Nächste Kryptopleite: Voyager Digital nach Abhebestopp in Insolvenz

Im Dominospiel der Kryptofinanzdienste ist das nächste Unternehmen umgefallen. Doch Kryptomilliardär Sam Bankman-Fried sieht Licht am Ende des Tunnels.

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(Bild: Shutterstock)

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Die schwelende Krise in der Kryptowährungsbranche hat erneut zu einer Firmenpleite geführt: Die Kredit- und Zinsplattform Voyager Digital hat bei einem Gericht im kanadischen Ontario einen Insolvenzantrag eingereicht. Vergangene Woche hatte die Plattform bereits alle Kundengelder eingefroren. CEO Stephen Ehrlich nannte ein volatiles Marktumfeld mit Domino-Effekten sowie eine ausgebliebene Zahlung des inzwischen auch insolventen Krypto-Hedgefonds Three Arrows als Gründe für die Zahlungsunfähigkeit.

Ende Juni hatte das Unternehmen eine ausbleibende Zahlung vom Krypto-Hedgefonds Three Arrows Capital über 15.250 Bitcoin sowie 350 Millionen Einheiten des Stablecoins UDC vermelden müssen – umgerechnet derzeit über 600 Millionen Euro. Ob die Verbindlichkeit noch bedient wird, ist offen. Three Arrows Capital hat seinerseits vergangene Woche Insolvenz angemeldet. Der Hedgefonds aus Singapur hatte sich offenbar massiv mit Krediten versorgt, um gehebelt auf Kryptowährungsbewegungen zu spekulieren.

Als die Kurse sanken und der Stablecoin TerraUSD zusammenbrach, stürzte auch das Finanzkonstrukt von Three Arrows in sich zusammen und brachte gleich noch weitere Firmen in Schwierigkeiten. Insbesondere traf es Kreditplattformen, die unter anderem Privatkunden die Verzinsung von Coin-Einlagen bieten und diese Coins dann meist an Profianleger weiterverleihen.

Mitte Juni hatte Voyager Digital auch noch eine Kreditlinie über 200 Millionen US-Dollar sowie 15.000 Bitcoin von Alameda Research erhalten, einer vom Kryptomilliardär Sam Bankman-Fried gegründeten Investmentfirma – offenbar nicht genug, um die Zahlungsunfähigkeit abzuwenden. Laut der Mitteilung hat Voyager Digital noch 110 Millionen US-Dollar an Barmitteln an der Hand, um im Rahmen eines Insolvenzverfahrens den täglichen Betrieb weiterzuführen. Dazu kämen 350 Millionen US-Dollar Kundengeld auf einem Konto bei der Metropolitan Commercial Bank (MCB) sowie auf Kryptoeinlagen auf der Plattform im Wert von 1,3 Milliarden US-Dollar.

Die MCB machte bereits deutlich, dass die US-Einlagensicherung nur die Dollars auf diesem Bankkonto schütze – und auch nur in dem Fall, dass die Bank selber zusammenbreche. Ein Scheitern von Voyager Digital oder auch Kryptowährungseinlagen seien nicht davon abgedeckt.

Voyager Digital hat auch bereits einen Plan vorgelegt, wie man Kunden ihre noch eingefrorenen Einlagen wiedererstatten wolle: Die Rückzahlungen von Kryptowerten sollen sich aus einem Mix aus Einlagen, noch ausstehenden Zahlungen von Three Arrows, Anteilen an der restrukturierten Firma sowie Voyagers Tokens speisen. US-Dollar-Guthaben sollen aus dem Bankkonto gespeist werden, sobald ein Abstimmungs- und Betrugspräventionsprozess mit der Bank durchlaufen sei. Das bedürfe alles aber noch der Zustimmung des Gerichts.

Bei der ebenfalls in Schieflage geratenen Plattform Celsius ist der Ausgang noch offen. 150 der 650 Mitarbeiter wurden Berichten nach inzwischen gefeuert, ebenfalls habe die Plattform auch Kryptowährungsverbindlichkeiten in Millionenhöhe zumindest teilweise bedienen können. Die Kunden können jedoch seit rund drei Wochen nicht an ihr Geld. Bei dem Anbieter Vauld, der in dieser Woche Kundeneinlagen gesperrt hat, bahnt sich laut Informationen des Fachdienstes The Block eine Übernahme durch den Konkurrenten Nexo auf London an.

Sam Bankman-Fried, Kryptomilliardär und Chef der Börse FTX, sieht inzwischen aber Licht am Ende des Tunnels. Die schlimmste Liquiditätsklemme sei vorüber, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Er und seine Börse hätten zudem noch "ein paar Milliarden" für eventuelle Rettungsaktionen in der Hinterhand. Es gäbe seinen Angaben nach auch noch andere Kryptofirmen, die um Hilfe gebeten hätten, wobei er keine Namen nannte. Einige kleinere Kryptowährungsbörsen könnte es aber schon noch mit einer Pleite erwischen. Neben dem Kredit an Voyager Digital hatte Bankman-Fried auch den Darlehens-Dienst Blockfi mit einer massiven Geldspritze inklusive Übernahmeoption gerettet.

(axk)