Liu Bolin – der unsichtbare Künstler

Man nennt ihn auch den unsichtbaren Chinesen: Liu Bolin, international bekannter Performancekünstler, stellt seine neuesten Fotografien bis 21. Juli im neuen Kunstgebäude MIK in Ludwigsburg aus.

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  • Jobst-H. Kehrhahn

Man nennt ihn auch den unsichtbaren Chinesen: Liu Bolin, international bekannter Performancekünstler, stellt seine neuesten Fotografien bis 21. Juli im neuen Kunstgebäude MIK in Ludwigsburg aus.

Der Fotograf und Bildhauer ist für seine Fotos bekannt, auf denen er mit dem Hintergrund verschmilzt – quasi im Bild verschwindet. Dahinter stecken weder Zauberei noch Computertricks, sondern Geduld und Farbe. Der Kunstverein Ludwigsburg präsentiert nun Liu Bolin neuste Fotografien aus der Serie "Hiding in the city".

Liu Bolin wird zu den bedeutendsten internationalen Künstlern gezählt, die im Ranking von artnet.com unter den Top 120 zu finden sind. Ein zentrales Ereignis für Bolin war, als er 2005 in der Provinz Shandong hilflos den Polizisten zusehen musste, wie sie das Künstlerdorf, in dem er lebte und arbeitete, aus wirtschaftlichen Gründen vollkommen zerstörten und vernichteten. Um das Erlebnis festzuhalten und zu verarbeiten, malte sich Liu Bolin, der gerade seinen Abschluss in Bildhauerei abgelegt hatte, im Gesicht und auf seinen Kleidern in der Farbe der zerstörten Wände und abgebrochenen Dachziegeln an. Vor der Ruine seines Ateliers ließ er sich dann fotografieren und es schien, als würde er mit den abgebrochenen Wänden seiner Arbeitsstätte verschmelzen.

In seiner Tarnung hat sich Liu Bolin bereits vor der verbotenen Stadt, vor chinesischen Propagandaplakaten, vor Supermarktregalen, vor dem Ground Zero, vor unterschiedlichen Flaggen, in der Wall Street, in Venedig oder in Mailand fotografieren lassen. Auf den ersten Blick ist der Künstler auch kaum in den Fotografien zu erkennen. Doch durch eine kleine Irritation innerhalb der Regelmäßigkeit der Strukturen des Bildes wird die Aufmerksamkeit des Betrachters auf einen Schuh oder eine Hand des getarnten Künstlers fokussiert. Liu Bolin verrät, dass er durch eine kleine Körperbewegung das Gleichgewicht des Bildes stört, sodass die Betrachter erkennen und über die Kunst nachdenken können. Er möchte nicht in einer größeren Szenerie verschwinden.

Auch wenn seine Fotografien wie Spielereien wirken, ist eine logistische Arbeit notwendig, um den Effekt der scheinbaren Zauberei herzustellen. So beschäftigt Liu Bolin Assistenten, die mit dem Künstler die Szenerie auswählen, ihn daraufhin getreu des Hintergrundbildes anmalen und ihn wieder vor dem Hintergrund positionieren und fotografieren. Vor allem müssen die Lichtverhältnisse vor Ort ständig überprüft werden, denn dadurch verändern sich die Farbmischungen und -wirkungen auf dem Tarnanzug von Liu Bolin.

(keh)