Linux 3.4 nutzt Intels GPU-Stromspartechnik RC6

Durch Nutzung von RC6 sollten Sandy-Bridge-Notebooks mit Intel-GPU eine spürbar längere Akku-Laufzeit erreichen. Neu in 3.4 ist auch die für Nvidias Optimus interessante Prime-Infrastruktur.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Linus Torvalds hat einen Patch für Linux 3.4 aufgenommen, durch den diese Kernel-Version die Grafikkern-Stromspartechnik RC6 bei Sandy-Bridge-Prozessoren mit GPU (Graphics Processing Unit) standardmässig verwendet. Da die Technik die Leerlauf-Leistungsaufnahme typischerweise um rund 3 bis 5 Watt senkt, kann die Änderung die Akku-Laufzeit von Notebooks spürbar verlängern und die Geräuschentwicklung merklich senken, da die Lüfter weniger Wärme wegschaffen müssen.

Prozessoren mit einem Kern aus Intels Sandy-Bridge-Generation stecken in vielen aktuellen Notebooks und Desktop-Systemen. Über den Kernel-Parameter "i915.i915_enable_rc6=1" kann man die Stromspartechnik auch bei älteren Linux-Versionen aktivieren; bei manchen Systemen soll sie allerdings zu Abstürzen oder Bildfehlern führen, daher verwendet der Linux-Kernel sie seit einigen Versionen nicht mehr standardmässig. Die Probleme sollen jetzt vermieden werden, indem Linux den tiefsten Schlafzustand von RC6 meidet. Laut den Intel-Entwicklern soll dieser Modus die Leistungsaufnahme nicht viel weiter reduzieren als der weniger tiefe Modus; Anwender, die trotzdem den tiefsten Schlafzustand nutzen wollen, können das über Kernel-Parameter freigeben, die ein ebenfalls für Linux 3.4 aufgenommener Patch nachrüstet.

Sollten doch noch Probleme mit dem weniger tiefen RC6-Modus auftauchen, könnten die Kernel-Entwickler die Änderung zur standardmäßigen Nutzung von RC6 allerdings wieder revidieren; das ist im letzten Jahr schon zweimal im Zusammenhang mit RC6 geschehen. Dieses Mal dürfte das aber eher unwahrscheinlich sein, da die Intel-Entwickler recht sicher scheinen, mit dem jetzigen Ansatz alle Probleme zu vermeiden.

Die beiden Änderungen sind einige von mehreren Commits, die Torvalds trotz möglicher Stabilitätsprobleme noch in den Hauptentwicklungszweig von Linux aufgenommen hat, obwohl er das Merge Window für Linux 3.4 bereits am Wochenende mit der Freigabe des RC1 beendet hatte. Ein weiterer Nachzügler ist das auch "Prime" genannte Drm-Interface "dma-buf", über das Grafikkerne ohne viel Overhead Daten austauschen sollen. Das ist einer von mehreren Bausteinen, durch die Linux-Distributionen mittelfristig Grafikkerne im Betrieb zu- und abschalten können, ohne dass der Anwender den X-Server neu starten oder anderweitig eingreifen muss. Das ist nicht nur für DisplayLink-Monitore interessant, sondern auch für Notebooks, bei denen sich ein potenter Grafikchip zur Laufzeit zuschalten lässt; Nvidia nennt das Optimus. Bislang nutzt aber kein Treiber die neue Infrastruktur; entsprechende Erweiterungen für die Nouveau, i915, Udl, Exynos und Omap sollen bei Linux 3.5 folgen. (thl)