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Linux-Distributionen in Zukunft mit Verzeichnis /run

Thorsten Leemhuis

Ein Verzeichnis /run im Root-Verzeichnis für zur Laufzeit benötigte Daten macht Tricksereien von Programmen unnötig, die früh im Boot-Prozess laufen und daher /var/run nicht verwenden können.

Systemd-Entwickler Lennart Poettering hat auf der Entwickler-Liste des Fedora-Projekts die Einführung des im Root-Verzeichnis angesiedelten Verzeichnisses /run bekannt gegeben [1] und dabei die Hintergründe für sein Vorgehen detailliert erläutert. Ähnlich wie derzeit in das Verzeichnis "/var/run/" sollen Anwendungen in dem neuen Verzeichnis Daten ablegen, die für den Betrieb erforderlich sind. Dazu gehören die Prozess-ID, Socket-Informationen, Lock-Dateien und andere für zur Laufzeit benötigte Daten, die in /tmp/ nicht gut aufgehoben sind, weil Programme wie Tmpwatch sie dort unter Umständen löschen.

Früh im Boot-Prozess benötigte Werkzeuge wie Systemd, Udev oder Mdadm können /var/run/ allerdings nicht ohne Weiteres nutzen, da /var ein separates Dateisystem sein kann, das erst später im Startvorgang eingebunden wird. Diese Programme haben daher getrickst und verwenden Verzeichnisse wie /dev/.udev, /dev/.mdadm, /dev/.systemd oder /dev/.mount, obwohl das Device-Verzeichnis für solche Dinge nicht gedacht ist.

Die Einführung des neuen Verzeichnisses hat sich Poettering nicht allein überlegt, sondern sie mit Entwicklern von Debian, Fedora, Suse und Upstart abgestimmt; Colin Watson erklärte [2], den Einsatz auch bei Ubuntu propagieren zu wollen. Poettering deutet an, viele in diesem Bereich tätige Entwickler hätten sich schon länger etwas wie /run gewünscht, aber die politischen Konsequenzen und Diskussionen gescheut. Auf der Fedora-Liste entbrannte auch eine längere, noch andauernde Diskussion um verschiedene Aspekte von /run. Darunter auch die Frage, ob dieser Ansatz gegen den Filesystem Hierarchy Standard (FHS) verstoße – einige bekannte Entwickler meinen, das sei nicht der Fall.

Beim noch in Entwicklung befindlichen und kürzlich [3] um eine weitere Woche nach hinten verschobenen Fedora 15 hat Poettering Systemd bereits angepasst, damit es ein Tmpfs auf /run/ einbindet und dieses nutzt; auch die Fedora-Versionen von Dracut und Udev [4] und Systemd im Entwicklerzweig von OpenSuse werden /run in Kürze verwenden. (thl [5])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-1218785

Links in diesem Artikel:
[1] http://thread.gmane.org/gmane.linux.redhat.fedora.devel/146976
[2] http://thread.gmane.org/gmane.linux.redhat.fedora.devel/146976/focus%3D147055
[3] http://thread.gmane.org/gmane.linux.redhat.fedora.devel.announce/709
[4] http://thread.gmane.org/gmane.linux.redhat.fedora.devel/146976/focus%3D147020
[5] mailto:thl@ct.de