Liberty Global wettet auf Vodafone-Aktienkurs

Liberty Global hat sich 4,92% des Vodafone-Konzerns gekauft. Ein Übernahmeangebot folgt nicht. Doch womöglich will Liberty mehr, als nur Kursgewinn.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Vodafone-Logo

(Bild: Filmbildfabrik/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Der Telecom-Konzern Liberty Global hält die Vodafone-Aktie für unterbewertet und möchte daraus Kapital schlagen. Daher hat sich Liberty Globals 1,335 Millionen Vodafone-Aktien gekauft, was 4,92 Prozent aller Anteile entspricht. Das hat Liberty Global am Montag bekanntgegeben. Daraufhin sind Vodafone-Aktien an der Londoner Börse um 2,09 Prozent teurer geworden.

"Wie viele andere auch glauben wir, dass Vodafones aktueller Aktienkurs nicht den langfristigen Wert der aktiven Gesellschaften oder der bereits angekündigten Chancen mit Konsolidierung und Infrastrukturgeschäften widerspiegelt", hielt Liberty-CEO Mike Fries fest. Der für den Aktienkauf aufgenommene Kredit sei "attraktiv" und werde im Laufe der Zeit durch den Verkauf von Eigentum, das für Liberty Global keine zentrale Bedeutung habe, getilgt werden.

Wettbewerbsrechtliche Genehmigungen für den Aktienkauf seien nicht erforderlich, und sein Unternehmen strebe keine Sitz in Vodafones Verwaltungsrat an, sagte Fries. Liberty Global werde anderen Aktionären auch kein Übernahmeangebot unterbreiten. Mit dem Einstieg gehören inzwischen mehr als 20 Prozent aller Vodafone-Aktien anderen Telecom-Playern. E& (Emirates Telecommunications Group) ist durch die Emirates Investment Authority der größte Vodafone-Aktionär überhaupt. Der Franzose Xavier Niel, dem unter anderem der Telecom-Anbieter Iliad gehört, hat im Herbst 2,5 Prozent Vodafones erworben.

Zumindest nach außen hin verfolgt Liberty Global also keine strategischen Ziele mit dem Aktienpaket, sondern wettet einfach auf schönen Kursgewinn. Ganz so einfach ist die Sache allerdings nicht: Liberty Global besitzt die Hälfte des britischen Vodafone-Konkurrenten Virgin Media O2. (Die andere Hälfte gehört dem spanischen Konzern Telefónica.) Mit den nun gekauften Stimmrechten könnte Liberty sanften Druck auf Vodafones Management ausüben, den Wettbewerb am britischen Mobilfunk-Markt zu reduzieren.

Konkret im Gespräch ist nämlich ein Zusammenschluss des britischen Vodafone-Geschäfts mit jenem von Mitbewerber 3 UK. 3 UK steht im Eigentum des chinesischen Konzerns CK Hutchison. Kommt der Zusammenschluss zustande, würde der britische Mobilfunkmarkt von vier auf drei Netze schrumpfen; dank reduzierten Wettbewerbs müssten Verbraucher mehr zahlen, wovon die verbleibenden Anbieter profitieren würden. Daher ist das britisch-chinesische Joint Venture im Interesse von Virgin Media O2 und damit im Interesse Liberty Globals.

Liberty und Vodafone begegnen sich immer wieder geschäftlich. In den Niederlanden betreiben Vodafone und Liberty Global gemeinsam den Telecom-Anbieter Vodafoneziggo. 2019 hat Liberty Global seine europäischen Kabelnetze an Vodafone verkauft, nämlich in Deutschland (Unitymedia), Rumänien, Tschechien und Ungarn. Zwei Jahre später kam Liberty Global nach Deutschland zurück, um Glasfaser-Anschlüsse zu verlegen. Dieses Projekt ist allerdings gescheitert. Anfang des Jahres hat Liberty-Global seine deutsche Glasfaser-Tochter Hellofiber in Konkurs geschickt.

(ds)