Linux-Distributionen in Zukunft mit Verzeichnis /run

Ein Verzeichnis /run im Root-Verzeichnis für zur Laufzeit benötigte Daten macht Tricksereien von Programmen unnötig, die früh im Boot-Prozess laufen und daher /var/run nicht verwenden können.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis

Systemd-Entwickler Lennart Poettering hat auf der Entwickler-Liste des Fedora-Projekts die Einführung des im Root-Verzeichnis angesiedelten Verzeichnisses /run bekannt gegeben und dabei die Hintergründe für sein Vorgehen detailliert erläutert. Ähnlich wie derzeit in das Verzeichnis "/var/run/" sollen Anwendungen in dem neuen Verzeichnis Daten ablegen, die für den Betrieb erforderlich sind. Dazu gehören die Prozess-ID, Socket-Informationen, Lock-Dateien und andere für zur Laufzeit benötigte Daten, die in /tmp/ nicht gut aufgehoben sind, weil Programme wie Tmpwatch sie dort unter Umständen löschen.

Früh im Boot-Prozess benötigte Werkzeuge wie Systemd, Udev oder Mdadm können /var/run/ allerdings nicht ohne Weiteres nutzen, da /var ein separates Dateisystem sein kann, das erst später im Startvorgang eingebunden wird. Diese Programme haben daher getrickst und verwenden Verzeichnisse wie /dev/.udev, /dev/.mdadm, /dev/.systemd oder /dev/.mount, obwohl das Device-Verzeichnis für solche Dinge nicht gedacht ist.

Die Einführung des neuen Verzeichnisses hat sich Poettering nicht allein überlegt, sondern sie mit Entwicklern von Debian, Fedora, Suse und Upstart abgestimmt; Colin Watson erklärte, den Einsatz auch bei Ubuntu propagieren zu wollen. Poettering deutet an, viele in diesem Bereich tätige Entwickler hätten sich schon länger etwas wie /run gewünscht, aber die politischen Konsequenzen und Diskussionen gescheut. Auf der Fedora-Liste entbrannte auch eine längere, noch andauernde Diskussion um verschiedene Aspekte von /run. Darunter auch die Frage, ob dieser Ansatz gegen den Filesystem Hierarchy Standard (FHS) verstoße – einige bekannte Entwickler meinen, das sei nicht der Fall.

Beim noch in Entwicklung befindlichen und kürzlich um eine weitere Woche nach hinten verschobenen Fedora 15 hat Poettering Systemd bereits angepasst, damit es ein Tmpfs auf /run/ einbindet und dieses nutzt; auch die Fedora-Versionen von Dracut und Udev und Systemd im Entwicklerzweig von OpenSuse werden /run in Kürze verwenden. (thl)