MCI WorldCom/Sprint: Kritik an Mega-Fusion

Die geplante Übernahme der drittgrößten amerikanischen Telefongesellschaft Sprint durch MCI WorldCom droht wegen kartellrechtlicher Bedenken zu scheitern.

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Von
  • Bianca Dechtjarew

Die geplante Übernahme der drittgrößten amerikanischen Telefongesellschaft Sprint durch MCI WorldCom droht zu platzen. Sowohl das US-Justizministerium als auch der beauftragte Antitrust-Anwalt Stephen Axinn äußerten Bedenken darüber, dass die Fusion den Telekommunikations-Wettbewerb stark beeinträchtigen werde, heißt es in amerikanischen Presseberichten. Bereits im Oktober vergangenen Jahres kritisierte die amerikanische Federal Communication Commission (FCC) den geplanten Deal.

Ein Zusammenschluss von WorldCom und Sprint lasse die Zahl der Konkurrenten auf dem Telekommunikationsmarkt von drei auf zwei schrumpfen, geben die Antitrust-Anwälte zu bedenken. Der Konzern erreiche nach der Fusion fast den gleichen Marktanteil wie der derzeitige Branchenprimus AT&T. Damit sei ein Neueinstieg in diese Branche von vornherein unmöglich. Schon bald will Axinn eine entsprechende Stellungnahme seines Teams dem Antitrust-Abteilungschef des US-Justizministeriums, Joel Klein, überreichen.

Bisher hat Klein offiziell noch keine Stellung zu der Transaktion bezogen. Er will sich jedoch in der kommenden Woche mit den Anwälten der beiden Unternehmen treffen, um ihre Beweggründe für die geplante Übernahme zu erfahren. Trotz der Gegenargumente auch von europäischen Fachleuten kann Klein die Fusion noch immer genehmigen, wenn sich beide Unternehmen bereit erklären, einige vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen, um eine Wettbewerbsgefährdung verhindern.

Die beiden Fusionspartner halten die geäußerten Bedenken für unbegründet. Sie sind der Ansicht, dass die Fusion keinesfalls eine Bedrohung für den Wettbewerb darstellt. Im Gegenteil würden die Verbrauchen von dem Zusammenschluss eher profitieren, da sie eine größere Auswahl im Bereich der lokalen Telefone und des Highspeed-Internets erwarten könnten. "Wir glauben, dass sich der Markt und die Technik so rasant weiterentwickeln, dass es keinem Unternehmen gelingen wird, im Internet eine Monopolstellung zu erlangen", meint ein Sprecher von Sprint. Der Einstieg in den Markt für Ferngespräche werde durch die raschen Veränderungen eher erleichtert. "Wir sind zuversichtlich, dass nach Abschluss der Untersuchungen im Herbst die Entscheidung positiv ausfallen wird", kommentierte der Sprecher von Sprint. Das Unternehmen sei den Fusionsbedingungen bereits entgegengekommen, indem es den Verkauf seiner Backbone-Sparte verkündet habe. Eigens dafür werde bereits eine spezielle Abteilung aufgebaut.

Mit der Fusion will WorldCom sein Unternehmen nicht nur um den neuen Geschäftsbereich der Mobilfunknetze erweitern, sondern auch Sprints Glasfaser-Netz sowie alle Privat- und Geschäftskunden übernehmen. Durch den Zusammenschluss der Netze hofft das Unternehmen Mlliarden einzusparen, auch wenn es für die Genehmigung der Fusion Teile von Sprint weiterverkaufen müsste.

Neben dem US-Justizministerium entscheiden auch die FCC sowie die Europäische Kommission über die geplante Übernahme. Die Europäische Kommission hat für den 29. und 30. Mai eine öffentliche Anhörung in Brüssel angesetzt. Nach den Richtlinien der EU will sie bis spätestens 12. Juli über die Fusion befinden. (bid)