Liz Mohn übernimmt Schlüsselposition bei Bertelsmann

Die Frau des Firmenpatriarchen Reinhard Mohn wird Vorsitzende der Bertelsmann-Verwaltungsgesellschaft.

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  • dpa

Nach dem Wechsel an der Spitze von Bertelsmann übernimmt Liz Mohn, die Frau des Firmenpatriarchen Reinhard Mohn, eine Schlüsselrolle in dem Medienkonzern. Sie wird Vorsitzende der Bertelsmann-Verwaltungsgesellschaft, die die Aktienmehrheit der Bertelsmann AG kontrolliert. Ein Sprecher der Bertelsmann-Stiftung bestätigte am Dienstag der dpa einen entsprechenden Bericht der Tageszeitung Die Welt. Vorstandschef Thomas Middelhoff hatte am Sonntag wegen Differenzen mit Aufsichtsrat und Gesellschaftern das Unternehmen verlassen. Sein Nachfolger Gunter Thielen war bisher Vorsitzender der Verwaltungsgesellschaft.

Wie die Welt am Dienstag berichtete, solle Thielen nun das Unternehmen mehr nach den Vorstellungen der Familie leiten. Nach Informationen aus Branchenkreisen hatten vor allem Differenzen um den von Middelhoff angestrebten Börsengang zu dessen Ausscheiden geführt. Er selbst schrieb am Dienstag in einem Brief an die Mitarbeiter, es sei offensichtlich geworden, dass seine Strategie mit den Ansichten des Aufsichtsrates und des Mehrheitsgesellschafters nicht länger vereinbar sei. Die Verwaltungsgesellschaft übt 75 Prozent der Stimmrechte für die Bertelsmann-Stiftung und die Familie Mohn aus.

Den Vorsitz der Bertelsmann-Stiftung, den Thielen ebenfalls vom vergangenen Oktober an inne hatte, wird bis zur Bekanntgabe eines Nachfolgers der Aufsichtsratsvorsitzende der Bertelsmann AG, Gerd Schulte-Hillen übernehmen. Thielen war auf den Posten Reinhard Mohn persönlich gefolgt.

Middelhoff, der nun in Medienberichten als neuer Chef bei der Deutschen Telekom oder beim weltgrößten Medienkonzern AOL Time Warner gehandelt wird, betonte in dem Brief, in seiner rund vierjährigen Amtszeit seien große Schritte gemacht worden, um Bertelsmann zu einem Medien- und Entertainment-Unternehmen der Weltklasse zu machen. "Ich glaube immer noch, dass wir das Zeug dazu haben", betonte er. "Trotzdem habe ich mich entschieden, Bertelsmann zu verlassen, weil es offensichtlich ist, dass meine Strategie mit den Ansichten des Aufsichtsrates und denen unseres Mehrheitsgesellschafters nicht länger vereinbar ist."

Branchenkreisen zufolge lehnte die Familie es unter anderem ab, zusätzliche Anteile aus ihrem Besitz an den Markt zu bringen, was im Falle eines Börsengangs notwendig werden könnte. Das Modell für den geplanten Gang an die Börse war Anfang vergangenen Jahres festgelegt worden. Damals übernahm die Investorengruppe GBL im Tausch für die Mehrheit an der RTL Group 25 Prozent an Bertelsmann, mit dem Recht, das Paket in aus heutiger Sicht zwei bis drei Jahren an der Börse zu platzieren. Reinhard Mohn hatte einen Börsengang lange abgelehnt, sich damals jedoch von Middelhoff überzeugen lassen. (dpa) / (anw)