Mainboard mit AGP-Slot für Intels Conroe-CPUs

Der Hersteller AsRock stellt mit dem 775i65G ein besonderes Mainboard vor, das trotz seines 3 Jahre alten Chipsatzes Intels kommende Prozessorgeneration unterstützen soll.

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Der taiwanische Mainboard-Hersteller ASRock kündigt mit dem 775i65G eines der ersten LGA775-Mainboards an, das ausdrücklich mit dem im Juli erwarteten Desktop-PC-Prozessor mit dem Codenamen Conroe kompatibel sein soll. Das ist aus technischer Sicht überraschend, weil ASRock den vor drei Jahren eingeführten Intel-Chipsatz 865G einsetzt, der offiziell sicherlich nicht zur Kombination mit Intels neuer Core-Mikroarchitektur vorgesehen ist und weder PCI Express noch DDR2, SATA II oder FSB1066 unterstützt. Der 865G-Chipsatz auf dem 775i65G im Micro-ATX-Format enthält zudem einen integrierten Grafikprozessor.

Offenbar lässt ASRock eine Übertaktung des maximal für FSB800 ausgelegten Chipsatzes zur Abindung von FSB1066-Prozessoren wie dem Conroe zu; diese Übertaktung ist aber nur dann möglich, wenn man eine separate AGP-Grafikkarte einsteckt und dadurch den eingebauten Grafikprozessor abschaltet. Anscheinend waren aber – außer Anpassungen am BIOS – noch Änderungen an der Hardware nötig, denn erst die Platinen-Version 2.0 soll mit Conroe-Prozessoren kooperieren. Möglicherweise setzt AsRock einen neueren Controllerchip für den CPU-Kernspannungswandler ein: Die Conroe-Prozessoren scheinen einen Wandler nach der bisher nicht veröffentlichten VR11- oder VRM-11.0-Spezifikation von Intel zu benötigen (VR steht für Voltage Regulator, VRM für VR Module, gebräuchlich ist auch VRD für VR Down, also die gebräuchliche Onboard-Variante).

Hersteller wie Intersil haben bereits im Herbst 2005 VR11-kompatible Controller-Chips für CPU-Spannungswandler angekündigt. Aus dem Datenblatt beispielsweise des Intersil ISL6327 geht hervor, dass der Spannungswandler feinere Abstufungen der Kernspannung einstellen kann: Mit der Voltage-Identification-(VID-)Tabelle nach VRM 10 (6-Bit-VID) variieren aktuelle Intel-Prozessoren ihre Betriebsspannung in Abhängigkeit von der Taktfrequenz in 12,5-Millivolt-Schritten (EIST); nach VR11 scheint eine 8-Bit-VID vorgesehen zu sein, die 6,25-Millivolt-Schritte ermöglicht. Außerdem sinkt die minimale Spannung von 0,8375 Volt auf 0,5 Volt.

Die neuen Schaltwandler-Controller bringen auch Funktionen mit, die die extrem hohen Ströme besser beherrschbar machen sollen. Nach VR10 müssen die Wandler 130 Ampere Dauerstrom liefern können und kurzzeitig sogar 150 Ampere, auch die Anforderungen an Regelpräzision und -geschwindigkeit sind enorm hoch. Die neuen Controller-Chips steuern mehr parallel arbeitende Wandler-"Phasen" an (bis zu sechs statt zuvor bis zu vier), außerdem senden sie adaptiv mehrere Impulse pro Zyklus an die Schalttransistoren (Dual-Edge Modulation, PDF-White-Paper von ON hier) – so soll die Glättung und Pufferung der Kernspannung mit kleineren Kondensatoren gelingen. Mit der Zahl der Transistoren auf den Prozessorchips steigen auch die Gradienten bei Lastwechseln: Sprach Intel in der VRM 10.1 vor zwei Jahren noch von einer "Slew Rate" von maximal 930 Ampere pro Mikrosekunde (direkt am Prozessor, gepuffert über zahlreiche MLC- und Elektrolyt-Kondensatoren), so sind seit VRM 10.2 bis zu 1200 A/µs gefordert. Dieser Wert könnte beim Conroe oder späteren Quad-Core-Prozessoren mit noch mehr Transistoren weiterwachsen – vor allem, wenn die Umschaltgeschwindigkeiten zwischen unterschiedlichen Taktfrequenzen zwecks besserer Energieausnutzung noch steigen.

ASRock ist eine Tochterfirma des taiwanischen Unternehmens ASUSTeK Computer Inc. und stellt ausschließlich besonders billige Mainboards her; dabei kommen hauptsächlich preiswertere oder ältere Chipsätze zum Einsatz. Mit diesem Konzept konkurriert ASRock vor allem mit den Lowcost-Produkten von Elitegroup Computer Systems (ECS), der ECS-Mutterfirma PC Chips, Jetway oder der neuen Gigabyte-Tochterfirma Axper. ASUSTeK führt auch die bekannte Mainboard-Marke Asus, zum Unternehmen gehören auch die Töchter Asuspower, Axus Microsystems und die Notebook-Fabrik Asusalpha. (ciw)