Kirch ist zurück auf der großen Bühne

Leo Kirch vermarktet über die neugegründete Agentur Sirius in den nächsten sechs Jahren die Medienrechte der Fußball-Bundesliga im deutschsprachigen Raum. Kirch garantiert der Liga dafür Erlöse in Höhe von drei Milliarden Euro.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Leo Kirch hat es doch noch mal allen gezeigt: Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung der 36 Profivereine der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga stimmten die Vereinsvertreter am heutigen Dienstag in Frankfurt einem neuen Vermarktungsmodell zu, das den Clubs in den kommenden sechs Jahren Einnahmen von mindestens drei Milliarden Euro garantiert. Und mitten drin: Leo Kirch. Der frühere Medienmogul erhielt von der Deutschen Fußball Liga (DFL) den Auftrag, über die neugegründete Agentur Sirius in den nächsten sechs Jahren die Medienrechte im deutschsprachigen Raum zu vermarkten.

"Für den deutschen Profi-Fußball ist dies ein großer Schritt in die Zukunft", erklärte Ligaverbands-Präsident Reinhard Rauball in Frankfurt. Mit dem neuen Vermarktungsmodell mache sich die Bundesliga unabhängiger von den zunehmenden Unwägbarkeiten des Medien- und Kapitalmarktes. Das Konzept sieht vor, dass Sirius, ein Tochter-Unternehmen der KF 15 GmbH & Co KG in München, die Rechte nicht selbst erwirbt, sondern lediglich als Zwischenhändler in Erscheinung tritt. Sicherheit soll die Stellung einer Bankbürgschaft in Höhe von 100 Prozent der jeweils fälligen Mindestzahlung pro Saison (500 Millionen Euro) bieten.

Die künftigen Rechteinhaber wie Privatsender und Kabelnetzunternehmen sollen von Sirius mit einem Bundesliga-TV-Programm versorgt werden, das komplette Spielberichte und Interviews beinhaltet. Dagegen hat allerdings bereits der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) massiven Widerstand angekündigt. "Wenn eine Pflichtabnahme der produzierten Beiträge von der DFL vorgesehen ist, würde das eine Knebelung der Sender bedeuten", kritisierte der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken. Damit sei die Unabhängigkeit des Sportjournalismus gefährdet. Die DFL als Veranstalterin stehe in der Pflicht, den Redaktionen eine unabhängige Berichterstattung zu ermöglichen.

Die DFL denkt aber offenbar lieber in großen Zahlen. Denn außerdem wird eine Auslandsgesellschaft zur internationalen Vermarktung der Bundesliga gegründet, die im Zeitraum von 2009 bis 2015 zusätzliche Erlöse in Höhe von etwa 460 Millionen Euro erwirtschaften soll. "Damit verfügt die Bundesliga über die größte finanzielle Absicherung ihrer Geschichte", sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert. Allein durch die von Kirch garantierte Summe von jährlich 500 Millionen Euro erhöhen sich die TV-Einnahmen für die Profivereine um fast 20 Prozent. Bislang kassiert die Liga pro Saison rund 440 Millionen Euro.

Eingefädelt wurde der Kirch-Deal offenbar schon vor Monaten von Seifert, der vor der Milliarden-Pleite der KirchMedia und KirchPayTV (Sat.1, ProSieben, Kabel1, N24, Premiere) selbst ein Rad im Kirch-Getriebe war. Von 1995 bis 1998 arbeitete er bei der MGM MediaGruppe München, zuletzt als Leiter der Abteilung Produktmanagement. Später wechselte er zu MTV und war anschließend für Medien und Marketing bei der KarstadtQuelle New Media AG verantwortlich. Hinter der Beteiligungsgesellschaft KF 15 (gleichbedeutend mit Kardinal-Faulhaber-Straße 15 in München, wo der 80-jährige Kirch sein Büro hat), steht vor allem der langjährige Kirch-Freund Dieter Hahn.

Kirch hat unter anderem die EM.Sport Media AG (zu der die Produktionsfirma Plazamedia und der Sportsender DSF gehören) sowie die Schweizer Highlight Communications AG im Rücken. Die KF 15 GmbH & Co. KG hatte Ende September 11,5 Prozent an der EM.Sport Media erworben, die einst als EM.TV bekannt war. Bezahlt wurde mit Anteilen an Highlight Communications, das über die Tochter TEAM unter anderem seit 15 Jahren die Rechte an der UEFA Champions League vermarktet. EM.Sport Media hat zudem eine Option auf weitere Anteile an Highlight Communications, so dass eine Beteiligung von bis zu 36,4 Prozent an dem Schweizer Unternehmen erreicht werden kann.

Die Insolvenz der Kirch-Gruppe im Jahr 2002 hatte zu einer der größten Finanzkrisen im deutschen Profi-Fußball geführt. Die Neuverhandlung der TV-Rechte kostete die Vereine damals einen dreistelligen Millionenbetrag. Einige Clubs mussten sogar Kredite aufnehmen, um ihre Spieler überhaupt noch bezahlen zu können. Um so mehr erstaunt das heutige Votum in Frankfurt: Von den 36 Profi-Clubs stimmte lediglich ein Verein gegen die Pläne der DFL. Diese war bei der letzten Rechtevergabe vor allem durch Missmanagement aufgefallen. Nicht nur mussten wegen formaler Fehler Millionen Euro für die Rechte an Live-Übertragungen im Internet abgeschrieben werden, auch die Vergabe der Live-TV-Rechte an Arena entpuppte sich nach nur eineinhalb Jahren als gravierende Fehlentscheidung, die zahlreichen Arena-Mitarbeitern den Job kostete. (pmz)