Kinopolis stellt komplett auf Digitalprojektion um

Alle 15 Kinopolis-Standorte sollen mit Digitaltechnik ausgestattet werden. Möglich sind künftig auch Live-Übertragungen von Konzerten oder Sportveranstaltungen.

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Von
  • Georg Immich

Die deutsche Kinopolis-Kette stellt komplett auf digitale Projektion um. Das teilten der Ausrüster XDC und seine deutsche Tochter FTT mit. Damit ist eine der kleineren Kinoketten Deutschlands die erste, die eine Komplettumrüstung wagt. Der Kinopolis-Verbund bespielt insgesamt 15 Kinos mit 123 Sälen. Bis Ende 2011 soll die Umrüstung abgeschlossen sein. Bislang hatten nur unabhängige Kinos komplett auf Digitalprojektion umgestellt.

Bei der Entscheidung dürfte geholfen haben, dass sich Hollywood an den Kosten der Kinos beteiligt. Die Studios können durch den digitalen Vertrieb unter anderem die Kosten für Kopien, die bei rund 1000 Euro pro Stück liegen, einsparen. Sechs der großen US-Studios zahlen dem Ausrüster für jede digitale Vorführung ihrer Filme eine Gebühr ("Virtual-Print-Fee"), mit der die Umrüstung subventioniert wird. Die Studios übernehmen so bis zu 75 Prozent der Kosten für die Umrüstung. Zudem hatte XDC unter anderem zusammen mit der Europäischen Investitionsbank ein Kreditprogramm von 100 Millionen Euro aufgelegt, mit dem in den nächsten Jahren 2000 Leinwände umgerüstet werden sollen.

Kinopolis will Christie-Projektoren der 2er-Serie einsetzen. Das Bild zeigt einen CP2000-SB .

(Bild: Christie)

Bei Kinopolis wird der Ausrüster DCI-konforme Serie-2-DLP-Projektoren von Christie installieren. Zusätzlich sollen alle Säle über ein Netzwerk mit einem zentralen Kinoserver verbunden werden. Satellitentechnik soll zudem Live-Übertragungen ermöglichen. FTT richtet alle Systeme so ein, dass sie aus Ferne gewartet und überwacht werden können. Die Kinopolis-Gruppe erklärte, dass man die Satellitentechnik in aller Ruhe einbauen und testen werde. Man rechne aber nicht mit einer Fertigstellung bis zum Live-3D-Konzert der Fantastischen Vier, das inzwischen auf Ende September verlegt wurde.

Insgesamt hat die Umrüstung auf digitale Projektion in Europa mit Einsetzen des 3D-Booms im vergangenen Jahr richtig Fahrt aufgenommen, weil 3D-Aufschläge den Kinos einen finanziellen Anreiz für die Digitalisierung bieten. Vorher war eine Umrüstung für die Kinos nur mit Investitions- und höheren Betriebskosten verbunden, während allein die Verleiher von Kosteneinsparungen wirklich profitierten konnten. In Europa wie in Deutschland verdreifachte sich im Laufe des Jahres 2009 die Anzahl der digitalen Leinwände von 1529 auf 4693. Bis Ende vergangenen Jahres waren in Deutschland 592 der 4734 Leinwände umgerüstet. Mehr digitale Leinwände gab es zu diesem Zeitpunkt nur in Frankreich (904) und Großbritannien (668).

Auch wenn in Deutschland zurzeit geschätzte 35 bis 40 Leinwände monatlich umgebaut werden, wird die Komplettdigitalisierung noch Jahre benötigen. So können die Hersteller von Projektoren und Zubehör wie Silberleinwänden nicht mit der Nachfrage Schritt halten, die Lieferzeiten liegen derzeit zwischen sechs und acht Monaten. Kleinere und ländliche Kinos sind zudem oft nicht für den Umbau geeignet oder können sich die Umrüstung nicht leisten. Ganz werden vor allem Programmkinos nicht auf 35-mm-Projektoren verzichten können, da kleinere Verleiher noch nicht mit digitalen Kopien arbeiten und Filmklassiker nicht digital verfügbar sind. (jkj)