Linux-Dateisystem: ReiserFS ist offiziell obsolet

Schluss für ReiserFS: Das erste Journaling-Dateisystem im Linux-Kernel wird voraussichtlich ab 2025 aus dem Linux-Kernel verschwinden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 228 Kommentare lesen

(Bild: Aleksandr Grechanyuk / Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Michael Plura

ReiserFS ist obsolet: Bereits im Februar 2022 hatte SUSE-Entwickler Jan Kara in der Linux-Kernel-Mailingliste vorgeschlagen, das Dateisystem bis 2025 aus dem Kernel entfernen zu wollen. Seine Begründung: ReiserFS sei ein relativ altes Dateisystem, dessen Weiterentwicklung bereits seit Jahren weitestgehend nicht mehr existent ist. Mit ext4, XFS und Btrfs stünden auch leistungsfähige Alternativen zur Verfügung. Der Aufwand, ReiserFS an aktuelle, dateisystemübergreifende Neuerungen anzupassen (APIs, iomap, usw.) sei einfach zu groß. Im Linux-Kernel 5.18-rc1 gab es dann den konkreten Hinweis "ReiserFS is depreciated and scheduled to be removed …".

In den Anmerkungen zum kommenden Linux-Kernel 6.6-rc1 macht es Linus Torvalds offiziell und nimmt den "obsolete"-Tag für ReiserFS in die Kernel-Quellen auf. Damit kann man ReiserFS noch einige Jahre nutzen, wird beim Einhängen von ReiserFS-Dateisystemen jedoch vermutlich eine Warnung erhalten. Später kann man ReiserFS noch mit einem LTS-Kernel von vor 2025 einsetzen, danach wird man es händisch selbst installieren müssen. Damit ist ReiserFS offiziell Geschichte.

Viele werden sagen: Schade – denn ReiserFS war zu seiner Zeit technisch durchaus interessant. Es bot ab ReiserFS v3 ein Journal und war vorrangig für Mail-Server praktisch, da es unter anderem schnell war und in Hinblick auf das Handling von vielen kleinen Dateien optimiert wurde. SUSE setzte es sogar zeitweise standardmäßig als Dateisystem ein. Erste dunkle Wolken zogen auf, als der Entwickler von ReiserFS, Hans Reiser, einige lästige Fehler in ReiserFS 3 nicht beseitigte, sondern stattdessen an dem vollkommen neu entwickelten Reiser 4 (ohne FS!) arbeitete.

Die Entwicklung kam komplett zum Erliegen, nachdem Reiser seine getrennt von ihm lebende Frau Nina 2006 ermordete. Er verkaufte sein Unternehmen Namesys, um seine Verteidigung zu finanzieren. 2008 wurde er von einem Gericht zu lebenslanger Haft verurteilt und führte im Rahmen eines Deals die Ermittler zur Leiche seiner Frau. Eine Begnadigung wurde 2020 abgelehnt.

Der ehemalige Namesys-Mitarbeiter Edward Shishkin arbeitet weiterhin an der Weiterentwicklung eines Reiser5, wozu er unter anderem Ideen von ZFS aufgegriffen hat. Der Erfolg blieb jedoch aus.

(fo)