Mobilfunker 1&1 bekommt "National Roaming" vom Konkurrenten Vodafone

Der Aufbau des eigenen Mobilfunknetzes läuft schleppend bei 1&1. Doch jetzt kommt eine Partnerschaft mit Vodafone für nationales Roaming.

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(Bild: heise online / mma)

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Der Mobilfunk-Anbieter Vodafone sucht überraschend den Schulterschluss mit seinem Rivalen 1&1, um mehr Geld in die Kasse zu bekommen. Beide Firmen teilten am Mittwoch laut Bericht der dpa mit, sich auf eine National-Roaming-Partnerschaft geeinigt zu haben. Das heißt, dass 1&1-Kunden spätestens ab Oktober 2024 dort, wo ihr eigentlicher Vertragspartner keine eigenen Masten hat, mit dem Vodafone-Netz verbunden werden. Dafür bekommt Vodafone Mieteinnahmen. Bisher hat 1&1 so einen Vertrag mit dem Wettbewerber Telefónica Deutschland (O2), dieser gilt aber nur für 4G. Bei Vodafone ist hingegen auch 5G und damit der neueste Mobilfunkstandard inbegriffen.

1&1 baut derzeit sein eigenes Handynetz, kommt hierbei aber nur schleppend voran. Bei der Frage, warum es so langsam vorangeht, liegen 1&1 und Vodafone im Clinch: Der Neueinsteiger wirft Vodafone vor, Einfluss auf den Infrastrukturbetreiber Vantage Towers ausgeübt und den Bau von Hunderten Handymasten und Dachstandorten für 1&1 abgebremst zu haben. Vodafone hält zusammen mit Investoren die Mehrheit an Vantage Towers. Die britische Firma bestreitet die Vorwürfe. Zu dem Sachverhalt leitete das Bundeskartellamt im Juni ein Missbrauchsverfahren ein.

Vodafone steht unter Druck, zuletzt verlor die Firma Marktanteile. Mit einem Sparprogramm samt Personalabbau will das Unternehmen wieder auf Kurs kommen. Die Zusammenarbeit mit 1&1 bringt nun dringend benötigten Extra-Umsatz. Die Partnerschaft läuft maximal 18 Jahre. Vodafone-Deutschland-Chef Philippe Rogge meint, dass beide Seiten langfristig profitieren würden. "1&1 erhält Zugang auch zu 5G, und die attraktiven Konditionen dieser Partnerschaft helfen uns als Vodafone, unsere Netze noch besser auszulasten und sie für unsere Kunden weiter zu verbessern", sagte Rogge.

Nach der Bekanntgabe der Partnerschaft zog der Börsenkurs von 1&1 kräftig an, Vodafone legte nur moderat zu. Der Kurs von Telefónica Deutschland brach hingegen ein – diese Firma muss auf längere Sicht auf Einnahmen verzichten, die sie bisher von 1&1 als Noch-Mieter erhält beziehungsweise in Aussicht gestellt bekommen hat.

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Telefónica Deutschland verweist in einer Mitteilung auf den laufenden Vertrag mit 1&1, der noch bis zum 30. Juni 2025 "Umsatzströme sichert". Danach könne das Unternehmen freiwerdende Kapazitäten für andere Partner oder eigene Kunden nutzen. Telefónica Deutschland habe in den vergangenen Quartalen "starkes operatives und finanzielles Momentum erzielt" und wolle diesen "Wachstumskurs fortsetzen". Das Unternehmen bestätigte seine Prognose für das Geschäftsjahr 2023.

(axk)