Microsoft öffnet Office-Formate

Der Softwaregigant Microsoft will die XML-basierenden Dateiformate seiner aktuellen Bürosuite Office 2003 kostenlos lizenzieren.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Der Softwaregigant Microsoft will die XML-basierenden Dateiformate seiner aktuellen Bürosuite Office 2003 kostenlos lizenzieren. Die Beschreibungssprachen WordprocessingML, SpreadsheetML sowie FormTemplateML legen fest, wie in Dokumenten aus Word, Excel und InfoPath 2003 Eigenschaften durch XML-Sprachelemente auf der Basis der XML Schema Definition Language (XSD) kodiert sind.

Zwar kann man sich auch ohne Kenntnis der bisher unzugänglichen Referenzschemata etwa anhand eines Word-Dokuments vage zusammenreimen, was zum Beispiel die Kennzeichnung bewirken soll, doch ob dieses Textattribut immer vergeben werden muss, welche Werte es annehmen kann und welche anderen Formatierungen es vielleicht zusätzlich beeinflusst, ist bis jetzt Microsofts Geheimnis. Nur Unternehmenskunden mit Volumenlizenzen für die Professional-Ausgabe der Office-Suite genießen dank Microsofts Office-Produktgliederung mehr Freiheiten: Sie dürfen ihre Inhalte auch in XML-Dokumenten mit selbstdefinierten Schemata ablegen -- besonders naheliegend, wenn die Inhalte auch für andere XML-taugliche Unternehmensanwendungen Sinn ergeben sollen.

Bezeichnenderweise in Kopenhagen, Microsofts Entwicklungszentrum für Unternehmenssoftware, erschien nun eine Mitteilung, der Hersteller werde für die "hart verdrahteten" XML-Schemata der Office-Formate mitsamt begleitender Dokumentation kostenlose Lizenzen vergeben. Diese Information soll anderen Softwarehäusern helfen, ihrerseits Anwendungen für den Umgang mit MS-Office-Dokumenten zu entwickeln -- und damit natürlich zur weiteren Verbreitung des Formats beitragen. Die Lizenzen sollen ab dem 5. Dezember für alle Interessenten über das Microsoft Developers Network zur Verfügung stehen; speziell für das Word-Format gibt es die Beschreibung schon jetzt im Web.

Mit den Lizenzbestimmungen gibt die Windows-Firma nebenbei ein Exempel, was sie unter freier Lizenzvergabe im Zusammenhang mit Software-Copyright versteht: Jedermann darf die Schemata aus dem Web beziehen und nutzen, aber Microsoft klammert in der Lizenz ausdrücklich das Recht aus, die Schemata zu modifizieren oder etwa zusätzliche Deklarationsmöglichkeiten als abgeleiteten Standard zu propagieren. Die Redmonder werden ihre Gründe für diese Einschränkung haben, schließlich war es nicht nur im Beispiel Kerberos Microsofts eigene Strategie, offene Standards durch eigene Erweiterungen in proprietäre Produkteigenschaften umzumünzen, um anschließend die veröffentlichte plattformübergreifende Technik durch eine Microsoft-eigene aus dem Markt herauszudrängen.

Außerdem warnt die Gates-Company vorsorglich davor, dass die Schemata auch Microsoft-Patente umfassen könnten. Softwareentwicklungen, die von den offengelegten Schemata profitieren, dürfen daher womöglich erst nach Zahlung von Patentgebühren an Microsoft vermarktet werden. (hps)