Microsoft vs. Novell: Die nächste Runde

Novell wirft Microsoft vor, unter Ausnutzung eines Monopols bei Betriebssystemen den Wettbewerb beim Geschäft mit Textverarbeitungen und Tabellenkalkulationen behindert zu haben.

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Von
  • Jürgen Kuri

Im Verfahren wegen Wettbewerbsbehinderung, das Novell gegen Microsoft angestrengt hat, kann die nächste Runde beginnen: Der zuständige Richter J. Frederick Motz entschied, dass das Verfahren mit zwei von ursprünglich sechs Vorwürfen gegen Microsoft fortgesetzt werden könne. Die beiden zugelassenen Klagepunkte beziehen sich darauf, dass Microsoft ein Monopol bei Windows ausgenutzt habe, um die Verkäufe von WordPerfect und Quattro Pro zu behindern. Ein Monopol bei Textverarbeitungen und Tabellenkalkulationen habe Microsoft aber nicht innegehabt, weswegen die anderen Punkte nicht zugelassen worden seien.

Motz bezog sich in einer Entscheidung auf eine mittlerweile recht berühmte E-Mail, die der Microsoft-Manager Jeffrey Raikes 1997 an den Investor Warren Buffett schickte und die auch schon in anderen Kartellprozessen eine Rolle spielte. Darin verglich Raikes Word und Excel mit einem Burggraben, der Windows schütze. Wenn Microsoft die Geschäfte besitze, die auf Basis von Windows erst entstünden, dann werde dadurch auch der Graben breiter, der das Geschäft mit dem Betriebssystem selbst schütze. In dem Verfahren, das Novell nun weiterführen kann, darf nach der Entscheidung des Richters auch die Feststellung der wettbewerbswidrigen Ausnutzung eines Monopols verwandt werden, die im Kartellverfahren der US-Regierung gegen Microsoft getroffen wurde.

Novell hatte Ende 2004 eine neue Kartellrechtsklage gegen Microsoft eingereicht, nachdem man zuvor eine Klage von Novell wegen des Netzwerkbetriebssystems Netware gegen Zahlung von 536 Millionen US-Dollar beilegen konnte. Damals zog Novell auch seine Beteiligung an dem EU-Verfahren gegen Microsoft zurück, das in einer Strafe von 497,2 Millionen Euro gegen Microsoft und -- mittlerweile nahezu endlos erscheinenden -- Querelen zwischen der EU-Kommission und Microsoft um die Einhaltung der Auflagen endete.

Die zweite US-Klage von Novell dreht sich im Unterschied zum ersten Verfahren und zu den Untersuchungen der EU-Kommission nicht um Server-Betriebssysteme, sondern um die Bürosoftware WordPerfect und Quattro Pro. Die Vorwürfe beziehen sich auf die Jahre 1994 bis 1996, in denen Novell nach der Fusion mit der WordPerfect Corp. die Rechte an der Textverarbeitung WordPerfect hielt. Microsoft habe mit wettbewerbswidrigen Praktiken dazu beigetragen, dass etwa der Marktanteil von WordPerfect von knapp 50 Prozent im Jahr 1990 auf weniger als 10 Prozent gefallen sei. (jk)