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Linux 3.4 nutzt Intels GPU-Stromspartechnik RC6

Thorsten Leemhuis

Durch Nutzung von RC6 sollten Sandy-Bridge-Notebooks mit Intel-GPU eine spürbar längere Akku-Laufzeit erreichen. Neu in 3.4 ist auch die für Nvidias Optimus interessante Prime-Infrastruktur.

Linus Torvalds hat einen Patch [1] für Linux 3.4 aufgenommen, durch den diese Kernel-Version die Grafikkern-Stromspartechnik RC6 bei Sandy-Bridge-Prozessoren mit GPU (Graphics Processing Unit) standardmässig verwendet. Da die Technik die Leerlauf-Leistungsaufnahme typischerweise um rund 3 bis 5 Watt senkt, kann die Änderung die Akku-Laufzeit von Notebooks spürbar verlängern und die Geräuschentwicklung merklich senken, da die Lüfter weniger Wärme wegschaffen müssen.

Prozessoren mit einem Kern aus Intels Sandy-Bridge-Generation [2] stecken in vielen aktuellen Notebooks und Desktop-Systemen. Über den Kernel-Parameter "i915.i915_enable_rc6=1" kann man die Stromspartechnik auch bei älteren Linux-Versionen aktivieren; bei manchen Systemen soll sie allerdings zu Abstürzen oder Bildfehlern führen, daher verwendet der Linux-Kernel sie seit einigen Versionen nicht mehr standardmässig. Die Probleme sollen jetzt vermieden werden, indem Linux den tiefsten Schlafzustand von RC6 meidet. Laut den Intel-Entwicklern soll dieser Modus die Leistungsaufnahme nicht viel weiter reduzieren als der weniger tiefe Modus; Anwender, die trotzdem den tiefsten Schlafzustand nutzen wollen, können das über Kernel-Parameter freigeben, die ein ebenfalls für Linux 3.4 aufgenommener Patch nachrüstet [3].

Sollten doch noch Probleme mit dem weniger tiefen RC6-Modus auftauchen, könnten die Kernel-Entwickler die Änderung zur standardmäßigen Nutzung von RC6 allerdings wieder revidieren; das ist im letzten Jahr schon zweimal im Zusammenhang mit RC6 geschehen. Dieses Mal dürfte das aber eher unwahrscheinlich sein, da die Intel-Entwickler recht sicher scheinen, mit dem jetzigen Ansatz alle Probleme zu vermeiden.

Die beiden Änderungen sind einige von mehreren Commits, die Torvalds trotz möglicher Stabilitätsprobleme noch in den Hauptentwicklungszweig [4] von Linux aufgenommen hat, obwohl er das Merge Window [5] für Linux 3.4 bereits am Wochenende mit der Freigabe des RC1 [6] beendet hatte. Ein weiterer Nachzügler [7] ist das auch "Prime" genannte Drm-Interface "dma-buf", über das Grafikkerne ohne viel Overhead Daten austauschen sollen. Das ist einer von mehreren Bausteinen, durch die Linux-Distributionen mittelfristig Grafikkerne im Betrieb zu- und abschalten können, ohne dass der Anwender den X-Server neu starten oder anderweitig eingreifen muss. Das ist nicht nur für DisplayLink-Monitore interessant, sondern auch für Notebooks, bei denen sich ein potenter Grafikchip zur Laufzeit zuschalten lässt; Nvidia nennt das Optimus. Bislang nutzt aber kein Treiber die neue Infrastruktur; entsprechende Erweiterungen für die Nouveau, i915, Udl, Exynos und Omap sollen bei Linux 3.5 folgen. (thl [8])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-1501110

Links in diesem Artikel:
[1] http://git.kernel.org/linus/aa46419186992e6b8b8010319f0ca7f40a0d13f5
[2] https://www.heise.de/news/Startschuss-fuer-Intels-Sandy-Bridge-Prozessoren-1162250.html
[3] http://git.kernel.org/linus/83b7f9ac9126f0532ca34c14e4f0582c565c6b0d
[4] http://www.heise.de/glossar/entry/Hauptentwicklungslinie-397933.html
[5] https://www.heise.de/glossar/entry/Entwicklungszyklus-des-Linux-Kernels-397915.html
[6] https://www.heise.de/news/Linux-3-4-geht-in-die-Testphase-1498405.html
[7] http://git.kernel.org/linus/3248877ea1796915419fba7c89315fdbf00cb56a
[8] mailto:thl@ct.de