Lieferdienst Getir gibt offenbar auf

Lebensmittel-Lieferungen machen sich für Getir nicht bezahlt. Auch Gorillas dürfte aus deutschen Städten verschwinden.​

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Fahrrad, auf dem vorne eine Kiste mit Aufschrift "getir" angebracht ist

(Bild: Dutchmen Photography/Shutterstock.com)

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Der Essens-Lieferdienst Getir soll in drei Wochen auch in den sechs verbliebenen deutschen Städten die Pforten schließen. Das wird wohl ebenso die zweite Marke Gorillas betreffen. Auch in Großbritannien und den Niederlanden streicht das Unternehmen bald die Segel, berichtet das Handelsblatt. Im Vorjahr hat sich Getir bereits aus 17 deutschen Städten sowie komplett aus Italien, Portugal und Spanien zurückgezogen. Die Rechnung mit schneller Lieferung von Waren mit tendenziell geringen Margen geht nicht auf.

"Von frischem Gemüse, über kalte Getränke und Eis bis hin zu Drogerieartikeln – wir liefern was Du brauchst in wenigen Minuten", verspricht Getir (eine Variante des türkischen Wortes für Bringen). Damit das geht, setzt das Unternehmen auf zahlreiche Minilager, auch Darkstores genannt, in Städten. Bisweilen zum Leidwesen der Nachbarn. Während der Einschränkungen der Coronavirus-Pandemie boomte das Geschäft, vor allem junge Menschen nutzten die neue Liefermöglichkeit, danach ging das Interesse spürbar zurück.

2015 in der Türkei gegründet, begann das Unternehmen 2021 seine Expansion in andere europäische Länder. 2022 übernahm Getir den kriselnden Berliner Mitbewerber Gorillas, zum erstaunlichen Preis von kolportierten 1,14 Milliarden Euro. Damals war Geld fast gratis, inzwischen muss man wieder halbwegs Zinsen zahlen. Zu einer Verschmelzung der beiden Marken kam es nie.

In zeitweise 23 deutschen Städten schwangen sich die schwarz uniformierten Getir-Fahrer auf ihre Fahrräder und Tretroller. Derzeit bedienen sie nur noch Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln und München – die selben sechs Städte, die auch Gorillas beackert.

Damit soll am 15. Mai Schluss sein. Eingeweihte haben dem Handelsblatt verraten, dass die Minilager bereits die Anweisung erhalten haben, die Lagerbestände mithilfe von Rabatten abzubauen. Alles andere als eine parallele Schließung von Getir und Gorillas wäre eine Überraschung. In der Türkei sollen Verhandlungen über eine letzte Finanzspritze laufen, um offene Rechnungen zahlen zu können. In der Türkei und den USA möchte das Unternehmen weiterhin Lebensmittel zustellen.

(ds)