Krypto-Finanzdienst Celsius ist pleite: Sorge um Bitcoin-Ertragskonten bei Nuri

Mit Celsius geht die nächste Krypto-Kreditplattform in die Knie. Das betrifft auch die Einlagen deutscher Kunden in Bitcoin-Ertragskonten beim Startup Nuri.

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(Bild: Shutterstock)

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Die nächste Pleite erschüttert die krisengeschüttelte Branche der Kryptowährungs-Finanzdienste: Die US-Kreditplattform Celsius hat am Mittwoch im US-Bundesstaat New York Insolvenz angemeldet. Es sei die richtige Entscheidung, sagte Mitgründer und Chef Alex Mashinsky. Zum gesamten Ausmaß der Verbindlichkeiten äußerte er sich nicht. Im Formular für die Insolvenzanmeldung sind jeweils bei Vermögenswerten wie auch für Schulden Werte zwischen einer und zehn Milliarden US-Dollar angekreuzt.

Vor einem Monat hatte Celsius angesichts "extremer Marktbedingungen" entschieden, den Handel sowie die Abhebungen von Kundeneinlagen zu sperren. Die Abhebungen sollen zunächst auch weiter ausgesetzt bleiben. In der Pressemitteilung zur Insolvenz verteidigt Celsius die Sperre als notwendig. Ohne sie wären nur die Kunden, die als Erste abgehoben hätten, zum Zuge gekommen; der Rest hätte warten müssen, bis Celsius seine illiquideren Vermögenswerte irgendwie zu Geld gemacht habe. Inwieweit jetzt Verluste auf die Kunden zukommen, ist zur Stunde noch offen.

Celsius war eine Plattform, auf der Nutzer Kryptogeld auf einer Wallet lagern konnten und dafür Zinsen einstrichen. Die Zinsen hingen von Höhe und Art der Einlage ab – bis zu 18 Prozent Jahreszins wurden teilweise angeboten. Die Coin-Einlage wurde dann fürs Staking verwendet oder an Profi-Anleger verliehen, die damit Geschäfte machen. Celsius war eine der größten Firmen in dem Feld der Krypto-Kredite mit über 1,7 Millionen Kunden. Berichten nach soll die Firma noch im Mai über 8 Milliarden US-Dollar an Darlehen und 12 Milliarden US-Dollar an Vermögenswerten verwaltet haben.

Aktuell verfüge man über Barreserven von 167 Millionen US-Dollar, mit denen man den Betrieb weiterführen wolle, so das Insolvenzgericht zustimme, hieß es von Celsius. Wie CNBC berichtet, untersuchen bereits Finanzaufsichten aus sechs US-Bundesstaaten den Fall. Die Regulatoren aus Vermont erklärten etwa, Celsius habe Kundeneinlagen für eine Reihe von riskanten Geschäften und illiquiden Investments verwendet, seine Kunden aber nur unzureichend darüber informiert.

Celsius ist nur eine von zahlreichen Krypto-Finanzplattformen, die im Zuge massiver Kursrutsche der Kryptowährungen und dem darauffolgenden Zusammenbruch des Stablecoins TerraUSD ins Trudeln oder gleich in die Zahlungsunfähigkeit geraten sind. Da die Plattformen alle eng miteinander verwoben sind, kippten sie wie die Dominosteine nacheinander um. Celsius habe unter anderem Einlagen im zum Terra-Ökosystem gehörigen Anchor Protocol gehabt, ebenso im massiv von Wertverlust betroffenen Token sETH, schreibt der Finanznachrichtendienst Bloomberg. Zuletzt musste etwa die Plattform Voyager Digital in Insolvenz gehen – was unter anderem durch die vorige Pleite des Krypto-Hedgefonds Three Arrows Capital verursacht wurde.

Betroffen von der Pleite sind auch Kunden des deutschen Startups Nuri aus Berlin. Eines der Angebote der Krypto-Finanzplattform sind die sogenannten Bitcoin-Ertragskonten. Für diese Konten versprach Nuri seiner Kundschaft bis zu 3 Prozent Rendite auf Bitcoin-Einlagen. Dafür wurden eingezahlte Coins, vermittelt über den Bankpartner Solaris, an Celsius weitergereicht. Auf die Anfrage von heise online, was die Celsius-Pleite für die Einlagen dieser Kunden bedeutet, äußerte sich Nuri bislang noch nicht.

Zumindest Nuris Risikohinweise zu dem Bitcoin-Ertragskonto machen aber wenig Hoffnung. Darin erklärt Nuri deutlich, dass es keine Einlagensicherung gibt und dass der Dienst auch nicht für Verluste einstehe. "Die Anleger tragen vollständig das Risiko der Insolvenz von Celsius Network", heißt es dort. Wie viele Kunden betroffen sind und wie hoch der Summe der Einlagen in den Ertragskonten ist, bezifferte Nuri nicht. Eine Stellungnahme Mitte Juni sprach lediglich von einem "kleinen Anteil unserer Kunden". Eigenen Angaben nach hat Nuri 500.000 Kunden.

Update

Nuri erklärte inzwischen auf Anfrage: "Wir verfolgen die Entwicklung und stehen in engem Kontakt mit allen betroffenen Kunden, um alle Fragen zur Situation bei Celsius zu beantworten und werden sie in Kenntnis setzen, sobald es neue Informationen gibt." Welche Bedeutung die Insolvenz von Celsius für die Kunden mit Bitcoinertragskonto habe, werde sich aber erst im Laufe des Insolvenzverfahrens herausstellen. Die Funktion zur Rückzahlung von eingesetzten Kryptowerten bleibe bis auf Weiteres inaktiv. Andere Produkte und Leistungen von Nuri seien aber nicht betroffen.

(axk)