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Linux 6.2 mit Neuerungen für Apple-Silicon

| Niklas Dierking

Mehr und mehr Code des Asahi-Linux-Projekts fließt in den Mainline-Kernel. Linux auf Macs mit M-Chips bleibt aber weiterhin experimentell.

Linux 6.2, das Linus Torvalds vergangene Woche freigegeben hatte, enthält eine Reihe von Codeänderungen, die Linux für Apple-SoCs zukunftsfähig machen sollen. Der Leiter des Asahi-Linux-Projekts [1], Hector Martin, steuerte beispielsweise Device Trees (dt-bindings) für die M1-Pro-, M1-Max-, und M1-Ultra-Chips [2] sowie einen cpufreq-Treiber für eine Reihe von M-Chips bei.

Weil durch die Berichterstattung zum Kernel-Release der Eindruck entstand, Linux sei durch die Neuerungen im Kernel jetzt alltagstauglich auf Macs mit Apple-Silicon, entschied sich das Asahi-Projekt zu einer Stellungnahme auf Twitter [3] und Mastodon. Dort erklärte das Team, Nutzer sollten nicht erwarten, dass populäre Linux-Distributionen wie Ubuntu jetzt funktionieren.

Das liegt unter anderem daran, dass die Kernel in den ARM-Varianten der meisten Distributionen für 4 KByte-Speicherseiten kompiliert werden, IOMMU auf Apple Silicon jedoch 16 KByte-Seiten erwartet. Darüber hinaus gibt es auch eine Reihe von Software, die nicht mit 16 KByte-Speicherseiten zurechtkommt [4]. Wer Linux auf Macs mit M-Chips ausprobieren möchte, muss also auch weiterhin zu Asahi Linux greifen, einem modifizierten Arch Linux mit den angepassten Kernel-Versionen linux-asahi (linux-asahi-edge) und einem macOS-Installationsskript.

Innerhalb des Fedora-Projekts hat sich allerdings bereits eine Gruppe namens „Fedora Asahi Special Interest Group“ [5] formiert, die daran arbeitet, Fedora für Apples Silicon-Chips anzupassen. Der Red-Hat-Mitarbeiter Eric Curtin hat kürzlich auf der Konferenz FOSDEM'23 über die Bemühungen berichtet [6]. Daneben gibt es eine Reihe weiterer Community-Projekte, die auf Asahi aufbauen [7] und so andere Distributionen zum Laufen bringen.

Auch mit einem angepassten Linux funktionieren noch nicht alle Hardware-Komponenten in Macs mit M-Chips, beispielsweise Mikrofon und Webcam in MacBooks. Welche Features bereits in den Upstream-Kernel eingeflossen sind, welche nur mit einem angepassten Asahi-Kernel funktionieren und worauf die User noch warten müssen, halten die Asahi-Entwickler in einer laufend aktualisierten Tabelle bei GitHub [8] fest.

Mehr von c't Magazin Mehr von c't Magazin [9]

(ndi [10])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-7530848

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/news/Ein-Linux-Desktop-fuer-M1-Macs-Erste-Alpha-von-Asahi-6594685.html
[2] https://git.kernel.org/pub/scm/linux/kernel/git/torvalds/linux.git/commit/?id=7b0b0191a2c769819b4155a597ecef5c58e646c6
[3] https://twitter.com/AsahiLinux/status/1629867285379960833
[4] https://github.com/AsahiLinux/docs/wiki/Broken-Software
[5] https://fedoraproject.org/wiki/SIGs/Asahi
[6] https://www.youtube.com/watch?v=votes1AkInk
[7] https://github.com/AsahiLinux/docs/wiki/SW%3AAlternative-Distros
[8] https://github.com/AsahiLinux/docs/wiki/Feature-Support
[9] https://www.heise.de/ct/
[10] mailto:ndi@heise.de