LNG-Terminal Wilhelmshaven II: IQuay soll schnelleren Start ermöglichen

Während das erste LNG-Terminal in Wilhelmshaven auf vorhandene Infrastruktur zurückgreifen konnte, fängt das zweite bei null an. Neue Technik soll helfen.

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Das IQuay-System im Einsatz bei einem LNG-Tanker

Das IQuay-System im Einsatz bei einem LNG-Tanker

(Bild: ECOnnect)

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Mithilfe einer neuartigen steglosen Anbindung soll das zweite Flüssigerdgas-Terminal in Wilhelmshaven schneller einsatzbereit sein als bei einer konventionellen Bauweise. Die Betreiberfirma Tree Energy Solutions (TES) und das norwegische Unternehmen ECOnnect Energy haben einen Vertrag für die Lieferung des IQuay-Systems unterzeichnet. Innerhalb von zwölf Monaten soll das System für den Gasimport zwischen der schwimmenden Regasifizierungseinheit (FSRU) und den Landanlagen einsatzbereit sein.

Im Gegensatz zum ersten LNG-Terminal in Wilhelmshaven, das von Uniper betrieben wird und ab Dezember den Betrieb aufnehmen soll, fängt das zweite Terminal von TES bei null an. Uniper konnte auf eine bestehende Pier zurückgreifen, die Ende der 1970-er-Jahre für den Chemieimport gebaut wurde. Im Zuge der Bauarbeiten, die im Sommer begannen und im November abgeschlossen wurden, waren auf See lediglich Anpassungen und Befestigungen nötig, um die Floating Storage and Regasfication Unit (FSRU) dort einzusetzen.

Mit Blick auf die früheren Bauzeiten vorhandener Pier-Anlagen in der Stadt würde das IQuay-System beim zweiten LNG-Terminal mit zwölf Monaten nur die Hälfte der sonst üblichen Bauzeit einer Steglösung benötigen. TES wurde vom Bundeswirtschaftsministerium beauftragt, die fünfte schwimmende Regasifizierungseinheit ab Herbst 2023 einzusetzen.

Was das TES-Projekt besonders macht, ist der Plan, es schon ab dem Jahr 2025 auch für Wasserstoff einzusetzen. Das Vorhaben existierte bereits vor Ausbruch des Angriffskriegs Russlands in der Ukraine, wurde aber zeitlich nach vorn gezogen. TES plant, in sonnen- und windreichen Ländern Solarenergie und Windenergie zur Elektrolyse von Wasser zu nutzen, um Wasserstoff zu erzeugen. Dieser soll mithilfe von CO₂ zu Methan (CH4) umgewandelt werden. Dieses soll in tiefkaltem Zustand mit LNG-Tankern nach Wilhelmshaven gebracht, dort regasifiziert und weiterverarbeitet werden. Dort könnte das Gas entweder als sogenanntes grünes Gas genutzt oder wieder in Wasserstoff umgewandelt werden. Das dabei entstehende sowie zusätzliches CO₂ aus der Industrie soll zurück in die Erzeugerländer gebracht werden, sodass ein Kohlenstoffkreislauf entsteht.

Nach Inbetriebnahme des LNG-Terminals Wilhelmshaven II könne das System aus Norwegen als Bindeglied zwischen Offshore-Gasspeichern und Onshore-Terminal zunächst jährlich bis zu 20 Milliarden Kubikmeter Gas transportieren. Ab dem Jahr 2025 soll das System, das aus einem schwimmenden Ladepunkt sowie einer schlauchartigen Leitungsverbindung besteht, für den Export von flüssigem CO₂ wiederverwendet werden. Nach Herstellerangaben hat die Technik eine Lebensdauer von 25 Jahren.

Die Grafik zeigt, wie die FSRU per IQuay mit dem LNG-Terminal in Wilhelmshaven verbunden werden soll.

(Bild: TES / ECOnnect)

Das IQuay-System werde bereits in Norwegen eingesetzt und zeichnet sich laut Hersteller auch durch günstigere Unterhaltungskosten aus. Es sei zudem verträglicher für die Umwelt, da es keine größeren Bauten erfordere. Neben CO₂ und LNG könne es auch für Ammoniak und Wasserstoff eingesetzt werden. Es ist auf Distanzen bis zu 800 Metern einsetzbar. Ein dreifach redundantes System erkenne Lecks in den Schläuchen, die an Land führen. Ein Ladevorgang dauere zwischen 15 und 25 Stunden und sei auch bei widrigen Bedingungen mit bis zu zwei Meter hohen Wellen möglich.

Das LNG-Terminal Wilhelmshaven II soll über eine neue Pipeline mit dem Gasspeicher in Etzel und dort an das Gasfernnetz in Deutschland angebunden werden. Die Pläne sehen sechs Schiffsliegeplätze und in der Endausbaustufe bis zu 10 Tanks mit einer Speicherkapazität von 2.000.000 Kubikmeter vor. Anfangs sollen sechs Tanks bereitstehen.

Anschaffung und Unterhalt der deutschen LNG-Terminals, zu denen auch Wilhelmshaven II gehört, werden laut der Deutschen Presse-Agentur indessen 3,5 Milliarden Euro teurer als geplant. Der Gesamtbedarf für 2022 liege bei rund 6,56 Milliarden Euro. Nach Aussage der Bundesregierung hätten sich einige Kosten erst jetzt konkretisiert.

(mki)