Maestro verschwindet: Was Bankkunden wissen müssen

Banken geben ab 1. Juli keine neuen Bezahlkarten für das Maestro-System von Mastercard mehr aus. Unerwartete Probleme bekommen Kunden an der Kasse jedoch nicht.

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Ein ungeordneter Stapel mit Kreditkarten und Girokarten von verschiedenen Zahlungsdienstleistern wie Mastercard oder Visa.

(Bild: Tatiana_Kuzmina/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Markus Montz

Mastercard wickelt seinen Debitkartendienst Maestro beginnend mit dem 1. Juli 2023 ab. Von Ausnahmen abgesehen dürfen Banken ab diesem Datum keine neuen Karten mehr ausgeben, die mit dem Maestro-System kompatibel sind. Betroffen sind von diesem Schritt in Deutschland vor allem Inhaber einer Girocard, landläufig auch als "EC-Karte" bekannt: Da das Girocard-Bezahlsystem selbst auf Zahlungen in Deutschland beschränkt ist, statten viele deutsche Banken ihre Girocards bisher zusätzlich mit dem Maestro-System aus.

Dieses sogenannte "Co-Badge" (Zweitlogo) stellt sicher, dass die Girocard auch weltweit an vielen Ladenkassen und Geldautomaten funktioniert. Ob eine Girocard zusätzlich das Maestro-System unterstützt, erkennt man am Maestro-Logo auf der Vorderseite der Karte, meistens rechts. Genau diese Zweitfunktion lässt Mastercard nun auslaufen. Die Girocard selbst, hinter der die Deutsche Kreditwirtschaft steckt, ist davon nicht betroffen. Sie bleibt auch weiterhin im Angebot.

Bankkunden müssen sich dessen ungeachtet auch im Ausland keine Gedanken über plötzliche Probleme an der Ladenkasse machen (siehe dazu auch unsere FAQ Debitkarten). Die Banken, Sparkassen und auch Mastercard selbst haben seit der Ankündigung von Mastercard im Herbst 2021 vorgesorgt oder aber ihr Kartenangebot angepasst. Zunächst einmal gilt: Wer eine Girocard mit zusätzlicher Maestro-Funktion besitzt, kann damit im Ausland noch so lange bezahlen, bis die Karte abläuft. Da Bezahlkarten normalerweise bis zu vier Jahre gültig sind, deaktiviert Mastercard das Maestro-Netzwerk also nicht vor Juli 2027.

Wahrscheinlich wird Maestro aber sogar noch einige Monate länger in Betrieb bleiben. Mehrere Kreditinstitute sollen mit Mastercard Fristverlängerungen ausgehandelt haben. Fachdienste nennen die Deutsche Bank, die Commerzbank und die HypoVereinsbank. Sie könnten auch nach dem 30. Juni Girocards mit Maestro-Zusatzfunktion ausgeben. Für die Kunden dieser Banken ändert sich also vorerst nichts.

Andere Banken, beispielsweise die Sparda Hessen, aber auch einige Sparkassen haben kurz vor dem Ablauf der Frist noch einmal die Girocards sämtlicher Kunden getauscht und ihnen neue Karten inklusive Maestro-Funktion zugesandt. Auch bei diesen Kreditinstituten bleibt für Kunden im Idealfall die kommenden vier Jahre alles wie gewohnt.

Maestro ist zudem nicht das einzige System, das die Girocard auslandstauglich macht. Mastercards Konkurrent Visa bietet mit V Pay ebenfalls ein Co-Badge-System an, das nationale Systeme wie die Girocard fit für den Auslandseinsatz macht. Solche Karten geben zahlreiche Volks- und Raiffeisenbanken sowie diverse Sparkassen heraus, außerdem die Postbank. Zudem haben einige Sparkassen – darunter die Berliner Sparkasse und die 1822direkt – angekündigt, zu V Pay zu wechseln. Das deutet zugleich darauf hin, dass Visa entgegen anderslautender Gerüchte an V Pay festhält. Im Unterschied zu Maestro ist V Pay allerdings de facto auf Europa beschränkt.

Hinzu kommt die vergleichsweise neue Option, Girocards mit vollwertigen Debitkarten von Mastercard und Visa auszustatten. Vollwertig bedeutet, dass diese Girocards zusätzlich eine 16-stellige Kartennummer bekommen, mit der Kunden dann im Ausland und – anders als mit Maestro oder V Pay – auch im Onlinehandel bezahlen können. Der wichtigste Unterschied zu einer Kreditkarte besteht bei diesen Debitkarten darin, dass die Zahlung unverzüglich vom Girokonto abgebucht wird. Einer auf GitHub eingestellten Linkliste zufolge boten zuletzt weit mehr als 200 Sparkassen sowie etwa 30 Volks- und Raiffeisenbanken diese Variante an.

Für einen dritten Weg haben sich vor allem die Direktbanken ING, DKB und Comdirect, aber beispielsweise auch die Targobank und die Santander sowie die sogenannten Neobanken wie N26 oder Revolut entschieden. Sie statten ihre Kunden mit einer reinen Visa- oder Mastercard-Debitkarte zum Konto aus. Diese funktioniert weltweit, in Deutschland allerdings mit Einschränkungen. Während die Neobanken die Girocard gar nicht im Angebot haben, können Kunden der übrigen Institute sie auf Wunsch hinzubuchen – sie ist dann aber teilweise kostenpflichtig und ohne Co-Badge, funktioniert also nur in Deutschland.

(mon)