Microsoft stellt Silverlight 3 und Blend 3 vor

Silverlight-Desktop-Anwendungen, H.264-Videos und Verlinkbarkeit von Anwendungszuständen: Auf der Webentwicklerkonferenz Mix09 stellt Microsoft die Beta-Versionen von Silverlight 3 und Expression Blend 3 vor.

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Von
  • Herbert Braun

Eine Welle von Neuheiten in Expression Blend und Silverlight stellt Microsoft zur Stunde auf seiner Webentwicklerkonferenz Mix09 in Las Vegas vor. Beide Anwendungen erscheinen in Version 3 Beta, die kostenlos zum Download bereitstehen.

Vom Browser auf den Desktop: Silverlight-Anwendungen lassen sich nun auch lokal installieren.

(Bild: Microsoft)

Mehr als 50 neue Features hat Microsoft alleine dem etwa 4 MByte großen Browser-Plug-in Silverlight angedeihen lassen. Wie schon vor einigen Monaten durchgesickert war, wird Silverlight 3 ebenso wie der konkurrierende Flash Player hochauflösende Videos auch in H.264- und AAC-Kodierung darstellen können. Mit Hilfe der Smooth-Streaming-Dienste der IIS Media Services ermitteln Server und Player die optimale Bandbreite, um ruckelfreies Abspielen zu gewährleisten. Damit das Plug-in HD-Filme im Fullscreen-Modus darstellt, kann es nun auch auf die Kapazitäten des Grafikprozessors zugreifen. Besonderes Extra: Silverlight nimmt auch Videodaten im RAW-Format entgegen, so dass die Dekodierung im Betriebssystem erfolgen kann. Mit der Integration des PlayReady-Clients ermöglicht Silverlight kopiergeschützte Auslieferungen von Inhalten.

Sinn ergibt das vor allem für installierbare Desktop-Anwendungen – und genau die sind mit Silverlight 3 nun möglich. Ähnlich wie bei Adobes AIR können Silverlight-Anwendungen mit der "Out of Browser"-Technik als lokale Programme laufen, brauchen dafür aber offenbar keine besondere Anpassung. Dabei verlassen sie die Sandbox nicht; als Speicherplatz haben sie per Voreinstellung 10 MByte "Isolated Storage" zur Verfügung.

Die Bitmap-Effekte ermöglichen in Silverlight-Anwendungen grafischen Zuckerguss, der sonst Bildbearbeitungsprogrammen vorbehalten bleibt.

(Bild: Microsoft)

Auch beim Rendering schließt Silverlight 3 zu einigen Neuerungen des Flash Player 10 auf: Mit "Perspective 3D" hält die dritte Dimension Einzug in Silverlight-Anwendungen, während Pixel-Shader-Effekte Unschärfe und Schlagschatten ermöglichen. Ein Bitmap-Caching-Mechanismus sorgt für die nötige Geschwindigkeit. Die neue Bitmap-Schnittstelle erlaubt pixelgenaue Manipulation von Bildern, beispielsweise für einen Online-Foto-Editor. Text stellt das Plug-in künftig performanter dar.

Eine interessante Innovation ist die Möglichkeit, einzelnen Zuständen der Anwendung eine URL zuzuweisen, so dass der Benutzer Lesezeichen nutzen kann. Auch die alten Probleme der Suchmaschinen-Indexierung und der Barrierefreiheit von RIA-Inhalten will Microsoft gelöst haben. Silverlight-Entwickler können auf mehr als 60 neue Bedienelemente wie Diagramme, Datengitter oder Baumansichten zugreifen, die unter Open-Source-Lizenz stehen.

Die neue 3D-Engine in Silverlight 3 erzeugt die Illusion von Raum, ohne dass dabei die Hardware in die Knie geht.

(Bild: Microsoft)

Bislang sei der vor zwei Jahren erstmals veröffentlichte Silverlight-Player auf 300 Millionen Rechnern installiert, erklärte Microsoft, etwa dreimal so viel wie vor einem Jahr (zum Vergleich: Adobes Flash Player läuft angeblich auf 950 Millionen PCs). Nach Microsoft-Schätzungen arbeiten über 400.000 Entwickler an Silverlight-Anwendungen. Nachdem bereits die Olympiade in Beijing im Internet per Silverlight übertragen wurde, sollen auch die Winterspiele 2010 in Vancouver über den Micrsoft-Player laufen. Die Linux-Variante Moonlight ist auf dem Weg, (Korrektur:) unter Windows und Mac arbeitet das Plug-in mit allen gängigen Browsern zusammen, auch wenn nicht alle offiziell unterstützt werden.

Der SketchFlow-Player in Blend 3 soll das Prototyping von interaktiven Anwendungen erleichtern.

(Bild: Microsoft)

Das wichtigste Entwicklungswerkzeug für Silverlight-Anwendungen, Expression Blend, wartet in Version 3 ebenfalls mit einigen Neuerungen auf – SketchFlow, die spektakulärste davon, ist allerdings noch nicht in der Beta enthalten. Diese Funktion soll es den Entwicklern ermöglichen, Prototypen ähnlich wie mit Microsoft Visio oder Project zu skizzieren und diese schrittweise durch fertige Bestandteile zu ersetzen. Ebenfalls noch nicht rechtzeitig für die Beta fertig geworden sind die Behaviors, also wiederverwendbare interaktive Komponenten, die die Arbeitsaufteilung zwischen Designer und Entwickler erleichtern.

Projektplanung inklusive: In Blend 3 kann der Gestalter den Anwendungsablauf in Flussdiagrammen entwerfen.

(Bild: Microsoft)

Funktionieren soll dagegen der verlustfreie Import von Bildern aus Adobe Photoshop (PSD) und Illustrator (AI). Beispieldaten helfen bei der Entwicklung von Anwendungen mit Live-Daten. Blend 3 Beta arbeitet mit dem Team Foundation Server zusammen, bringt einen Code-Editor mit, der auch andere Sprachen als JavaScript unterstützt und erlaubt Kommentare, die nicht ins fertige Projekt kompiliert werden. Verbesserungen ließ Microsoft dem Skinning und dem Visual State Manager angedeihen, der interaktive Anwendungszustände sichtbar macht.

Update: Die finale Version von Silverlight 3 wie auch von Blend 3 ist laut Microsoft für den Spätsommer geplant. (heb)