Lauschangriff für Wirtschaftsspionage

Der Bericht "Interception Capabilities 2000" für das Science and Technology Options Assessment Panel (STOA) des Europäischen Parlaments untersucht ausführlich die Abhörmöglichkeiten von elektronischer Kommunikation für Geheimdienstzwecke.

Der Bericht kommt zu der Schlußfolgerung, daß fast jede Form moderner Kommunikation abgefangen und verarbeitet werden kann. Erstmals wird darin ausführliches Hintergrundmaterial über das System zum Abhören kommerzieller Telekommunikationssatelliten (ECHELON) publiziert. Rund 120 Abhörstationen sammeln im Simultanbetrieb Aufklärungsmaterial. U-Boote werden routinemäßig benutzt, um Kontinente verbindende Telefonkabel anzuzapfen. Das Abhören internationaler Kommunikation sei eine geläufige Methode, um heikle Daten über Individuen, Regierungen, Handelsorganisationen und internationale Institutionen zu sammeln. Europäische Wirtschaftsunternehmen sind demnach das Ziel von Abhöraktionen. Regierungen führender westlicher Nationen würden das von Geheimdiensten gewonnene Material benutzen, um eigenen Spitzenunternehmen Wettbewerbsvorteile zu verschaffen.

Als Gegenmaßnahmen schlägt der Bericht vor, daß für künftige IT-Sicherheitspolitik strikt zwischen Strafverfolgung und geheimdienstlichen Aktivitäten zu unterscheiden sei. Im Zweifelsfall seien vorbeugende Maßnahmen wie die Verwendung von Verschlüsselungsprogrammen der beste Schutz für Bürgerrechte und kommerzielle Aktivitäten. Aber auch der "Information Overload" bei den datensammelnden Stellen wird zunehmend zur Belastungsprobe für deren Informationsmanagement - und das trotz Ausgaben von 15 bis 20 Milliarden Euro für nachrichtendienstliches Abhören von Telekommunikation jährlich.

Die offizielle Version des Berichts INTERCEPTION CAPABILITIES 2000 kann beim Büro des Europäischen Parlaments in Luxemburg bestellt werden und wird in Kürze auch auf einer Website der EU abrufbar sein.

Mehr in Telepolis: Abhören im Jahr 2000 (ame)