Microsoft im Umbau: Wandel des Geschäftsmodells wirbelt Bilanzen durcheinander

Erneut haben Microsofts Quartalszahlen die Analysten positiv überrascht. Der Umsatz ist mehr gestiegen, der Gewinn weniger gefallen, als erwartet. Das Handygeschäft ist noch kein Erfolg.

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NASDAQ Anzeigetafel

Eine Flut an Quartalszahlen sorgte am Donnerstag für einen besonders geschäftigen Börsenabend in den USA.

(Bild: bfishadow CC-BY 2.0)

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Der Wandel des Geschäftsmodells hat sich bei Microsoft auch im dritten Quartal (Januar bis März) des Finanzjahres 2015 fortgesetzt. Die Umsätze mit Softwareabonnements und anderen Clouddiensten wachsen kräftig, während das klassische Lizenzgeschäft wegbricht. Und im Hardware-Bereich wird Microsoft noch länger zu kämpfen haben.

CEO Nadella will "Transformation bei gleichzeitiger Leistung."

(Bild: dpa, Brian Smale)

Der Konzernumsatz ist im Jahresabstand um sechs Prozent auf 21,7 Milliarden US-Dollar gestiegen. Das sind gut 600 Millionen mehr, als die Finanzanalysten im Schnitt erwartet hatten. Hätte der US-Dollar nicht so stark aufgewertet, wäre der Umsatz sogar um neun Prozent gewachsen. Der Betriebsgewinn ist allerdings um fünf Prozent auf knapp sieben Milliarden Dollar gefallen. Der Nettogewinn sank um zwölf Prozent auf knapp fünf Milliarden Dollar.

Doch die Analysten hatten schlechtere Nachrichten erwartet. Nach Bekanntgabe der Zahlen Donnerstagabend verteuerten sich Microsoftaktien nachbörslich um gut 3,3 Prozent. Parallel kletterten Google-Anteile noch ein bisschen mehr, obwohl dessen zeitgleich veröffentlichten Ergebnisse enttäuschten. Beide wurden aber vom Kurssprung der Amazon-Aktien in den Schatten gestellt.

Microsofts Lizenzvertrieb konnte nur bei Server-Lizenzen den Umsatz steigern (+10%). Ansonsten sieht es düster aus: Windows Volumenlizenzen -2%, Office für Business und Enterprise -16%, Windows Phone Lizenzen für Dritthersteller -16%, Windows Pro OEM -19%, Windows OEM -26 Prozent und Office für Verbraucher gar -41%. Dieser Bereich stellt immer noch fast die Hälfte des Konzernumsatzes und erzielt hohe Margen.

Der Xbox-Verkauf sackte um 24 Prozent ab. Das konnte mit dem Zuwachs von 44 Prozent bei Surface-Geräten nicht ausgeglichen werden. Immerhin ist der Surface-Verkauf profitabel.

So verläuft bisher das ehemalige Nokia-Handygeschäft bei Microsoft.

(Bild: Microsoft)

Anders sieht es bei den Handys aus: Microsoft hat in den drei Monaten rund 33 Millionen Mobiltelefone verkauft, überwiegend einfache Handys. Dieses Geschäft schrumpft. Smartphones (Lumia) gingen zwar mehr über die Ladentische, aber vor allem die günstigeren Modelle. In Summe ist es der mit Abstand geringste Quartalsaumsatz der Handysparte seit der Übernahme von Nokia geworden. Und zum ersten Mal gibt es einen Verlust, wenngleich er mit 4 Millionen Dollar überschaubar geblieben ist.

Im Online-Bereich geht es fröhlicher zu: Im Verbrauchersegment "D&C Other" stiegen Umsatz (+25%) und Bruttomarge (+45%) kräftig. Hier sammelt Microsoft das Spielegeschäft mit eigenen Titeln sowie Xbox-Live-Transaktionen, Werbeeinnahmen aus der Internetsuche sowie Office-365-Abonnements für Verbrauchern.

Bleibt noch das Segment "Commercial Other", das 45 Prozent mehr Umsatz und eine um 140 Prozent gestiegene Bruttomarge geschafft hat. Zugpferd sind hier die diversen Clouddienste, deren Umsatz sich verdoppelt hat. Bei Azure ist hingegen umstritten, wie erfolgreich es wirklich ist.

Das Unternehmen soll Azure-Dienste lange Zeit als Beigabe zu anderen Leistungen für Großkunden gegeben haben. Manche Großkunden hätten Azure dann aber gar nicht genutzt, berichtete Business Insider im März. Daten über die Azure-Nutzung veröffentlicht Microsoft nicht. Am Donnerstag wurde zum ersten Mal eine relative Angabe gemacht: Die Inanspruchnahme soll sich im Jahresabstand verdoppelt haben. Das Ausgangsniveau bleibt Microsofts Geheimnis. (ds)