenfalls keine 3D-Beschleunigung. Die Firmware könnte zum Stolperstein für den Treiber werden.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Linus Torvalds hat den Kernel-Code des für GeForce-Grafikchips geeigneten Open-Source-Grafiktreibers Nouveau als Staging-Treiber in den Hauptentwicklungszweig von Linux eingepflegt. Daraus sollte in zirka zweieinhalb Monaten die Kernel-Version 2.6.33 hervorgehen. Diese Version sollte daher das bislang nur bei Grafikchips von AMD und Intel unterstützte Kernel-based Mode-Setting (KMS) auch mit dem Gros älterer und moderner Grafikchips (GPUs/Graphics Processing Units) von Nvidia beherrschen.

Die Integration des Treibers ermöglicht unter anderem einen flackerfreien Startvorgang, denn der Linux-Kernel stellt direkt beim Initialisieren der Hardware eine zum jeweiligen Monitor passende Bildschirmauflösung ein. Der Nouveau-Kernel-Code und der darauf aufsetzende Nouveau-Treiber für X.org ermöglichen zudem Zweischirmbetrieb sowie mit neueren GeForce-Modellen Xvideo-Beschleunigung – mit dem bislang von vielen Distributionen für Nvidia-Hardware vorkonfigurierten Treiber "nv" (korrekt eigentlich: xf86-video-nv) gelingt beides nicht.

3D-Beschleunigung bieten allerdings weder der maßgeblich von Nvidia-Mitarbeitern betreute Treiber nv noch Nouveau, dessen Programmierer bei der Entwicklung auf die Hilfe von Reverse Engineering zurückgreifen mussten. Für Nouveau ist 3D-Unterstützung zwar bereits in Arbeit und laut dem Projekt-Wiki manchmal bereits benutzbar, aber noch als experimentell einzustufen ("3D support is worked on using Gallium3D and can (depending on the Chip generation and the applications) be quite usable, butAt the moment, the nv50 (GeForce 8 and up) gallium driver can actually run compiz to some extent already. There's some minor graphical issues, but it works. Still officially considered experimental.")

Der für die Grafikunterstützung des Kernels zuständige und bei Red Hat an Fedora mitarbeitende Dave Airlie hatte Nouveau ursprünglich erst für eine spätere Kernel-Version einsenden wollen. Torvalds drängte allerdings Ende vergangener Woche nachhaltig auf die Aufnahme und hob dabei mehrfach hervor, dass der Treiber aktuellen Fedora-Distributionen zwar beiliege, die Fedora-Entwickler den Code aber nicht übermitteln würden. Daraus entstand eine längere Diskussion um organisatorische und technische Aspekte – nach einigen kurzfristigen Anpassungen durch einen auf Nouveau spezialisierten Red-Hat-Entwickler sandte Dave Airlie den Code dann aber doch recht flott zur Aufnahme ein, worauf Torvalds auch prompt reagierte.

Durch die Last-Minute-Änderungen kann der Treiber die bislang mit ihm verflochtene Firmware ("Ctx_Voodoo") nun nachladen und unabhängig vom Kernel ausliefern. Ob diese Firmware aber überhaupt weitervertrieben werden darf, scheint derzeit ungewiss: Deren Code haben die Nouveau-Entwickler aus Grafikkarten ausgelesen, nachdem sie diese mit den proprietären Treibern von Nvidia initialisiert hatten. Das Fedora-Projekt, das an viele Copyright-Aspekte strikter herangeht als manch andere Mainstream-Distributionen und abgesehen von Firmware ausschließlich Open-Source-Software in die Distribution aufnimmt, hat das aber wohl bislang nicht als Problem eingestuft.

Zum zumeist nicht auf heise online, sondern vornehmlich bei heise open und in c't erscheinenden Kernel-Log siehe auch:

(thl)