Leak: Leugnung des Holocaust und mehr darf auf X/Twitter nicht gelöscht werden

Interne Handbücher belegen, was offensichtlich ist: Eine irische Zeitung hat herausgefunden, welche Inhalte bei X/Twitter nicht mehr gelöscht werden müssen.

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Logos von Twitter und X

(Bild: Svet foto/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Auf X veröffentlichte Kurzmitteilungen, in denen der Holocaust geleugnet, Schwarze, Weiße und homosexuelle Menschen beleidigt oder in denen anderen die Menschlichkeit abgesprochen werden, sollen nicht mehr entfernt, sondern lediglich weniger sichtbar gemacht werden. Das geht aus internen Dokumenten hervor, die die irische Business Post einsehen konnte. Dazu gehört auch ein Handbuch für Moderatoren und Moderatorinnen mit Beispielen. Die unterstreichen, was Elon Musk unter Redefreiheit versteht und welche Folgen das für die Arbeit bei seinem Unternehmen hat. Viele Beiträge, die unter den im Vergleich keineswegs besonders strengen Vorgaben hätten entfernt werden müssen, dürfen demnach nun explizit stehen bleiben.

Die Sonntagszeitung aus Dublin, wo X (vormals Twitter) seinen Europasitz hat, zitiert mehrere Beispielbeiträge, die jetzt weniger scharf sanktioniert werden sollen. In einem heißt es demnach, "Der nächste Halt auf unserer Tour durch Polen ist Auschwitz: Für Juden ist das letzte Halt, bitte steigt aus und nehmt euer Gepäck mit". Solch eine antisemitische und eindeutige Bezugnahme auf den Holocaust dürfe jetzt nicht mehr entfernt werden. Das gelte auch für Bilder Adolf Hitlers, auf denen andere Accounts verlinkt sind. Stattdessen solle lediglich dafür gesorgt werden, dass solche Inhalte nicht mehr einfach irgendwo auf X/Twitter auftauchen, sondern gezielt gesucht werden müssen. Die Dokumente stammen demnach aus dem Juni bis zum Oktober dieses Jahres.

Weiterhin schreibt die Zeitung, dass Nutzer und Nutzerinnen, die anderen Individuen physische Verletzungen androhen, Massenmord "mit dem Ziel der Belästigung" erwähnen und Inhalte verbreiten, die Ängste über eine geschützte Kategorie von Menschen schüren, nicht mehr suspendiert werden sollen. Auch Beiträge, in denen anderen unerwünscht sexuelle Inhalte geschickt werden, sollen demnach weniger stark sanktioniert werden. Genauso wird es für Beiträge vorgegeben, in denen für Transgender- und nichtbinäre Personen der falsche Name verwendet wird ("Deadnaming"). Insgesamt beweise das Material, dass intern bei X/Twitter Vorgaben bestehen, laut denen weniger scharf gegen hasserfüllte und beleidigende Inhalte vorgegangen werden soll, schreibt die Zeitung.

Der Bericht belegt anekdotische Beobachtungen, laut denen X/Twitter seit der Übernahme durch Elon Musk Beiträge stehen lässt, die vorher noch gelöscht worden wären. Erst vor einem Monat hatte es einen der jüngeren Skandale ausgelöst, als Werbung von großen US-Konzernen bei X/Twitter gefunden wurde, die direkt neben Beiträgen stand, die Adolf Hitler und den Nationalsozialismus verherrlichten. Auch Elon Musk selbst war zuletzt wieder vermehrt Antisemitismus unterstellt worden. Musk selbst hat die Kritik immer wieder zurückgewiesen und seinerseits jene angegriffen, die seine Plattform kritisieren. Zur Werbeindustrie hat er gemeint, "Go fuck yourself" und damit weite Teile der Branche vergrault.

(mho)