Microsoft profitiert von Servern und Spielen

Der Softwarekonzern führt das weitere Wachstum seines Umsatzes und Gewinns unter anderem auf gute Geschäfte mit Serversoftware und einen starken Anstieg bei den Verkäufen der Xbox-Sparte zurück.

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Von
  • Jürgen Kuri

Schon seit einiger Zeit erhofft sich die Börse neue Impulse für Microsoft und damit auch für die Microsoft-Aktie von den wichtigen neuen Software-Releases – um immer wieder vertröstet zu werden. Aber auch ohne die neuen Produkte kann Microsoft das Geschäftsjahr 2007 mit Umsatz- und Gewinnsteigerungen eröffnen.

Im letzten Quartal des vorangegangen Geschäftsjahrs zeigte sich Microsoft bereits bewusst optimistisch für das kommende Jahr: Man werde im Geschäftsjahr 2007 durch die Auslieferung von Windows Vista, Office 2007, Exchange Server 2007 und anderer wichtiger Produkte ein starkes Wachstum erleben. Nun nähert sich auch tatsächlich so langsam das Release der nächsten Windows-Version und der neuesten Ausgabe von Microsofts Office-Paket – doch auch dieses erste Geschäftsquartal 2007 musste der Softwarekonzern noch ohne Einnahmen aus seinen neuen Produkten leben, auf den die Marktauguren und Börsenbeobachter so viele Erwartungen für Bilanzen und Aktienkurs bei Microsoft setzen. Der Konzern aber hatte schon vor einiger Zeit auch in Richtung Börse gewarnt, Vista werde erst dann ausgeliefert, wenn es wirklich fertig sei: Und unberührt von den Befürchtungen der Analysten zieht Microsoft derzeit seine Bahn, geht mit im Jahresvergleich 11 Prozent Umsatzsteigerung auf 10,81 Milliarden US-Dollar in sein neues Geschäftsjahr und erzielt im ersten Geschäftsquartal 2007 einen Nettogewinn von 3,48 Milliarden US-Dollar nach 3,14 Milliarden US-Dollar im gleichen Quartal des Vorjahrs. Die Börse hatte für das Quartal einen im Jahresvergleich gleichbleibenden Gewinn bei 10 Prozent Umsatzsteigerung erwartet. Der operative Gewinn bei Microsoft stieg von 4,05 Milliarden auf 4,47 Milliarden US-Dollar.

Ob sich aber die neuen Produkte wirklich so schnell auf die Bilanzen auswirken wie von manchen Börsianern erhofft? Marktforscher gehen nicht von einem schnellen Umstieg der Firmen auf Vista aus; und bis die OEM-Kanäle und Regale der Elektronikmärkte komplett mit PCs bestückt sind, die Vista vorinstalliert haben, wird auch einige Zeit ins Land gehen. Wie Microsoft es auch dreht und wendet: So richtig kann der Konzern den Börsianer mit seinen Produktankündigungen und mit seinen Investitionsplänen in neue Geschäftsfelder ihr Misstrauen nicht nehmen, immer bleibt die Frage, woher nach all den bisherigen Erfolgen das weitere Wachstum kommen soll.

Dabei ist weder in den Ergebnissen der vorherigen Quartale noch in den aktuellen Bilanzen abzusehen, dass Microsoft größere Einbrüche zu verzeichnen hat, im Gegenteil legt der Konzern ein Quartal nach dem anderen mit Wachstum vor. Auch im ersten Quartal 2007 konnte der Konzern in den meisten Bereichen zulegen. Besonders aber hob Microsoft in diesem Quartal das Geschäft mit Servern und mit der Spielkonsole Xbox hervor. Während der Umsatz mit Serversoftware um 17 Prozent anstieg, machte die Xbox-Abteilung beim Umsatz einen Sprung um 70 Prozent nach oben.

Der Umsatz im Bereich Entertainment and Devices (die nach der neuen Konzernstruktur sowohl die Spielesparte als auch die Embedded Devices umfasst, wobei die Vergleichszahlen des Vorjahrs dementsprechend neu berechnet wurden) stieg von 606 auf 1.030 Millionen US-Dollar, den operativen Verlust reduzierte der Konzern in diesem Bereich von 173 auf 96 Millionen US-Dollar. Microsoft meint, die Nachfrage nach der Xbox-Konsole sei ebenso hoch gewesen wie der nach Spielen, Peripherie und dem Online-Dienst Xbox-Live. Man habe bis zum heutigen Tag 6 Millionen Xbox 360 verkaufen und Xbox Live habe seine Mitgliederzahl im abgelaufenen Quartal auf über vier Millionen steigern können.

Die Sparte Server and Tools profitierte unter anderem von massiven Steigerungen beim SQL Server, mit dem Microsoft 30 Prozent mehr Umsatz als im gleichen Quartal des Vorjahrs machte. Aber auch der Windows Server und Visual Studio hätten sich reger Nachfrage erfreut, hieß es in Redmond. Der Umsatz der Sparte stieg von 2,127 auf 2,499 Milliarden US-Dollar, der operative Gewinn von 608 auf 827 Millionen US-Dollar. Und mit dem Bereich Client (alle Windows-Betriebssysteme für Desktop-Rechner) ereichte Microsoft eine Umsatzsteigerung von 3,161 auf 3,303 Milliarden US-Dollar und ein Plus beim operativen Gewinn von 2,570 auf 2,637 Milliarden US-Dollar.

Nicht erfreut wird man bei Microsoft allerdings über die Ergebnisse des Bereichs Online Services Business sein, der wichtige Bestandteile der Live-Strategie umfasst, auf die Microsoft ein Gutteil seiner Zukunft setzt. Wie schon im vorangegangenen Quartal musste der Bereich einen Umsatzrückgang hinnehmen und Verluste ausweisen. Der Umsatz ging von 564 auf 539 Millionen US-Dollar zurück; statt eines Gewinn von 68 Millionen US-Dollar im gleichen Vorjahresquartal machte Online Services Business einen Verlust von 136 Millionen US-Dollar.

Schließlich legt die Microsoft Business Division, in der nach der neuen Konzernstruktur Information Worker (unter anderem die Office-Produkte) und Business Solutions (Great Plains und Navision) zusammengefasst sind, Bilanzen vor, nach denen der Umsatz zwar von 3,283 auf 3,425 US-Dollar gestiegen ist, der Gewinn aber kaum wuchs – er lag bei 2,253 Milliarden US-Dollar nach 2,244 Milliarden US-Dollar im gleichen Quartal des Vorjahrs.

Die Aussichten für das derzeit laufende zweite Geschäftsquartal dämpfte Microsoft etwas – die Börse hatte schon einmal einen Umsatz von 12,94 Milliarden US-Dollar prognostiziert. Der Konzern selbst spricht von 11,8 bis 12,4 Milliarden US-Dollar. Microsoft rechnet damit, dass sich durch das Coupon-Programm für Windows Vista und Office 2007 rund 1,5 Milliarden Dollar an Umsatz ins Kalenderjahr 2007 (vom zweiten in das dritte Quartal von Microsofts Geschäftsjahr 2007) verschieben. Mit dem Programm wird den Kunden ein verbilligtes oder nahezu kostenloses Update versprochen, damit sie sich nicht etwa im Weihnachtsgeschäft in Kaufzurückhaltung üben.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Microsoft in US-Dollar
(Das Geschäftsjahr beginnt jeweils im Juli)

Quartal Umsatz Nettogewinn
3/00 5.660 Mio. 2.390 Mio.
4/00 5.800 Mio. 2.410 Mio.
1/01 5.800 Mio. 2.200 Mio.
2/01 6.590 Mio. 2.620 Mio.
3/01 6.460 Mio. 2.450 Mio.
4/01 6.580 Mio. 66 Mio.
1/02 6.130 Mio. 1.280 Mio.
2/02 7.740 Mio. 2.280 Mio.
3/02 7.250 Mio. 2.740 Mio.
4/02 7.250 Mio. 1.530 Mio.
1/03 7.750 Mio. 2.730 Mio.
2/03 8.540 Mio. 2.550 Mio.
3/03 7.840 Mio. 2.790 Mio.
4/03 8.070 Mio. 1.920 Mio.*
1/04 8.220 Mio. 2.610 Mio.*
2/04 10.150 Mio. 1.550 Mio.*
3/04 9.180 Mio. 1.320 Mio.*
4/04 9.290 Mio. 2.690 Mio.
1/05 9.189 Mio. (2.901 Mio.)
2.530 Mio **
2/05 10.818 Mio. 3.463 Mio.
3/05 9.620 Mio. 2.563 Mio.
4/05 10.161 Mio. 3.700 Mio.
1/06 9.741 Mio. 3.141 Mio.
2/06 11.837 Mio. 3.653 Mio.
3/06 10.900 Mio. 2.977 Mio.
4/06 11.804 Mio. 2.828 Mio.
1/07 10.811 Mio. 3.478 Mio.
* Gewinne unter Bilanzierung der Umstellung auf das neue Aktienprogramm für Microsoft-Mitarbeiter
** nach nachträglichem Abzug der Sonderkosten durch die Einigung mit Novell