Mexiko: Wifi-Nutzung oder Tod

Ein mexikanisches Kartell stellt Einheimischen WLAN zur Verfügung und bedroht sie mit dem Tod, falls sie es nicht nutzen.

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Antennen auf einem Masten

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

Eine kriminelle Gruppe im zentralmexikanischen Bundesstaat Michoacán hat ihre eigenen Internet-Antennen aufgestellt und die Einwohner gezwungen, den WLAN-Dienst zu nutzen und dafür zu bezahlen, da sie sonst getötet würden. Das berichtete die US-Nachrichtenagentur Associated Press (AP) in der vergangenen Woche.

Dem Bericht zufolge, der von zahlreichen mexikanischen Medien aufgegriffen wurde, verlangte die Bande nach Angaben der ermittelnden Staatsanwaltschaft von Michoacán von etwa 5.000 Menschen Preise zwischen 400 und 500 Pesos (ungefährt 22 bis 27 Euro) pro Monat. Das bedeutet monatliche Einnahmen von bis zu 135.000 Euro.

Das von den lokalen Medien als "Narco-Antennen" bezeichnete System des Kartells umfasste demnach Internet-Antennen, die in verschiedenen Ortschaften mit gestohlenen Geräten errichtet wurden. Die Menschen wurden gezwungen, die "Internetdienste zu überhöhten Kosten in Anspruch zu nehmen, mit der Drohung, dass sie sonst ihr Leben verlieren würden", so die Staatsanwaltschaft, die allerdings keine Todesfälle in diesem Zusammenhang meldete. Die Staatsanwaltschaft lehnte es ab, das beteiligte Kartell zu nennen, da die Ermittlungen noch andauerten, bestätigte aber, dass die Gruppe Los Viagras die Gemeinden kontrolliert, die zu den Zahlungen für die Internetdienste gezwungen wurden.

Wie die mexikanische Tageszeitung Milenio berichtet, meldete die Generalstaatsanwaltschaft von Michoacán am 29. Dezember drei Razzien in den Gemeinden Apatzingán und Buenavista, bei denen sie Internet-Repeater-Antennen demontierte und beschlagnahmte.

Laut AP nutzen die mexikanischen Kartelle seit langem ein Schattensystem aus Funktürmen und provisorischem Internet, um innerhalb ihrer kriminellen Organisationen zu kommunizieren und die Behörden zu umgehen. Die Nutzung solcher Antennen zur Erpressung von Gemeinden ist jedoch Teil eines größeren, neueren Trends im Land, so Experten.

Die mexikanischen Kartelle haben in den vergangenen Jahren ihre Geschäftsfelder ausgeweitet. Neben dem Kerngeschäft aus Entführung, Erpressung, Mord und Drogenhandel mischen sie beispielsweise auch bei der Fleischproduktion, im Holzhandel oder der Immobilienbranche mit. Zu einer der wichtigsten Einnahmequellen ist zudem der Raub, Handel und (illegale) Abbau von Rohstoffen geworden.

(akn)